ABENDBLATT: Herr Kohl, wie ist die Leistung von Luan Krasniqi zu erklären?

KLAUS-PETER KOHL (Chef Universum Box-Promotion): Für mich nur damit, dass er einen rabenschwarzen Tag erwischt hat. Da hat wirklich gar nichts gepasst. Mir war nach der zweiten Runde klar, dass das Ding nach hinten losgeht.

ABENDBLATT: Hätte man nicht auf ihn einwirken können?

KOHL: Wir kennen Luan doch. Wir wissen, dass er an einem guten Tag alle schlagen kann, an einem schlechten aber auch gegen alle verlieren kann. Er ist nicht in den Kampf gekommen und hat den Fehler gemacht, sich am Seil den Schlägen von Tony Thompson zu stellen.

ABENDBLATT: Glauben Sie, dass er noch einmal zurückkehrt?

KOHL: Es ist viel zu früh, darüber zu spekulieren. Er muss sich auf jeden Fall selbst genau hinterfragen, was er will.

ABENDBLATT: Krasniqi und Sie gelten nicht als Freunde, Verhandlungen mit ihm waren für Sie oft sehr zäh. Wie traurig sind Sie über die Niederlage?

KOHL: Das ist alles Unsinn, ich bin natürlich traurig. Wir hatten gehofft, dass wir gewinnen und einen deutschen Schwergewichts-Weltmeister haben könnten. Aber am Ende fehlt Luan dieser Killerinstinkt, den Leute wie Vitali Klitschko oder auch unser derzeitiger Weltmeister Ruslan Chagajew haben. Die steigen einfach in den Ring und machen sich keine Gedanken.

ABENDBLATT: Chagajew kämpft am 13. Oktober in Moskau gegen WBO-Weltmeister Sultan Ibragimow. Wenn er gewinnt, müsste er gegen Thompson antreten. Wäre dieser Kampf für Hamburg interessant?

KOHL: Sehr sogar. Thompson will ja gern wieder hier boxen, und Ruslan ist hier zuhause. Das würde passen.

ABENDBLATT: Ist das Modell denkbar, dass Chagajew im Falle eines Sieges den WBO-Titel niederlegt und Thompson gegen den in der WBO-Rangliste an Position zwei geführten Alexander Dimitrenko um den vakanten Titel boxt?

KOHL: Grundsätzlich ist alles denkbar, natürlich habe ich da so meine Ideen. Aber wir wollen mit der WM-Chance für Dimitrenko eigentlich noch zwei Jahre warten. Er ist erst 25, und wir wollen ihm Niederlagen aus Unerfahrenheit, wie sie Wladimir Klitschko gegen Corrie Sanders erlitten hat, ersparen. Aber wenn ich den Kampf gegen Thompson jetzt machen müsste, würde ich ihn machen. Vom Niveau her ist Dimitrenko bestimmt nicht schlechter.