Der Deutsche Handball-Bund (DHB) hat die beiden Schiedsrichter Frank Lemme und Bernd Ullrich nach den gegen sie erhobenen Bestechungsvorwürfen vorerst vom Spielbetrieb suspendiert. Das teilte der Verband am Abend mit. Zuvor hatten Lemme und Ullrich erklärt, zunächst nicht mehr aktiv sein und sogar über ein Karriereende nachdenken zu wollen.

Magdeburg. Die Suspendierung der beiden Magdeburger Schiedsrichter teilte der DHB mit, nachdem er Lemme und Ullrich rund zwei Stunden angehört hatte. Der Verband lastete ihnen in erster Linie an, dass sie die Geschehnisse rund um das Europacupfinale zwischen Medwedi Moskau und BM Valladolid im April 2006 nicht gemeldet hätten.

Russische Zollbeamte hatten am Moskauer Flughafen 50.000 US-Dollar Bargeld im Gepäck von Ullrich gefunden. Die Schiedsrichter hatten damals in der russischen Hauptstadt das Finalrückspiel um den Europapokal der Pokalsieger zwischen Moskau und Valladolid geleitet. Die Spanier gewannen die erste Partie vor eigenem Publikum mit sieben Toren Vorsprung, verloren jedoch in Russland mit acht Toren Differenz. "Wir haben kein Spiel verschoben, wir sind reingelegt worden", hatte Ullrich erklärt.

Noch vor der Anhörung hatten die beiden Top-Schiedsrichter mitgeteilt, nach den Bestechungsvorwürfen ihre Tätigkeit zunächst ruhen lassen zu wollen. Das Duo erwägte gar ein Karriereende. "Es ist sicher das Beste, unsere Schiedsrichter-Arbeit so lange ruhen zu lassen, bis die ganze Sache geklärt ist. Wir werden sehen, zu welchen Konsequenzen das führt, aber wir denken natürlich auch über einen Rücktritt nach", sagte Ullrich in einem Interview mit der "Magdeburger Volksstimme" (Montag-Ausgabe).

Am Vortag hatte die Europäische Handball-Föderation (EHF) die beiden Magdeburger suspendiert und sie vom geplanten Einsatz im EM- Qualifikationsspiel Mazedonien gegen Island am Mittwoch abgezogen. Damit hatte der Verband darauf reagiert, dass bei Lemme und Ullrich nach einem Europacup-Finale 2006 in Russland 50.000 Dollar im Gepäck gefunden worden sind. Beide bestreiten, das Geld genommen und jemals ein Spiel manipuliert zu haben, bestätigten jedoch einen Bestechungsversuch vor dem Spiel Medwedi Tschechow gegen BM Valladolid durch einen Russen.

Den Namen des betreffenden Funktionärs wollten die beiden Referees aus Angst weiterhin nicht nennen. "Nein, lieber nicht. Wenn anderen den Namen nennen, ist das okay, aber wir haben auch ganz schön Respekt vor möglichen Folgen", sagte Ullrich. Und Lemme ergänzte: Ja, mörderischen Respekt sogar, wenn Sie wissen, was ich damit meine. Man weiß ja nie, was jetzt noch alles so passiert."

Handelsvertreter Lemme befürchtet durch den Vorfall nun sogar Konsequenzen durch seinen Arbeitgeber, den er über die Vorgänge informiert hat. "Es werden sicher auch Fragen vom Arbeitgeber kommen. Ich hoffe, dass sich das nicht niederschlägt. Das wäre das Schlimmste, was passieren kann. Das ist nur unser Hobby, der Handball", sagte der 46-Jährige im einem Interview mit dem MDR- Fernsehen.