Der SC Concordia befindet sich nach dem Entschluss, das Marienthal-Stadion stillzulegen und der daraus resultierenden Absage Thomas Hoffmanns als Trainer zu neuen Saison am Scheideweg. Nun überlegt auch Rolf Stein, Kultmanager des Vereins, die Flinte zum Saisonende ins Korn zu werfen. Peter Menssing, erster Vorsitzender des SC Concordia, äußert sich im abendblatt.de-Interview zu Wegen aus der Krise.

Hamburg. Herr Menssing, letzte Woche wurde bekannt, dass der Verein in Absprache mit den zuständigen Behörden das Stadion Marienthal zum 30.6.2009 stilllegen will. Daraufhin sagte am Wochenende Thomas Hoffmann, der den Trainerposten zur neuen Saison übernehmen sollte, ab. Der SC Concordia erlebt unruhige Zeiten. Wie geht es nun weiter?

Peter Menssing: Von der Absage Herrn Hoffmanns habe ich erst am Sonntagabend im Gespräch mit Pressevertretern erfahren. Dass er sich entschieden hat, sein Engagement bei uns nun doch nicht anzutreten, ist bedauerlich. Wir werden uns mit dieser Situation arrangieren müssen. Am Donnerstag wird es mit den Vertretern der Abteilungen ein Gespräch in unserem Clubhaus geben, in dem wir weitere Schritte abstimmen. Herr Hoffmann hatte mit Herrn Stein ein Konzept ausgearbeitet, das die Förderung der Jugendarbeit mit einbezog. Dieser Verein lebt vom Jugendfußball, er macht 50 Prozent des Klubs aus. Wir werden also sehen, dass wir auch in Absprache mit Rolf Stein eine zufriedenstellende Lösung finden.

In den vergangenen Tagen kursierten immer wieder Gerüchte, auch Herr Stein wolle angesichts der momentanen Situation im Sommer seinen Hut nehmen.

Menssing: Rolf Stein arbeitet inzwischen seit zehn Jahren mit uns zusammen. Es war eine schöne Zeit, auch wenn es immer wieder Reibungspunkte gab. Wir hatten immer viel Spaß mit ihm. Sollte er sich entscheiden, diese Ära beim SC Concordia zu beenden, werden wir das zur Kenntnis nehmen.

Das klingt, als hätten Sie wenig Hoffnung. Menssing: Bei unserem Treffen am Donnerstag werden sicherlich auch Personalfragen diskutiert werden. Ich habe gestern noch mit "Rollo" telefoniert, in dem Gespräch sagte er mir, die ganze Situation sei sehr unangenehm, setze ihm zu. Mit dieser Meinung steht er jedoch keineswegs alleine im Verein. Wir alle bedauern die Entwicklungen, die sich abzeichnen, wenngleich sie notwendig sind und keinesfalls unerwartet auftauchen.

Die Gespräche über eine Stilllegung des Marienthals dauerten schon länger an?

Menssing: Einige tun so, als ob sie die Stilllegung gar nicht haben kommen sehen. Fakt ist aber, dass schon seit dem Jahr 2002 im Präsidium, im übrigen in enger Zusammenarbeit mit Herrn Stein, Überlegungen angestellt wurden, das Marienthal auf Grund der erdrückenden Kosten nicht mehr als Spielstätte zu nutzen. Dies wurde vereinsintern auch so kommuniziert. Am 5. Februar gab es nun eine Veranstaltung, auf der Sportanlagen im Wandsbeker Raum vorgestellt wurden. Im Rahmen dieser hat sich unser Vizepräsident erneut für eine Stilllegung ausgesprochen. Daraufhin hat ein kompetenter Vertreter des Sportamtes Nägel mit Köpfen gemacht und gesagt: Ab dem 30. Juni ist Schluss. Dies wurde auf einer Präsidiumssitzung vier Tage später so bestätigt und am 16. Februar dem Vereinsrat mitgeteilt.

Es kommt nun in nächster Zeit einiges an Arbeit auf Sie und die Führungsriege des SCC zu.

Menssing: Zunächst muss nun ein Auflösungsvertrag für das Mietverhältnis des Marienthals aufgesetzt werden. Das Marienthal gehörte schließlich nicht dem Verein, sondern der Stadt. Sehr wohl gehören uns aber einige Dinge auf der Anlage, das muss nun getrennt werden. Auch die Frage um unseren Platzwart ist noch zu klären er wohnt sogar auf der Anlage. Dies alles sind Probleme, die die Situation mit sich bringt und die gelöst werden müssen. Gleichzeitig werden Gespräche mit den zuständigen Bezirksämtern geführt werden, wo der SC Concordia ab der kommenden Saison seinen Ligabetrieb fortsetzen kann. Die Stadt ist gezwungen, uns einen Spielort zur Verfügung stellen.

Als mögliche Ausweichspielorte wurden im Sport Mikrofon zuletzt der Hammer Park oder der Sportplatz am Bekkamp, auf dem die "Cordi-Jugend" schon jetzt ihre Spiele austrägt, diskutiert. Gibt es schon konkrete Verhandlungen?

Menssing: Wir sondieren im Moment Möglichkeiten. Ich gehe davon aus, dass unsere Liga-Mannschaft die Klasse hält. Das bedeutet, dass wir auch eine gewisse Verpflichtung beispielsweise unseren Sponsoren gegenüber haben. Wir müssen sehen, dass wir unsere Werbebanden aufstellen können. Das ist bei beiden genannten Anlagen sicherlich möglich, genauso allerdings auch auf einigen anderen Plätzen. Wir werden die Thematik sachlich chronologisch bearbeiten, ansonsten geht hier alles den Bach runter. Ein kühler Kopf ist mehr denn je gefragt.

Trotzdem dürfte Ihr Schlaf in den letzten Nächten etwas zu kurz gekommen sein.

Menssing: An niemandem gehen die Vorgänge hier spurlos vorbei. Mich ärgert vor allem die Art der Kritik, die uns in den letzten Tagen entgegengeschlagen ist. Manch einer will einfach nicht verstehen, dass es keinen anderen Weg gibt. Was bringt uns das Marienthal, wenn der Klub finanziell daran zerbricht und das Publikum dann Kreisklassenfußball an der Oktaviostraße zu sehen bekommt.

Nicht nur, dass Thomas Hoffmann dem Klub doch noch abgesagt hat, er übte gleichzeitig scharfe Kritik, sprach im Sport Mikrofon von einem "Himmelfahrtskommando", das der Verein starte.

Menssing: Zu diesen Aussagen äußere ich mich gar nicht erst. Herr Hoffmann ist nicht länger unser Trainer, wir bedauern seine Entscheidung für uns ist das Thema damit aber auch durch. Unser Blick geht nun nach vorn. Es gib viel zu tun.