Während die Katamarane mit über 50 km/h übers Wasser jagen, hoffen die Athleten auf ein schnelles Olympia-Comeback der spektakulären Klasse.

Hamburg. Als seinen Tornados der olympische Wind aus den Segeln genommen wurde, weilte Roland Gäbler in Griechenland. Ein Fehler, wie der 44-Jährige heute meint. Damals, im November 2007, kegelte der Weltsegelverband (ISAF) bei einer Abstimmung über die olympischen Disziplinen in Portugal nämlich ausgerechnet die spektakulärste Klasse aus dem Programm. "Wir waren uns sicher, dass der Tornado drinbleiben würde", sagt der Bronzemedaillengewinner von Sydney 2000. Doch in Estoril kam es zu einem Abstimmungsverhalten, wie man es auch von Castingshows kennt: Der Favorit erhält nicht genug Stimmen, weil diese an vermeintliche Wackelkandidaten gehen.

"Ich hatte anschließend ein richtig schlechtes Gewissen, dass ich segeln war und nicht mit zwei, drei anderen erfolgreichen Tornado-Seglern vor Ort Politik betrieben habe", erinnert sich Gäbler, der allerdings noch Hoffnung hat, dass die Tornados 2012 doch vor Großbritannien wirbeln werden. Da das Internationale Olympischen Komitee der ISAF nur vorschreibt, wie viele Segler an den Spielen teilnehmen dürfen, könnte der Tornado noch nachrücken, wenn dafür in den anderen Klassen kleinere Flotten gemeldet werden. Mit einer endgültigen Entscheidung ist laut Gäbler jedoch erst im November zu rechnen.

Im Vergleich zu 15 Jahren ist dies ein überschaubarer Zeitraum. So lange mussten die Tornadosegler nämlich darauf warten, dass sie ihre eindrucksvollen Manöver bei Geschwindigkeiten von bis zu 30 Knoten (über 50 km/h) mit einer Sondergenehmigung auch einmal auf der Alster zeigen dürfen. Seit gestern gastieren die Formel-1-Piloten des Segelsports nun in der Hansestadt, tragen hier die internationalen deutschen Meisterschaften aus.

Der für den NRV Hamburg antretende Gäbler geht nach über einem Jahr Verletzungspause mit seiner Frau Nahid an den Start. Für Aufsehen sorgte der gebürtige Bremer bereits vor dem Regattastart. "Wir wollen den Roland sehen", skandierten einige der anwesendem Segler bei der Eröffnungsfeier am Mittwochabend lautstark vor dem Fernseher des NRV-Klubhauses, als eine kurze Reportage über die anstehenden German Open ausgestrahlt wurde. Der Star selbst stapelt erst mal tief: "Klar wünscht man sich eine Medaille", sagt der ehemalige Bundestrainer, "unser primäres Ziel ist es aber, ohne größere Stunts durchzukommen."

Das dürfte auf dem schwierigen Alster-Revier jedoch selbst für den Routinier nicht einfach werden. Der Wind auf dem engen Kurs ist aggressiv, was besonderes taktisches Geschick verlangt. "Das wird hier kein Straßenbahnfahren", verspricht Gäbler. Am ersten Wettkampftag hatte er weniger mit den Bedingungen als mit einem technischen Defekt an seinem Boot zu kämpfen. Dennoch reichte es nach drei Wettfahrten für das Ehepaar Gäbler zu einem dritten Rang in der Gesamtwertung. "Wir sind froh, dass wir den ersten Tag überlebt haben", meint Deutschlands Segler des Jahres von 1995 und 1997. Die Führung übernahmen fürs erste das Duo Sebastian Moser und Thomas Posch (Freiburg/Chieming).

"Insgesamt war es ein perfekter Start für die Tornado-Premiere auf der Alster", so Gäbler. "Wir sind alle total happy." Schließlich geht es auch darum, im "Segelstadion" im Herzen Hamburgs Werbung für die Klasse zu betreiben. Noch elf Wettfahrten bieten bis Sonntag dazu Gelegenheit. Und Gäbler wird dieses Mal definitiv seinen Teil dazu beitragen.