Ausgerechnet beim großen Auftakt-Spiel gegen seinen neuen Klub FC Bayern am 30. Januar wird der Torjäger voraussichtlich fehlen. Sehen Sie die Bilderstrecke zur Prügelei.

La Manga. Am Tag danach kam es zumindest für die Fotografen zur Versöhnung. Einträchtig strahlten HSV-Stürmer Ivica Olic und Hoffenheims Mittelfeldstar Eduardo auf einem Balkon des Hotels Las Lomas in La Manga in die Kamera. Das gezielt gesetzte Signal für die Öffentlichkeit: Wir haben uns wieder vertragen.

An den Konsequenzen jener Szene aus der 88. Minute des 2:0-Testspielsieges des HSV über Hoffenheim im Trainingslager wird indes diese Geste nichts ändern. Beide Spieler sahen nach einer Rangelei die Rote Karte - und müssen jetzt mit Sperren rechnen.

Gestern traf der Bericht des Schiedsrichters Javier Martinez Franco beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) ein. Per Fax schickte der spanische Zweitliga-Unparteiische aus Murcia alle Daten des Testspiels - inklusive der Platzverweise. Auf einen Sonderbericht verzichtete der Schiedsrichter. Nun ist der DFB an der Reihe. Die alles entscheidende Frage: Wird das Sportgericht Anklage gegen die beiden Spieler erheben?

Für den Kroaten ist die Wirkung der Fotos der Rangelei besonders prekär. Es scheint, als habe er seinem brasilianischen Kontrahenten die Augen aus- oder eindrücken wollen. Dabei hatte Olic bei seinem "Schlag", den er von oben nach unten und nicht mit der Faust durchgeführt hatte, wohl eher durch das Gesicht des Hoffenheimers gestrichen. Olic zu seiner Verteidigung: "Die Fotos zeigen mehr, als in Wirklichkeit war. Das alles war eine Angelegenheit von nicht einmal zehn Sekunden."

Und die dürften dennoch für ein Nachspiel vor dem DFB-Sportgericht sorgen. Zumal bereits gestern die TV-Bilder in deutschen Nachrichten-Sendungen zu sehen waren. Und am Sonntag wird der NDR in seinem "Sportclub" (22.45 Uhr) die handgreifliche Auseinandersetzung noch einmal komplett aufbereiten. NDR-Reporter Hendrik Deichmann erklärt: "Es ist ja nicht so, dass wir diese Aufnahmen deswegen zeigen, um damit einen Strafe für Olic zu provozieren, im Gegenteil, diese Aufnahmen können Olic ja auch entlasten. Sie zeigen, wie alles begann, wer zuerst schlug."

Das war in der Tat das Hoffenheimer Leichtgewicht. Was für Olic sprechen könnte: Er ging nicht theatralisch k. o., sondern blieb auf den Beinen - und schlug zurück. Eine Kurzschlussreaktion, die ihm innerhalb der HSV-Mannschaft niemand verübelt.

"Ivica ist ein untadeliger Sportsmann, der sich zuvor noch nie etwas hat zuschulden kommen lassen, der immer besonnen agiert", sagt HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer und fügt an: "Er hat sich in dieser Szene provozieren lassen. Das sollte nicht sein, kommt aber hin und wieder vor. Wichtig ist, dass in dieser Situation niemandem etwas passiert ist." Eine vereinsinterne Maßname (Sperre, Geldstrafe) wird es für den 29-jährigen Kroaten nicht geben.

Und der HSV hat gleich beantragt, dass die automatische Sperre außer Kraft gesetzt wird. Eine Routinemaßnahme bei Feldverweisen im Ausland - erst einmal stimmt der DFB immer zu. Aber dann? Der DFB-Kontrollausschuss wird sich beraten müssen, ob Anklage erhoben wird. DFB-Vize Dr. Rainer Koch (Poing) zum Abendblatt: "Bei Platzverweisen, die nicht zur gravierenden Art gehören, gibt es meistens nur eine Sperre für Freundschaftsspiele." Was aber ist gravierend? Eine Schlägerei? "Bei einem Fall, in dem starkes öffentliches Interesse besteht, könnte der Kontrollausschuss jedoch auch ohne Schiedsrichter-Sonderbericht von sich aus ermitteln", sagt DFB-Sprecher Klaus Koltzenburg.

Kein Zweifel, dass nach diesem Kampf auf spanischem Boden öffentliches Interesse besteht. So erging es auch dem Wolfsburger Grafite, der sich im Sommer im Testspiel gegen Palermo eine Tätlichkeit geleistet hatte und für zwei Pflichtspiele und fünf Freundschaftsspiele gesperrt wurde. Olic muss nach Einschätzungen von Branchenexperten wohl sogar mit einer Sperre von drei Spielen rechnen. Ausgerechnet beim großen Spiel des HSV gegen seinen neuen Arbeitgeber FC Bayern am 30. Januar - hier wird Olic ab Sommer spielen - wird der Kroate damit wohl fehlen.

Gestern trafen sich Dietmar Beiersdorfer und Hoffenheims Manager Jan Schindelmeiser zu einem 40-minütigen Vieraugengespräch.

Festlegung der Strategie - für den Fall der Fälle.