Den Sprung an die Tabellenspitze haben die HSV-Handballer beim 29:29 in Kiel verpasst. Die Vorzeichen stehen dennoch günstig.

Hamburg. In der neuen "Handballwoche", die ab heute am Kiosk erhältlich ist, ist der HSV Hamburg bereits auf Platz eins der Tabelle zu finden. In einer Umfrage unter 2500 Fans, die die Fachzeitschrift in Auftrag gegeben hat, erhielt der Verein den besten Wert aller 18 Bundesligisten. Mit einer Gesamtnote von 1,81 liegt der HSV vor EHF-Cup-Sieger VfL Gummersbach (1,95) und dem TSV Dormagen (1,96).

In der sportlichen Rangordnung ergibt sich einstweilen das vertraute Bild: Der THW Kiel (28:2 Punkte) hält den HSV weiter einen Punkt auf Distanz. Das Duell der beiden Titelanwärter hatte beim rauschenden 29:29 am Sonntag in der Sparkassen-Arena keinen Sieger hervorgebracht, schon gar nicht eine Entscheidung über die deutsche Meisterschaft. Aber mit jeder Stunde Abstand gedieh bei den Hamburgern die Überzeugung, dass sie die eigentlichen Gewinner dieses Unentschiedens sind.

"Wir haben es jetzt selbst in der Hand", sagt der sportliche Leiter Christian Fitzek. Und auch Präsident Andreas Rudolph setzt auf das "leichtere Restprogramm". Nur noch einmal in dieser Spielzeit, am 23. März gegen die SG Flensburg-Handewitt, muss seine Mannschaft zu einem Gegner aus der oberen Tabellenhälfte reisen. Die Kieler hingegen haben noch bei den Rhein-Neckar Löwen, dem VfL Gummersbach, dem TBV Lemgo, Frisch-Auf Göppingen und dem TV Großwallstadt anzutreten. Vom Rückspiel in Hamburg am 22. Mai ganz abgesehen: Es könnte bei zwei verbleibenden Spieltagen zum Show-down um den Titel werden. "Wenn nicht, werden wir deutscher Meister", verkündete Rudolph selbstbewusst.

Das würde voraussetzen, dass der HSV die 16 Spiele bis dahin schadlos übersteht, wohingegen die Kieler mindestens zweimal straucheln müssten. Ein kühnes Rechenspiel, wie auch Fitzek zugibt: "Ich sehe derzeit keinen anderen, der den THW schlagen kann." Der TBV Lemgo etwa blamierte sich am Wochenende mit einer 25:26-Niederlage bei Aufsteiger TSV Hannover-Burgdorf, der morgen (19 Uhr/DSF) den HSV empfängt. Auch von den Rhein-Neckar Löwen, obwohl mit Weltklassespielern reich gesegnet, sollten die Hamburger keine Hilfe erwarten: Sie verscharrten ihre eigenen Ambitionen am Sonntag mit 28:33 bei den Füchsen Berlin endgültig. "Die Mannschaften, auf die wir gehofft haben, schwächeln alle", sagt Fitzek, "und Kiel hat sich lange keinen Ausrutscher mehr erlaubt."

Eher als auf eine Schwäche des Titelverteidigers sollte der HSV also auf die eigene Stärke setzen. Eine ist, "dass wir jederzeit zurückkommen können", wie Trainer Martin Schwalb nach dem Spiel in Kiel hervorhob: "Das spricht für die Qualität dieser Mannschaft." Selbst seine Torleute Johannes Bitter und Per Sandström, zuvor von Experten als Hamburger Schwachpunkte ausgemacht, hielten weit mehr, als mancher sich von ihnen versprochen hatte.

Für den HSV könnte auch die Zeit spielen. Während Kiels Trainer Alfred Gislason sein Führungspersonal im Angriff auf den zentralen Positionen durchspielen ließ, wechselte Schwalb bis auf seine Außenspieler die gesamte Mannschaft durch. Die entsprechend geringere Beanspruchung könnte sich auf Sicht auszahlen. Denn der Titelkampf hat gerade erst begonnen.

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