Die Bayern-Fans halten ihm die Treue, doch bei Münchens Trainer Louis van Gaal besitzt Stürmer-Star Luca Toni nur wenige Sympathien.

Hannover. Die Münchner Anhänger riefen nach dem Spiel verzückt:„Toni, Toni, Toni!“ Doch Louis van Gaal reagierte nur kühl. „Er muss sich den Anforderungen des Trainers stellen“, sagte der Coach: „Wenn er das nicht macht, wird er keine Chance bekommen.“ Der vom Trainer ungeliebte, aber von den Fans noch immer verehrte Stürmer sorgte erneut für Diskussionen. Und an denen beteiligte sich am Sonntag auch Ottmar Hitzfeld, der das Toni-Problem als hausgemacht ansieht. „Die Konflikte waren vorprogrammiert, weil der Verein es nicht geschafft hat, den einen oder anderen Spieler zu verkaufen“, sagte der Ex-Trainer im Pay-TV-Sender Sky: „Wenn man Gomez holt, hätte man einen anderen Mittelstürmer verkaufen müssen.“

So einfach, wie es Sportdirektor Christian Nerlinger nach dem 3:0- Sieg in Hannover und dem Sprung auf Platz vier der Fußball-Bundesliga darzustellen versuchte, ist es nicht. „Es hat eine Geldstrafe gegeben. Das Thema Toni ist erledigt“, sagte der Nachfolger von Manager Uli Hoeneß. Aber solange der unzufriedene Weltmeister bei den Bayern bestenfalls ein Bankdrücker ist, wird der smarte Italiener für Unruhe sorgen. In Hannover machte er ein paar Mätzchen beim Aufwärmen, gab freundlich Autogramme und durfte sich vor der Abfahrt des Bayern-Busses über die Sprechchöre mit seinem Namen freuen. Nach seiner Attacke gegen den Coach und der Aussortierung gegen Haifa war Toni völlig unerwartet mit nach Hannover gereist – entgegen der Ankündigung des Trainers vom Freitag. „Weil wir viele verletzte Spieler haben, und er hat einen Vertrag“, begründete van Gaal die Nominierung. Eine Versöhnung ist aber nicht in Sicht. „Nein, er hat sich nicht entschuldigt – und er wird es auch nicht tun.“

Uli Hoeneß, seit Freitag neuer Bayern-Präsident und am Sonntag sehr wortkarg, hatte genau darauf gehofft. Es gebe „unter Männern die Möglichkeit, sich zu entschuldigen“, hatte Hoeneß erklärt:„Wenn das passieren würde, dann gibt es eine Chance zwischen ihm und Louis van Gaal.“ Ein „Scusi“ des italienischen Nationalspielers, der im Winter weg will, blieb jedoch aus. Vor allem deshalb ist es verwunderlich, dass der niederländische Coach ihn in den Kader berief. Er sei „überrascht, dass van Gaal, der sehr konsequent handelt und ein harter Trainer ist, ihn wieder mitgenommen hat“, sagte Hitzfeld, der als Bayern-Coach selten so deutliche Worte fand wie jetzt als TV- Experte. Schließlich sei mit der öffentlichen Klage über den Trainer „schon was Gewaltiges passiert“.

Trotz der Wirren um Toni ist van Gaals Position nach den Siegen gegen Haifa und Hannover zunächst wieder gestärkt. Zumal auch noch die drei eingesetzten Angreifer Thomas Müller, Ivica Olic und Mario Gomez am Sonntag trafen. „Gut, dass die Stürmer diese Tore gemacht haben, das gibt Selbstvertrauen“, kommentierte van Gaal. Gut ist es aber auch für den Übungsleiter, denn sonst wäre es für ihn wieder ungemütlicher geworden. „Es kann eine Wende werden“, sagte der Bayern-Trainer angesichts der beiden Erfolge und des Sprungs auf Platz vier. Er mahnte jedoch auch: „Wir müssen noch mehr machen.“ Ihm dürfte nicht entgangen sein, dass seine Mannschaft in Hannover gegen einen mittelmäßigen Gegner einiges Glück und einen starken Torhüter Jörg Butt benötigte, um keine Gegentore zu kassieren.

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