DKB-Bank erteilt den 14-Millionen-Euro-Kredit nicht, macht dem Verein aber Hoffnung für das nächste Jahr.

Hamburg. Gehofft hatten sie bis zuletzt, auch wenn so recht keiner mehr an eine Kreditvergabe glauben wollte. Doch nun haben die Verantwortlichen des FC St. Pauli Gewissheit: Die für die Fortsetzung des Stadionbaus am Millerntor benötigten 14 Millionen Euro fließen vorerst nicht. Der für den Sommer geplante Abriss der Haupttribüne wird um mindestens ein Jahr verschoben, die neue Tribüne mit ihren etwa 6000 Sitzplätzen damit frühestens 2011 nutzbar sein.

Bereits zu Beginn des Jahres 2008 war die Bauphase zwei nach Fertigstellung der Südtribüne ins Visier genommen worden, musste aber aufgrund noch nicht ausreichend ausgefeilter Pläne und der fehlenden Finanzierung ausgesetzt werden. Nun scheiterte die Realisierung erneut am nötigen Geld. "Es ist eine Frage der Sicherheiten und eine Frage der momentanen Gesamtkonstellation", erklärt Thiess Harder-Heun, der in den letzten Monaten als Niederlassungsleiter der Deutsche Kredit Bank (DKB) mit den Verantwortlichen des FC St. Pauli zahlreiche Gespräche über die Kreditvergabe geführt hatte. "Ich finde es sehr schade, dass es nicht geklappt hat, denn das Projekt rechnet sich", sagt Harder-Heun, "mit der Südtribüne hat der Verein das ja bereits eindrucksvoll bewiesen. Die Nachfrage ist da." Und so ist das "Nein" der DKB, die bereits die Fußballarenen in Mönchengladbach, Leipzig und Rostock finanziert hat, kein generelles, sondern ausschließlich für den Sommer 2009 zu verstehen.

In Zeiten der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise benötigt das Kreditinstitut vom FC St. Pauli Sicherheiten in einer Größenordnung, die der Verein nicht bieten kann. Allerdings könnte bereits allein die Verbesserung der Situation an den Finanzmärkten dafür sorgen, dass im nächsten Jahr wieder die Bagger anrollen, wie Harder-Heun bestätigt: "Ich halte das durchaus für möglich." Wolfgang Helbing, gelernter Bankkaufmann und Geschäftsführer der Millerntor-Stadionbetriebsgesellschaft mbH (MSB), einer Tochter des FC St. Pauli, klingt ähnlich: "Die Bankenlandschaft ist im Moment wirklich sehr schwierig, aber ich hoffe, dass sich die Wetterlage bis zum nächsten Jahr erholt hat."

Darauf verlassen will sich der FC St. Pauli aber nicht. "Wir werden unsere Ansparpotenziale nutzen, uns noch besser im Detail vorbereiten und auch alternative Finanzierungsformen diskutieren", beschreibt Michael Meeske, Geschäftsführer des FC St. Pauli und der MSB, die Aufgaben. Immerhin: Für einen Großteil der 18 auf der Haupttribüne geplanten Logen liegen dem Verein bereits so genannte "Letter of Intent" (Miet-Absichtserklärungen) vor.

Und so bleiben die Verantwortlichen auch ruhig und entspannt, dass vorerst alles bleibt wie es ist. "Auch ich finde das sehr schade, denn man sieht ja, wie die Südtribüne den Verein auf und neben dem Platz beflügelt", sagt Generalunternehmer Walter Hellmich, "aber manchmal gibt es eben Zwänge, die einfach da sind."

Der Baulöwe wird somit erst 2010 wieder am Millerntor mit seinem Gerät anrücken. Ein Jahr, das für Helbing geradezu prädestiniert ist, um die Haupttribüne endlich in Angriff zu nehmen: "Da haben wir wieder ein WM-Jahr. Und durch die längere Sommerpause würden die Mindereinnahmen im Ticketing (kalkuliert waren eine Million Euro, d.Red.) nicht so hoch ausfallen. Es wäre der ideale Zeitpunkt."