Drei Tage nach dem Remis im Spitzenspiel verliert Meister Kiel in Balingen und muss Hamburg pas sieren lassen.

Hannover. Dass die Rückkehr in den Alltag schwer werden würde, hatten die HSV-Handballer geahnt. "Nach so einem Superspiel fällt die Anspannung erst einmal ab", hatte Johannes Bitter nach dem famosen 29:29 am Sonntag im Spitzenspiel beim THW Kiel eingeräumt. Er sollte recht behalten. Was den HSV angeht, war die Sorge unbegründet, wenngleich die Hamburger etwas mehr kämpfen mussten, als ihnen lieb war, um sich bei der TSV Hannover-Burgdorf mit 31:25 (16:12) schadlos zu halten. Es waren die Kieler, die im Fernduell um den Titel Nerven zeigten: Bei HBW Balingen-Weilstetten kassierte der deutsche Meister mit 37:39 sensationell die erste Saisonniederlage und legte dem Hamburger Rivalen damit gleichsam die Tabellenführung unter den Christbaum. "Das fühlt sich gut an: über Weihnachten Tabellenführer zu sein und mit den vielen Fans hier zu feiern", sagte Torhüter Per Sandström.

Es brauche heute keine Jungs, sondern Männer, hatte Trainer Martin Schwalb vor dem Anpfiff seine Spieler wissen lassen. Es dauerte allerdings eine Viertelstunde, ehe die ihr Reife-Zeugnis ablegten. 7:7 stand es, und der Aufsteiger aus Hannover hatte wie befürchtet keinen übertriebenen Respekt gegenüber dem nunmehr ersten Meisterschaftsanwärter gezeigt.

Allerdings fehlten Schwalb zwei Stammkräfte: Marcin Lijewski steht nach einer Mandeloperation erst im neuen Jahr wieder zur Verfügung, Kapitän Guillaume Gille hütete mit Fieber das Bett. Das machte sich vor allem im Angriff bemerkbar. Doch bald hatte auch der sich sortiert, und der HSV konnte seine individuelle Klasse, namentlich die von Pascal Hens und Igor Vori, in die Waagschale legen.

Am Ende war es kein Glanzstück, doch ein ungefährdeter Sieg, der angesichts des Kieler Ausrutschers womöglich noch sehr kostbar werden könnte. "Es lief sicher nicht optimal", gestand Linksaußen Torsten Jansen, "aber wir hätten dieses Ergebnis vorher dankend angenommen." Mit dem Bier, das der Nationalspieler aus Anlass seines 33. Geburtstags auf der Heimfahrt spendierte, durfte so auch auf die Tabellenführung angestoßen werden. "Darauf können wir stolz sein", bilanzierte Sportchef Christian Fitzek, "Wir wissen aber auch, dass jetzt umso mehr zu tun ist, um diese Position zu halten." Am Sonntag (15 Uhr) muss der HSV den Rollenwechsel vom Jäger zum Gejagten vollziehen - gegen Balingen.

Tore, Hannover-Burgdorf: Jonsson 5, Stelmokas 5, Friedrich 4, Buschmann 3, Lehnhoff 3 (1 Siebenmeter), Brack 2, Bergmann 2, Bedzikowski 1; Hamburg: Hens 7, Lindberg 7 (5), Duvnjak 4, K. Lijewski 4, Vori 4, Lackovic 2, Flohr 1, Schröder 1, Jansen 1. Schiedsrichter: Dedens/Geckert (Magdeburg). Zuschauer: 4400 (ausverkauft). Zeitstrafen: 8; 4. Rote Karte: Bedzikowski (Hannover) nach 3 Zeitstrafen (43.).