Profi-Boxer Jürgen Brähmer hat sich den vakanten Europameistertitel im Halbschwergewicht gesichert. Der 30 Jahre alte Schweriner setzte sich in Dresden gegen den Franzosen Franzosen Rachid Kanfouah durch technischen K.o. in der fünften Runde durch. Der Boxer aus dem Hamburger Universum-Stall sicherte sich damit die Chance auf einen weiteren WM-Kampf bis Jahresende.

Dresden. Seine Nase blutete noch eine Stunde nach dem Kampf, doch davon ließ sich Jürgen Brähmer seine blendende Laune nicht verhageln. Der 30 Jahre alte Halbschwergewichts-Boxprofi aus dem Hamburger Universum-Stall ließ keinerlei Zweifel daran aufkommen, dass er sich über den Gewinn seines ersten großen Titels diebisch freute. "Der EM-Titel ist eine große Sache, darauf lässt sich aufbauen", sagte der Schweriner, nachdem er vor 3200 Zuschauern in der Freiberger-Arena den Franzosen Rachid Kanfouah (35) durch technischen K.o. nach 2:30 Minuten der fünften Runde besiegt und sich damit zum Europameister gekürt hatte.

Ringrichter Richard James Davies aus Großbritannien hatte das bis dahin verbissen und mit hohem Tempo geführte Duell abbrechen müssen, da Kanfouahs linkes Auge nach einem rechten Haken Bräh-mers innerhalb weniger Sekunden komplett zugeschwollen und er deshalb in seiner Sehfähigkeit zu stark eingeschränkt war. Bis zum Abbruch hatte Brähmer jede Runde für sich entschieden und sich im Vergleich zu seiner Niederlage gegen WBA-Weltmeister Hugo Hernan Garay (Argentinien) im November in Rostock deutlich verbessert gezeigt. Vor allem, wenn er aus der Distanz variabel boxte und seinen Rivalen auf schnellen Beinen austanzte, konnte Brähmer punkten. "Ich fühle mich wieder so frisch und heiß aufs Boxen wie früher. Da ist irgendwo ein Schalter umge-legt worden. Ich habe wieder richtig Spaß", sagte der neue Europameister, der seinen Rekord auf 32 Siege aus 34 Kämpfen aus-baute und zum 26. Mal vorzeitig siegte. Für Kanfouah, der direkt im Anschluss an die Dopingkontrolle ins Krankenhaus Fried-richstadt fuhr, um sich vor-sichtshalber untersuchen zu lassen, war es im 36. Kampf die siebte Niederlage. "Ich erkenne die Entscheidung des Ringrichters an, obwohl ich glaube, dass ich ohne die Verletzung gewonnen hätte", sagte der Franzose.

Brähmers Coach Michael Timm zeigte sich von der Lernfähigkeit seines Schützlings beeindruckt. "Es hat großen Spaß gemacht, mit Jürgen zu arbeiten. Jeder hat gesehen, dass die Pfiffigkeit wieder da war, die ihn früher ausgezeichnet hat." Universum-Chef Klaus-Peter Kohl zeigte sich einmal mehr überzeugt davon, dass sich Brähmer "auf dem richtigen Weg zum WM-Titel" befindet. "Er ist heute in seinem dritten Kampf in der neuen Gewichtsklasse im Halb-schwergewicht angekommen", sagte er, "allerdings muss er sich noch mehr quälen, um den Sprung in die Weltspitze zu schaffen." Man werde nun nichts überstürzen, sondern alle Optionen abwägen, um zum Jahresende eine zweite WM-Chance anzupeilen. Ginge es nach Brähmer, kann der Gegner nur Garay heißen. "Diese Scharte will ich auswetzen. Ich werde schon nächste Woche wieder mit dem Training beginnen."

Ursprünglich hatte Universum im Sommer ein Stallduell zwischen Brähmer und Ex-Europameister Thomas Ulrich angedacht. Doch der 33 Jahre alte Berliner, der 13 Monate nicht geboxt hatte, ging im Rahmenprogramm in Dresden bei seinem Comeback gegen den Argentinier Mariano Nicolas Plotinsky im Kampf um den WBO-Interkontinental-Titel in Runde elf schwer k.o. und wird seine Laufbahn wohl beenden. "Er sollte Schluss machen, es reicht einfach nicht mehr", so Kohl. Ihre WIBF/GBU-WM-Titel im Superfliegengewicht verteidigen konnte Alesia Graf. Die gebürtige Weißrussin aus Stuttgart besiegte die aus Polen stammende So-lingerin Magdalena Dahlen über zehn Runden einstimmig (98:92, 98:92, 96:94) nach Punkten. Der Sieg war wesentlich klarer als im vergangenen November, als die 28-Jährige das erste Duell knapp nach Punkten gewonnen hatte.