Um den Bayern-Star zu finanzieren, braucht der HSV Geld. Der Verkauf des bislang enttäuschenden Brasilianers wäre eine Lösung.

Dubai. Dass er seinen Winterurlaub im sonnigen Brasilien beenden und wieder zum HSV zurückkehren würde, stand für Thiago Neves "außer Frage. Ich möchte der Mannschaft helfen und meine Antworten in erster Linie auf dem Platz geben."

Dazu hat er heute ab 16 Uhr (DSF live, ab 19.30 Uhr als Wiederholung) gegen den AC Mailand die Gelegenheit. Martin Jol plant, den Mittelfeldmann, der als Kreativ-Nachfolger für Rafael van der Vaart verpflichtet worden war, von Anfang an zu bringen. Das Freundschaftsspiel gegen das italienische Weltklasseteam ist eine weitere Bewährungschance - viele wird Neves nicht mehr erhalten. Im Gegenteil: Im Poker um den Münchner Lukas Podolski könnte der Verkauf des 23-Jährigen zur großen Trumpfkarte des HSV werden.

Der Reihe nach: In der Führungsetage des Klubs hat man sich bereits ernsthaft mit dem Gedanken auseinandergesetzt, sich noch im Januar von Thiago Neves zu trennen, sollte es Angebote geben, die in Reichweite der an Fluminense Rio de Janeiro gezahlten Ablöse von 6,5 Millionen Euro liegen.

Das Vertrauen in die Qualitäten des Spielers ist noch immer da, doch offenbar bröckelt die Zuversicht, dass die Allianz zwischen dem HSV und Neves eine glückliche ist.

Dass er zu seinem früheren Verein zurückkehren könnte, gilt als unwahrscheinlich, da Fluminense den HSV schon vor Monaten darauf drängte, die vereinbarte Ratenzahlung vorzuziehen, weshalb sich die Ablöse von eigentlich 7,5 Millionen Euro um eine Million Euro verringerte. Doch in Südamerika genießt der Techniker immer noch einen hervorragenden Ruf, obwohl er sein Können in Hamburg noch nicht zeigen konnte.

Ein Verkauf Neves' würde dem Verein die dringend gesuchten finanziellen Mittel für einen möglichen Kauf von Lukas Podolski bescheren. Ein etwas mehr als einstündiges Treffen zwischen HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer und Manager Uli Hoeneß sowie Trainer Jürgen Klinsmann am Sonntagabend im Palace-Hotel, dem Mannschaftsquartier von Bayern München, gab den Spekulationen über ein Tauschgeschäft Lukas Podolski/Ivica Olic reichlich Nahrung.

Video: Martin Jol: Podolski ist ein sehr guter Spieler

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Beiersdorfer beschwichtigte später, sprach von einem schönen Abend und davon, dass über tausend Dinge gesprochen worden sei, die aber nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen seien. Immerhin gab der Sportchef preis, dass "im Moment keine Transferaktivitäten anstehen, ein Tauschgeschäft ist nicht vorgesehen. Ich kann mir derzeit nicht vorstellen, dass etwas passiert."

Zumal die Verhandlungen mit den Bayern erst der zweite Schritt wären. Intern hat Podolski bisher stets erklärt, dass sein ehemaliger Verein, der 1. FC Köln, seine erste Priorität sei. Beiersdorfers Aufgabe ist also zunächst, den Spieler von einem Wechsel zum HSV zu überzeugen. Auf der anderen Seite müsste Olic bei einem Wechsel im Winter auf einen Teil seines Handgeldes in Millionenhöhe verzichten, das er im Sommer als ablösefreier Spieler kassieren würde. Und nur mit Olic als Podolski-Ersatz würden sich die Bayern auf einen Abgang ihres Stürmers einlassen. Derzeit liegen die Hamburger in Sachen Podolski also in Lauerstellung.

Beiersdorfer hat bei den Bayern erneut das Interesse an einem Kauf des Nationalstürmers hinterlegt, sollte dieser doch eine sportlich anspruchsvollere Lösung bevorzugen beziehungsweise die Kölner nicht bereit sein, die Ablöseforderung der Bayern in Höhe von zehn Millionen Euro zu erfüllen. Das Angebot der Kölner liegt derzeit bei 7,5 Millionen Euro. "Wir wissen, dass wir Ivica im Sommer verlieren, und müssen uns darum kümmern, dass wir am 1. Juli eine Alternative haben", sagte Beiersdorfer, "deshalb ist auch ein Lukas Podolski eine Option."

Auch Trainer Martin Jol schwärmte vom deutschen Torjäger. Sowohl Marcell Jansen als auch Mark van Bommel hätten ihm bescheinigt, was für ein hervorragender Typ Podolski sei. "Es ist vielleicht ein Traum, solch einen Spieler nach Hamburg zu holen. In der Zukunft wäre es nicht schlecht, wenn wir einen Fußballer wie Podolski bekommen könnten."

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