Am Reck entthront, Rekordsieg verpasst, aber im Mehrkampf voll auf Titelkurs: Nach einem neuerlichen Sturz an seinem “Königsgerät“ hat...

Mailand. Am Reck entthront, Rekordsieg verpasst, aber im Mehrkampf voll auf Titelkurs: Nach einem neuerlichen Sturz an seinem "Königsgerät" hat Reck-Weltmeister Fabian Hambüchen zumindest im Sechskampf bei der EM in Mailand alle Chancen auf eine Goldmedaille gewahrt. Deutschlands Ausnahmeturner schüttelte die Enttäuschung an seinem Lieblingsgerät schnell ab und qualifizierte sich souverän für die Mehrkampf-Entscheidung am Sonnabend (15.30 Uhr).

"Irgendwo war ich wütend, aber ich habe dann ja einen guten Mehrkampf hingelegt", sagte Hambüchen, für den seine exzellente Bodenübung im direkten Anschluss große Bedeutung hatte: "Da habe ich alles reingeknallt und mich zurückgekämpft." Nun will er sein erstes Gold im Mehrkampf gewinnen. "Reck-Europameister war ich ja schon dreimal. Man kann ja nicht immer durchkommen." Hambüchen wollte in Mailand mit seinem vierten Reck-Gold den deutschen Turn-Heros Eberhard Gienger übertrumpfen.

Nach dem letzten Qualifikations-Durchgang am Freitagabend standen im Sechskampf 89,050 Punkte und der zweite Platz hinter dem Briten Daniel Keatings (89,150) für den 21-Jährigen von der TSG Niedergirmes zu Buche. Auch die Finalplätze am Boden, beim Sprung und am Barren durfte er reservieren.

Dass Hambüchen am Reck nicht nur beim Kolman-Salto zu Fall kam, sondern im weiteren Verlauf seiner Übung noch einmal in Schieflage geriet und auch den Abgang nicht ganz sauber stehen konnte, fiel schon gar nicht mehr ins Gewicht. Mit 14,125 Punkten landete der Olympiadritte sogar noch hinter Philipp Boy (Cottbus), blies anschließend die Backen auf und startete an den übrigen fünf Geräten eine Aufholjagd.

Für Hambüchen setzte sich mit dem Sturz eine Serie von Patzern an seinem Schokoladengerät fort. In Peking hatte er den Olympiasieg verpasst und auch bei den Weltcup-Turnieren in Stuttgart und Cottbus nicht immer durchturnen können. Dazwischen lag allerdings auch der Sieg beim traditionsreichen American Cup in New York. "Reckturnen ist Risiko pur. Da gehören Stürze einfach dazu", sagte Hambüchens Vater und Trainer Wolfgang Hambüchen.