Der Wedeler Carsten-Otto Nagel belegte nach Rang zwei im Großen Preis nur Rang 16.

Hamburg

Als Thomas Kleis (31) aus Pinnow nach geglücktem Sprung über das letzte Hindernis beide Arme in die Höhe streckte und laut jubelte, schlug sich Lebensgefährtin Birthe Makowei auf der Tribüne vor Freude die Hände vor ihr Gesicht. Nach Platz zwei 2007 und Rang vier 2008 hatte ihr Mann gerade vor 25 000 Zuschauern mit Carassina das 80. Deutsche Springderby in Klein Flottbek gewonnen.

Den zweiten Platz belegte Matthias Granzow vom RC Passin mit Antik, ein enger Freund des Siegers. Nur diese beiden hatten unter den 31 Teilnehmern mit einem Nullfehlerritt das Stechen erreicht. "Bevor das losging, lagen wir uns schon in den Armen", berichtete Kleis. "Es war uns egal, wer gewinnt", sagten wir. Hauptsache, es siegt ein Mecklenburger Jung."

Im Stechen blieb Kleis erneut fehlerfrei, er hatte nur zwei Strafpunkte wegen Zeitüberschreitung. Granzow verzeichnete einen Abwurf. Platz drei belegte André Thieme (Plau am See), der Sieger der vergangenen beiden Jahre, mit Nacorde. Der Erfolg der Reiter aus Mecklenburg-Vorpommern war perfekt.

"Das ist der größte Tag in meinem Reiterleben", jubelte Kleis, der für seine Pferdebesitzer aus Österreich, mit denen er seit drei Jahren zusammenarbeitet, die Siegprämie von 35 000 Euro einheimste. Den Eignern gehört auch das Schlosshotel in Wendorf; auf der Anlage trainiert Kleis seine Pferde.

Eigentlich wollte er im Derby Cousteau satteln, aber in den beiden Qualifikationen hatte die zwölfjährige Stute Carassina so überzeugt, dass der Reiter ihr den Vorzug gab: "Sie war dort locker und fühlte sich besser an."

André Thiemes Traum vom Titelhattrick platzte durch einen Fehler am Buschoxer. Derby-Sportchef Paul Schockemöhle hatte im Vorfeld die Stangen an insgesamt sechs Hindernissen um fünf bis zehn Zentimeter höher legen lassen, um den Parcours noch schwieriger als sonst zu gestalten. "Die Verhältnisse sind inzwischen so gut, dass glatt acht Nullfehlerritte möglich gewesen wären. Das wäre eines Derbys nicht würdig gewesen", sagte der dreimalige Europameister. "Ich schließe nicht aus, dass die Hürden in drei Jahren noch einmal höher sein werden."

"Ich glaube, der Fehler am Oxer geht auf mein Konto", gab Thieme zu. "Der Oxer war mit 1,90 m viel breiter als in den vergangenen Jahren. Ich hatte das gewusst, aber nicht entsprechend reagiert, als wir in der Luft waren."

Während die drei Mecklenburger Freunde Thieme, Kleis und Granzow - die sich am Vorabend gemeinsam im Block House in Othmarschen gestärkt hatten - eine große Jubelfeier versprachen, schüttelte Carsten-Otto Nagel aus Wedel nach seinem schwachen Derbyritt den Kopf: "Calle Cool war heute sehr unruhig, die Abstimmung zwischen uns beiden klappte überhaupt nicht." Mit 16 Fehlerpunkten landete der Wallach, der letztes Jahr Zweiter geworden war, nur auf Rang 16.

Am Sonnabend hatte Nagel mit Corradina nur um 20 Hundertstel den Sieg beim Großen Preis von Hamburg verpasst, der mit insgesamt 285 000 Euro dotierten Deutschland-Station der Global Champions Tour. Hinter Sieger Bernado Alves aus Brasilien mit Chupa Chup durfte sich der Lokalmatador, der für den Stall Moorhof reitet, aber immerhin über eine Prämie von 57 000 Euro freuen.Olympiasieger Ludger Beerbaum, der mit Goldfever das Derbyfinale verpasste, begrüßte unterdessen die verschärften Dopingbestimmungen, die in Hamburg erstmals griffen. Der nationale Verband wird einen Arbeitskreis gründen, der weitere Maßnahmen initiieren soll.