Hans Lindberg und Co. blieb nach dem 28:25 im Hinspiel nur ein einziger Treffer Vorsprung.

Hamburg. Das Letzte, was Hans Lindberg noch tun konnte, war, den Ball auf die bebende Tribüne zu feuern. Auf das Folgende hatte er dann keinen Einfluss mehr. Eine gewaltige Welle jubelnder HSV-Kollegen stürzte auf den dänischen Handballnationalspieler ein und begrub ihn auf dem Boden der Color-Line-Arena unter sich. Eine Sekunde vor Ende des Champions-League-Viertelfinales war Lindberg in einen Querpass der SG Flensburg-Handewitt gespritzt und hatte damit den letzten, entscheidenden Ballgewinn verbucht. Mit 29:31 (13:15) haben die Hamburger zwar verloren, doch das reichte dank des 28:25-Erfolgs aus dem Hinspiel gerade so, um erneut zum Kreis der vier besten Viereinsmannschaften Europas zu gehören.

Qualifiziert hat sie dafür in erster Linie die großartige Moral. "Das einzig Gute war, dass wir bis zur letzten Sekunde gekämpft haben", sagte Rückraummann Blazenko Lackovic, "vielleicht haben wir uns doch zu sicher gefühlt." Vom Hinspiel konnten die Hamburger keine sieben Minuten zehren. Dann traf Thomas Mogensen per Gegenstoß zum 2:6. HSV-Trainer Martin Schwalb reagierte, indem er Arne Niemeyer vom Feld beorderte und die Rolle des Spielgestalters an Guillaume Gille übertrug. Der Kapitän war es auch, der in der 15. Minute mit seinem 750. Pflichtspieltor für den HSV den Ausgleich zum 7:7, aber nicht die Wende schaffte.

Das Spiel war die letzte Chance der Flensburger, eine enttäuschende Saison noch zu retten, und so spielten sie auch. Der SG-Rückraum, im Hinspiel noch eine Ruhezone, geriet kräftig in Bewegung. Und die Würfe namentlich Oscar Carlens konnte Johannes Bitter nur aus der Ferne in sein HSV-Tor fliegen sehen. Nach 17 Minuten machte er vorübergehend für Per Sandström Platz, doch auch der Schwede verlor das Fernduell gegen seinen unfassbar haltenden Landsmann Dan Beutler im SG-Tor klar.

Und wenn Bitter und Sandström, von der Hamburger Sechs-null-Abwehr einigermaßen im Stich gelassen, doch einmal eine Hand an den Ball bekamen, kam Pech dazu: Nicht wenige Flensburger Tore resultierten aus Abprallern. So kam es, dass die Gästeführung Mitte der zweiten Halbzeit auf sechs Tore anschwoll (17:23, 43. Min.).

Doch dann humpelte SG-Torjäger Lasse Boesen nach 46 Minuten vom Feld. Als er sieben Minuten später zurückkehrte, hatte sich der HSV zurückgekämpft. Beim 27:29 durch den starken Bertrand Gille (56.) hatten die Hamburger das Halbfinale erstmals wieder vor Augen. Flensburg erhöhte noch einmal auf vier Tore, ehe Guillaume Gille zum 29:31 traf (59.). Es wurde dramatisch: Sekunden vor Schluss hatte Flensburg Freiwurf, spielte mit sieben gegen fünf Hamburger Feldspieler. Doch dann kam Lindbergs finaler Geistesblitz. Das Halbfinale wird am Dienstag ausgelost.


Tore, Hamburg: B. Gille 7, Jansen 5, Lackovic 5, K. Lijewski 5, G. Gille 3, Lindberg 3 (1 Siebenmeter), Hens 1; Flensburg-Handewitt: Carlen 10, Svan Hansen 5, Boesen 5 (1), Mogensen 4, Knudsen 4, Christiansen 3 (1). Schiedsrichter: Abrahamsen/Kristiansen (Norwegen). Zuschauer: 12 297. Zeitstrafen: 6; 7.