Sein Lächeln wirkt immer gequälter. Aber er hat es noch. Trotz immer neuer Hiobsbotschaften bewahrt sich HSV-Trainer Martin Jol seine gute Laune.

Hamburg. Sein Lächeln wirkt immer gequälter. Aber er hat es noch. Trotz immer neuer Hiobsbotschaften bewahrt sich HSV-Trainer Martin Jol seine gute Laune. "Ich rechne nicht mit ihm", so der Niederländer auf die Frage nach seinem neuesten Sorgenkind Piotr Trochowski. "Er hat Bandprobleme, die normalerweise länger als eine Woche dauern." Hintergrund: Der Mittelfeldspieler hatte sich im Punktspiel gegen Cottbus am Sonntag (2:0) eine Innenbanddehnung im rechten Knie zugezogen und droht nach Torjäger Mladen Petric (Muskelfaserriss im Oberschenkel) ebenfalls für das Achtelfinal-Rückspiel des Uefa-Cups bei Galatasaray Istanbul am Donnerstag (20.30 Uhr, ZDF live) auszufallen.

"Sollte es so sein, könnte ich mir Jonathan Pitroipa über rechts vorstellen", so Jol weiter. Bis dahin sind es allerdings noch zwei Tage, die nach Aussage Trochowskis für seine Genesung reichen könnten. "Ich hatte dasselbe mal in der letzten Saison und musste drei, vier Tage pausieren. Insofern hoffe ich noch."

Schlechter sieht es indes bei Petric aus, der sowohl am Donnerstag als auch am Sonntag beim Top-Spiel auf Schalke ausfällt. Petric: "Ich bin nur froh, dass nach Schalke erst einmal Länderspielpause ist und ich so nicht noch mehr Partien verpasse."

Ähnlich scheint es Abwehrspieler Guy Demel zu sehen. Der Ivorer, der sich nach seinem Muskelfaserriss im Aufbautraining befindet, droht trotz anderslautender Hoffnungen nun doch noch auf Schalke pausieren zu müssen. Gleiches droht Innenverteidiger Michael Gravgaard ("Es sieht mit meinen Adduktoren momentan nicht gut aus"), der für Jol schon für das Istanbul-Spiel eine Alternative war. "Michael wäre sehr wichtig für uns", so Jol, der auch in diesem Fall eine Alternative aus dem Hut zaubert: "Wenn Gravgaard nicht kann, ist Jerome Boateng auf der Position auch gut."

Die Personalsituation indes wird immer enger. Zumal mit Mickael Tavares und Albert Streit gleich zwei Spieler aus der Cottbus-Partie international für den HSV nicht spielberechtigt sind. Grund genug für Jol, die Kadergröße unter die Lupe zu nehmen - wie immer mit einer gehörigen Portion Sarkasmus: "Wir haben im August elf und im Winter sechs Neue geholt und alle sagen, wir haben eine große Mannschaft. Aber wir sind die einzige Bundesligamannschaft, die keinen Gesunden auf der Tribüne sitzen hat." Jol klagt nicht. Er analysiert. "50 zu 50" seien die Chancen des HSV aufs Weiterkommen im Uefa-Cup, so der Trainer, "es wird ein schwieriges Spiel, aber eben ein machbares."

Und eines mit einer besonderen Atmosphäre. 23 500 Zuschauer werden das ausverkaufte Ali Sami Yen Stadion laut Jol "zur Hölle" machen. Doch Jol wäre nicht er selbst, wenn er nicht auch dieser Situation etwas Gutes abgewinnen und einen Vorteil darin ausmachen könnte. Die frenetischen Fans würden ob ihrer Erwartungshaltung so viel Druck erzeugen, dass ihre Mannschaft überdrehe. Jol: "So war es auch gegen Bordeaux, als sie drei Gegentreffer kassiert haben. Ich bin mir sicher, auch wir kriegen unsere Chancen."