“Du hast die Haare schön, du hast die Haare schön...“, singen die Fußball-Fans oft voller Euphorie über jene Spieler, die sie nicht mögen. Das Thema...

Leipzig. "Du hast die Haare schön, du hast die Haare schön...", singen die Fußball-Fans oft voller Euphorie über jene Spieler, die sie nicht mögen. Das Thema Haare stand auch bei der Nationalmannschaft auf dem Plan, denn: HSV-Profi Marcell Jansen überraschte die Kollegen mit neuer Frisur. Kürzer, dunkler, rot. "Harald, weise bitte noch einmal auf den neuen Kopf von Marcell hin", sagte Lukas Podolski just in jenem Moment, als DFB-Medienchef Harald Stenger per Mikrofon und vor Fernsehkameras mit Jansen plaudern wollte.

Ein bisschen Spaß muss sein, Podolski erntete viele Lacher, und Marcell Jansen hatte vor allem die eine Frage zu beantworten. "Poldi wollte nur von sich ablenken", sagte der Hamburger, fügte aber auf Nachfragen hinzu: "Okay, die Haare sind anders, aber ich bin damit sehr zufrieden."

Dieser Zustand dürfte auch für das allgemeine Wohlbefinden gelten, denn Jansen (23) ist bei der Nationalmannschaft wieder "in". Sein letztes Länderspiel hatte der gebürtige Mönchengladbacher am 20. August 2008 beim 2:0-Sieg gegen Belgien bestritten, ein Acht-Minuten-Einsatz in Nürnberg. Seit dieser Zeit hatten ihn immer wieder Verletzungen zurückgeworfen. Nun aber ist er seit Wochen fit und in Topform, so dass es nun ein Novum gibt: Erstmals streiten sich zwei HSV-Spieler um einen Posten im DFB-Team. In der Vergangenheit waren Bayerns Philipp Lahm und der Hamburger Piotr Trochowski auf der linken Seite ein Tandem, in den WM-Qualifikationsspielen gegen Liechtenstein (Sonnabend) und Wales (Mittwoch in Cardiff) könnte das linke Duo Lahm/Jansen heißen. Vieles spricht sogar dafür.

Trochowski (25) ist immer noch verletzt (Bänderdehnung im Knie), er konnte bislang nicht mit den Kollegen trainieren, wird auch heute nur ein Lauftraining absolvieren. Und an einem Jansen in Top-Verfassung kommt der Bundestrainer wohl kaum vorbei, Löw steht vor der Frage: Trochowski oder Jansen? Für die beiden Hamburger offenbar kein Problem. Jansen sagt: "Wir haben beide noch nicht über dieses Thema gesprochen. Beim HSV ist es ja oft so, dass Troche rechts und ich links gespielt haben. Was jetzt wird, weiß ich nicht, aber bei der Nationalmannschaft ist es ja immer so, dass jede Position doppelt besetzt ist." Es wird auf jeden Fall, so Jansen, kein Hauen und Stechen zwischen beiden Hamburgern geben: "Das gibt bei uns eher ein positives Konkurrenzverhalten, das ist eher ein Ansporn, einen Streit wird es nicht geben."

Eine Option wäre auch, dass Lahm nach rechts wechselt. Einst kam Marcell Jansen auf der linken Verteidigerposition in der Nationalmannschaft zum Zuge, in letzter Zeit aber spielte er beim HSV mehr im offensiven Mittelfeld, kam über den linken Flügel und gefiel durch gefährlichen Flanken und Vorlagen. "Ich spiele auf der Position, auf der ich aufgestellt werde. Das hängt ja auch immer davon ab, wie die Mannschaft taktisch eingestellt ist. Ich bin kein kleiner wuseliger Spieler, ich gehe geradlinig nach vorne und versuche so, das Beste aus dieser Position zu machen." Das ist ihm in diesem Jahr beim HSV oft sehr gut gelungen. Dennoch geht Marcell Jansen noch selbstkritisch mit sich um: "Ich will mich weiter auf dieser Position verbessern, will meinen rechten Fuß verbessern, damit ich flexibler bin, ich will noch einen Schritt nach vorne machen." Löw und HSV-Trainer Martin Jol wird es freuen.

Und für Jansen könnte 2009 sein erfolgreichstes Jahr werden: Er ist wieder im Nationalteam, und Harald Stenger rechnete ihm vor: "Du hast offenbar alles richtig gemacht, als du von München nach Hamburg gegangen bist. Du kannst Pokalsieger mit dem HSV werden, du kannst den Uefa-Cup gewinnen und du kannst auch deutscher Meister werden mit den Hamburgern." Bevor Jansen etwas erwidern konnte, tat es der aus dem Saal eilende Podolski: "Pah, deutscher Meister ..."