Nach dem Abpfiff waren sie von Zuschauern beworfen, ausgepfiffen und bepöbelt worden, vor ihrer Kabine im Parterre der Color-Line-Arena bezogen...

Hamburg. Nach dem Abpfiff waren sie von Zuschauern beworfen, ausgepfiffen und bepöbelt worden, vor ihrer Kabine im Parterre der Color-Line-Arena bezogen schließlich zwei Sicherheitskräfte der Firma Pütz Stellung. Lars Geipel und Marcus Helbig, die für Frank Lemme und Bernd Ullrich den Handballgipfel HSV-Kiel kurzfristig hatten leiten müssen (siehe Artikel links), beklagten am Tag danach "das schwerste Spiel ihrer Karriere". Schuld an der vermeidbaren 33:34-(15:15)-Niederlage der Hamburger gegen Tabellenführer Kiel waren sie nicht, ihre Entscheidungen erregten jedoch das Publikum und beide Trainer. Der Vorwurf: Geipel/Helbig fehlte eine klare Linie. Der moderne Handball, das ist sein derzeit größtes Problem, ist für die meisten Schiedsrichter zu schnell und athletisch geworden, die Regeln gewähren zudem zu großen Auslegungsspielraum.

Dass der HSV, der 100 Sekunden vor Schluss noch 33:31 führte, das Spiel verlor, hat mit anderen Dingen zu tun. Am Ende agierte die Mannschaft hektisch, überhastet und wurde in letzter Sekunde durch einen von Filip Jicha verwandelten Siebenmeter um den verdienten Lohn gebracht. Kiel gewann sein 23. Bundesligaspiel in Folge, der HSV verlor nach 25 Bundesligaspielen erstmals wieder zu Hause.

Das Kieler Spiel wirkte strukturierter, die Hamburger hatten indes die Ausfälle der Lijewski-Brüder Marcin und Krzysztof im rechten Rückraum und das Fehlen ihres Spielmachers und Abwehrchefs Guillaume Gille zu kompensieren. Das gelang mit großem Kampfgeist und der Wurfqualität eines Pascal Hens (10 Tore) und Blazenko Lackovic (6) aus dem Rückraum. Und auch Arne Niemeyer überzeugte als Regisseur mit fünf Treffern. Da der HSV aber nach fast jedem Angriff zwei Spieler für die Deckung auswechselte, bekam er die "Schnelle Mitte" der Kieler, den sofortigen Anwurf nach einem Gegentor, nicht in den Griff. Der TWH traf, bevor die Hamburger ihre Abwehr formiert hatten. "Das war unser Hauptproblem", meinte Guillaume Gille.

Trotz der Niederlage geht der HSV gestärkt aus diesem Spiel. "Wir waren mit Kiel auf Augenhöhe, obwohl bei uns drei wichtige Spieler ausgefallen sind. Das macht uns Mut", sagte Rechtsaußen Stefan Schröder.


Tore: HSV: Hens 10, Lackovic 6, Niemeyer 5, B. Gille 4, Schröder 4, Jansen 3, Lindberg 1 (1 Siebenmeter); Kiel: Karabatic 12 (3), Jicha 7 (3), Zeitz 5, Andersson 4, Ahlm 3, Klein 2, Lövgren 1. SR: Geipel/Helbig (Steuden/Landsberg). Zu.: 13 170 (ausverk.). Zeitstrafen: 7; 4.