Seit 1924 spielt der SC Concordia an der Octaviostraße im Stadion Marienthal. Nun gab das Präsidium bekannt, die Unterhaltskosten nicht mehr tragen zu können - und die Anlage zum 30.6.2009 stillzulegen.

Hamburg. Es ist die Kultspielstätte in Hamburg. Neben dem Stadion an der Hoheluft und der Adolf-Jäger-Kampfbahn in Altona gibt es kaum einen Fußballgrund, der so viel Tradition aufweist wie das Marienthal-Stadion des SC Concordia. Nun der Schock: Zum 30. Juni dieses Jahres gehen an der Octaviostraße die Lichter aus. Der Grund: Der Verein kann die hohen Instandhaltungskosten einfach nicht mehr aufbringen. Der 1. Vorsitzende des SCC, Peter Menssing gegenüber abendblatt.de: "Wir sind vertraglich verpflichtet, als Nutzer der Anlage alleine für dessen Instandhaltung zu sorgen. Dazu gehören die Gewährung eines bespielbaren Rasens genauso wie die Beschäftigung eines Platzwartes. Auch die hohen Energiekosten können wir mit unserem bescheidenen Etat nicht mehr decken." Bereits zwei Jahre habe man über diesen Schritt nachdenken müssen nun ist die Entscheidung endgültig gefallen.

Wo die Oberligamannschaft und deren Zweitvertretung ab der kommenden Saison auflaufen, steht noch in den Sternen. Menssing: "Der Entschluss, das Stadion stillzulegen, ist erst eine Woche gefasst. Wir werden uns nun mit den betroffenen Vertretern zusammensetzen und eine Lösung suchen. Diese ganze Situation ist sehr misslich. Jeder im Verein hängt an diesem Stadion, dennoch mussten wir die Entscheidung aus der Notwendigkeit heraus treffen", weint auch Menssing dem Marienthal die eine oder andere Träne nach. Ähnlich sieht es Rolf Stein, Manager der Ligamannschaft "Cordis": "Zwar ist das Marienthal alt und gebrechlich, trotzdem besitzt es seinen ganz eigenen Charme. Es ist eines der schönsten Stadien Hamburgs. Die Stilllegung ist für den gesamten Klub sehr bitter."

Auch unter den Fans war die Spielstätte Kult und Identifikation mit dem Verein. Dennoch schien diese mit der Zeit zu leiden, was auch auf die ungewisse sportliche Situation und den Rücktritt von Ex-Trainer und Publikumsliebling Andreas Klobedanz zurückzuführen ist. "Die Zuschauerzahl hat stetig abgenommen, bei unseren letzten Heimspielen hatten wir nur noch einen Zuschauerschnitt von etwa 120 bis 150 zahlenden Gästen wie soll man da als Amateurverein Unterhaltskosten von 45.000 bis 50.000 Euro pro Jahr decken können?", fragt Menssing.

Auch wenn die rein wirtschaftliche Entscheidung unabdingbar und richtig war, verliert der Verein mit der Stilllegung des Marienthals doch einen Teil seiner Seele. Seit 1924, nun also schon 85 Jahre lang, trat der SC Concordia an der Octaviostraße an, holte Hamburger Meisterschaften und einmal den Sieg im Oddset-Pokal. Am 30. Juni wird dieses glanzvolle Kapitel Hamburger Amateurfußballs zu Ende gehen aus den Köpfen, so klingt es dieser Tage bei jedem SCCler durch, wird der Mythos Marienthal allerdings nie so völlig verschwinden.