Bei welcher professionellen Sportart sonst kann man den Stars so nah sein? Vor dem Bonschenstand neben dem Einritt steht Rodrigo Pessoa, sein Handy am Ohr.

Schnellen Schrittes kommt der Derby-Titelverteidiger des Weges: André Thieme grüßt, eilt weiter Richtung Stallbereich. Vorbei am Abreitring, für viele neben dem Parcours das Herz des Derbyparks. Dicht gedrängt harren Zuschauer vor den Holzgattern, fachsimpeln.

Im Blickpunkt stehen jene, die innen leichten Trab gehen oder an den Übungshindernissen kleine Sprünge machen. Der Ire Breen Shane hält mit der rechten Hand die Zügel, mit der linken sein Handy. Ein paar Teenies an den Rails kichern. Andere warten am Ausritt auf ein Autogramm. Fast immer werden die Bitten erfüllt. In Klein Flottbek, das ist auf den ersten Blick klar, sind Mädchen und Damen in der absoluten Mehrheit. Traditionell weiß Mann das zu schätzen.

Teresa Meier, achtzehnjährige Schülerin aus Steinheim in Nordrhein-Westfalen, ist gleich mit fünffacher weiblicher Verstärkung nach Hamburg gereist: zwei Tanten, zwei Cousinen, eine jüngere Schwester. Mit Kennerblick mustert Teresa das Gewimmel im Abreitring, aufmerksam studiert sie das vielfältige Angebot an Reitsportartikeln an den Ständen auf dem Marktplatz nebenan. Halfter gibt es schon für 11,50, rote Schabracken für 19,50, Olympiagerten für acht und Reitstiefel für 69,90 Euro. Wer mag, kauft seinem vierbeinigen Freund daheim Premiummüsli, Leckerlis namens Knäxx in den Geschmacksrichtungen Honig, Karotte, Apfel oder Kristall-Lecksteine, drei Kilo schwer für sechs Euro.

Zwei Abnehmer hätte Teresa im Reiterverein Steinheim gewiss: Die Westfalenstuten Romana (13) und Pauline (16) gehören ihr. Mit ihnen nimmt sie an kleineren Turnieren "auf dem Dorfe" teil - ihre Derbypremiere eröffnet eine neue Perspektive auf die große Pferdewelt. Geprägt von 15 Jahren Erfahrung. Denn mit drei lernte Teresa reiten, mit acht erhielt sie ihr erstes Pony, Natassia. "Im Fernsehen sieht das Derbygelände so riesig aus", meint sie, "tatsächlich ist alles viel enger als erwartet." Sie genieße diese Atmosphäre, das Prickeln am Parcours.

Auf der kleinen Tribüne mit den blauen Schalensitzen am Abreitring trifft Teresa auf zwei Pferdefreundinnen aus Niedersachsen. Wiebke Tapken (30) aus Ganderkesee bei Bremen und Ulrike Schmid (39) aus Hatten bei Oldenburg haben nicht nur aus Spaß, sondern auch beruflich mit Pferden zu tun. Als Reittherapeutinnen bieten beide heilpädagogisches Reiten für verhaltensauffällige Jugendliche an. Wiebkes Tochter Lina (4) reitet heute jenes Pony Ma Petite (23), mit dem die Mutter einst die ersten Erfahrungen im Sattel sammelte. Die beiden Erwachsenen verfügen über jahrelange Derbyroutine. "Es gibt viel zu sehen", sagen beide unisono, "und man kommt gut in Schnack."

Was Juliane Casties (21) und Valeria Linse (19) aus Rahlstedt bestätigen. Je ein Glas Rosé-Sekt mit Erdbeeren in der Hand, haben sie am Gastronomiestand am Einritt alles unter Kontrolle.