Bitter, aber wahr: Der deutsche Rekordmeister Bayern München kann das Achtelfinale der Champions League nicht mehr aus eigener Kraft erreichen.

München. Manager Uli Hoeneß ist bemüht, die bedrohliche Lage um den stark in die Kritik geratenen Trainer Louis van Gaal zu entschärfen - doch bei Bayern München herrscht nach wie vor höchste Explosionsgefahr. Dem deutschen Fußball-Rekordmeister droht am Mittwoch (20.45 Uhr/live bei Sat.1 und Sky) gegen Maccabi Haifa das vorzeitige Aus in der Champions League und damit vor der Jahreshauptversammlung am Freitag eine Ausweitung der Krise.

Der Bundesliga-Siebte ist vor dem Duell mit dem israelischen Meister auf Schützenhilfe von Girondins Bordeaux gegen Juventus Turin angewiesen. Bei einem Juve-Sieg wären die Münchner zum zweiten Mal überhaupt nach 2002/2003 schon nach der Gruppenphase aus der Königsklasse ausgeschieden. Der umstrittene van Gaal wäre dann wohl kaum mehr zu halten.

Noch versuchen die Verantwortlichen jedoch, die Wogen zu glätten. „Wir haben das Thema einer Entlassung van Gaals intern nicht diskutiert. Wir haben mit dem Trainer gemeinsam die Situation analysiert. Wir haben ihm unsere volle Unterstützung zugesichert und werden gemeinsam in aller Ruhe versuchen, die Probleme zu lösen“, sagte Hoeneß.

Wie lange diese Garantie gilt und ob der Job van Gaals auch bei einem K.o. am Mittwoch noch sicher ist, wollte Hoeneß jedoch nicht verraten. Einen Hinweis darauf, wie lange die Geduld der Bosse vorhalten könnte, gab jedoch Präsident Franz Beckenbauer: „Sollte man in der Champions League ausscheiden, wird man bis zur Winterpause gehen und dann analysieren, wie es weitergeht. Und dann wir man eine Lösung finden“, sagte Beckenbauer und fügte an: „Wenn der Vorstand anfängt, am Trainer zu zweifeln, dann bricht alles zusammen.“

Am Sonntag beim enttäuschenden 1:1 gegen Leverkusen geisterte schon der Name Guus Hiddink durch die Arena-Katakomben, zudem wird bereits über DFB-Sportdirektor Matthias Sammer spekuliert. Doch noch räumt auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge van Gaal die Chance ein, „dass wir gemeinsam die Kurve kriegen“.

Van Gaal selbst versucht, die anhaltenden Diskussionen um seine ungewisse Zukunft auszublenden. „Ich kann das nicht beeinflussen. Die einzige Methode ist, den Fokus auf das Spiel und meine Spieler zu richten“, sagte der 58 Jahre alte Niederländer am Dienstag. Allzu optimistisch blickte van Gaal dem Spiel gegen Maccabi jedoch nicht entgegen: „Wir sind abhängig, das ist nicht gut. Wir können nur hoffen.“

Immerhin scheint die zuletzt völlig verunsicherte Mannschaft den Ernst der Lage erkannt zu haben. „Wir gehen das wie ein Endspiel an. Wir müssen zeigen, dass wir der FC Bayern sind und dass da nichts zu holen ist. Wir stehen alle unter Druck und mit dem Rücken zur Wand. Noch ist es nicht zu spät, dass wir zusammen aus dieser Situation rauskommen“, sagte Nationalspieler Philipp Lahm: „Wir wissen, was auf dem Spiel steht.“

Verzichten muss van Gaal weiterhin auf seine Mittelfeldstars Franck Ribery und Arjen Robben, aber auch Luca Toni fehlt erneut wegen einer angeblichen Leistenzerrung. „Er hat sich abgemeldet“, meinte van Gaal kurz angebunden, zumal der Weltmeister vor dem Duell gegen Haifa einmal mehr für Unruhe sorgte. „Seit vier Monaten habe ich Probleme mit van Gaal. Alles hat Grenzen. Unsere Beziehung ist fast am Ende“, sagte der 32 Jahre alte Torjäger. Er würde deshalb „gerne nach Italien zurückkehren“.

Indes warnte Beckenbauer davor, Haifa zu unterschätzen. „Das ist keine schlechte Mannschaft. Die haben alle Spiele knapp verloren. Auch unser 3:0 in Haifa war nicht so souverän“, sagte der „Kaiser“ und wollte sich das Horror-Szenario schlechthin erst gar nicht vorstellen: „Sagen wir mal, Juventus gewinnt nicht in Bordeaux, aber wir gewinnen auch nicht gegen Haifa: Das will ich nicht erleben. Dann bin ich am Freitag bei der Jahreshauptversammlung in New York und schicke Grüße über die Leinwand.“

Gewinnt jedoch Juve (acht Zähler) am Mittwoch, hat der FC Bayern angesichts von derzeit vier Punkten Rückstand auf die Italiener keine Chance mehr. Nur bei einem Unentschieden oder einer Niederlage Turins in Bordeaux, das gegen Bayern zweimal siegte (2:1/2:0) und schon für das Achtelfinale qualifiziert ist, dürfen die Münchner noch hoffen. -

Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:

München: Butt - Lahm, van Buyten, Demichelis, Badstuber - Müller, Timoschtschuk, van Bommel, Schweinsteiger - Klose, Gomez. - Trainer: van Gaal

Haifa: Davidovitch - Meshumar, Teixeira, Keinan, Masilela - Osman, Katan, Kayal, Golasa - Ghadir, Dwalischwili. - Trainer: Levi

Schiedsrichter: Craig Alexander Thomson (Schottland)

Bayerns Chancen auf das Champions-League-Achtelfinale

Juventus Turin (8) und die Bayern (4) kämpfen um das zweite Achtelfinal-Ticket, Maccabi Haifa (0) ist chancenlos. Bei Punktgleichheit entscheidet der direkte Vergleich. Die möglichen Konstellationen vor den letzten beiden Gruppen-Spieltagen:

1) Wenn Juventus Turin sein vorletztes Spiel am 25. November auswärts in Bordeaux gewinnt, sind die Bayern definitiv ausgeschieden.

2) Gewinnen die Italiener in Bordeaux nicht, schaffen die Bayern den Einzug ins Achtelfinale mit zwei Siegen gegen Maccabi Haifa (25. November) und zum Abschluss in Turin (8. Dezember).

3) Bei einer Turiner Niederlage in Bordeaux könnte den Bayern gegen Haifa sogar ein Unentschieden genügen: Juventus hätte dann vor dem letzten Spieltag drei Zähler Vorsprung. Mit einem abschließenden Sieg in Turin würden die Bayern mit den Italienern nach Punkten (je 8) gleichziehen und dann dank des besseren direkten Vergleiches Platz zwei belegen. Das Hinspiel gegen Juventus war 0:0 ausgegangen.

4) Bei einer Niederlage gegen Haifa sind die Bayern vorzeitig ausgeschieden. Sie müssten dann sogar um ihren dritten Platz und damit die Qualifikation für die Europa League bangen. Haifa wäre mit drei Punkten vor dem letzten Spieltag bis auf einen Zähler an die Münchner herangerückt. Zum Abschluss treten die Israelis zu Hause gegen Bordeaux an.

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