Handball: Wilfried de Buhr soll den Klub in solide Zukunft führen

Lübeck/Hamburg. Die Stimmung der Bundesliga-Handballer des HSV Hamburg könnte derzeit besser kaum sein, schließlich ist das Team von Bob Hanning ungeschlagener Tabellenführer. Da läßt sich die ungewisse finanzielle Situation des mit zwei Millionen Euro Altlasten beladenen Vereins leichter verkraften. Und die Hoffnung, in Zukunft nur noch sportlich für Schlagzeilen zu sorgen, ist im Verein seit gestern wieder ein Stück größer geworden.

Auf einer außerordentlichen Gesellschafter-Versammlung wurden in Lübeck die Weichen für die kommenden Jahre gestellt. Die wichtigste Personalie stand schon vor der Elefantenrunde fest: Wilfried de Buhr wird als Nachfolger von HSV-Boß Winfried M. Klimek die Geschicke des Vereins leiten. Der 51jährige wird Geschäftsführer der Omni Sport GmbH, dem wirtschaftlichen Träger des HSV. Er übernimmt rund 40 Prozent der Gesellschafter-Anteile, steigt damit auch als Investor ein, um dem klammen Klub zu helfen. Klimek übergibt seine darüber hinaus gehenden Anteile, die weitere 50 Prozent umfassen, an den Hamburger Rechtsanwalt Arnd-Joachim Westphalen, der sie treuhänderisch verwaltet. Die Übergabe soll in Kürze aus Transparenzgründen notariell beglaubigt werden.

De Buhr ist eigentlich im Fußball zu Hause. Der gebürtige Westfale war von 1994 bis 1996 Geschäftsführer beim 1. FC Kaiserslautern, ist dort heute noch Mitglied des Aufsichtsrates. Zudem arbeitete er in der Geschäftsführung des 1. FC Nürnberg, des Karlsruher SC und von Rot-Weiß Erfurt. Beim 28:22-Sieg des HSV gegen Flensburg am Mittwoch war der zweifache Familienvater Gast in der Color-Line-Arena, um sich seinen neuen Tätigkeitsbereich anzusehen.

Ob der HSV mit de Buhr jedoch einen glücklichen Griff getan hat, muß abgewartet werden. In Karlsruhe wurden seine Fähigkeiten als Finanzexperte angezweifelt, auch in Erfurt und Kaiserslautern gab es stetig Gerüchte um unsauberes Geschäftsgebahren. Zudem macht nachdenklich, daß de Buhr ein Freund von Klimeks Geschäftspartner Wolfgang Hopp und damit Wunschkandidat von Klimek ist; der Verein hatte einen eigenen Kandidaten vorgeschlagen. Wieviel Klimek steckt also durch de Buhr weiterhin im HSV, der sich durch die Trennung von dem bei vielen Sponsoren, Geschäftspartnern und sportlichen Konkurrenten als unseriös geltenden Ex-Boß ein neues Image geben wollte?

Daß dieses Image Wirklichkeit wird, dafür soll in Zukunft auch ein Aufsichtsrat sorgen, für den unter anderen Ex-HSV-Fußballboß Jürgen Hunke und Lufthansa-Chef Jürgen Weber gehandelt werden. Auf der gestrigen Versammlung wurde mit einer Satzungsänderung der Weg für die Gründung eines solchen Kontrollgremiums frei gemacht, was am späten Abend offiziell bestätigt wurde. Welch hohen Stellenwert diese Vollzugsmeldung hat, ist jedem klar, der das Team dieser Tage spielen sieht: Lediglich der drohende finanzielle Absturz könnte den sportlichen Höhenflug unterbrechen.