Der dänische Abwehrspieler wurde in mehr als zehn Spielen beobachtet, bevor er aus Nantes an die Elbe gelotst wurde.

Hamburg. Er lässt die Schultern nicht hängen, er senkt auch nicht seinen Kopf, er blickt voller Zuversicht in Richtung Sonntag. Dann, so hofft Michael Gravgaard, will er den HSV-Fans im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld beweisen, wie gut er tatsächlich ist. Beim 2:3 am Sonnabend in Karlsruhe hatte der dänische Neuzugang einen schwarzen Tag, denn er war an allen drei Gegentoren beteiligt. So mancher Spieler würde nach einem solchen Einstand in Selbstzweifel verfallen, aber der 30-jährige Nationalspieler nicht: "Natürlich war es nicht das Spiel, was ich mir erhofft hatte, aber so ist Fußball. Manchmal."

Er spricht von einem Fehler, den er begangen hat. Den Fauxpas vor dem 1:2, als er am Ball vorbei schlug. Von den anderen Gegentreffern spricht er nicht. Er sagt nur: "Das Karlsruhe-Spiel ist jetzt abgehakt. Und das Schöne am Fußball ist ja, dass es bereits am Wochenende mit einem neuen Spiel weitergeht."

Hin und wieder setzt er bei diesen Worten sogar ein Lächeln auf. Von Verzweiflung oder Verunsicherung keine Spur. "Fußball ist schwarz-weiß. Verliert man, ist fast alles schlecht, gewinnt man, ist alles gut. Ich brauche aber nach diesem Spiel keinen Psychiater."

Der Mann ist erfahren genug, um eine solche Phase unbeschadet zu überstehen. Auch die Tatsache, dass ihn Trainer Martin Jol nach der Pleite heftig kritisiert hatte, stört ihn nicht sonderlich. Rein äußerlich ist ihm jedenfalls nichts anzumerken. Sein kurzer Kommentar: "Alle waren danach sauer, das ist doch klar." Trainer und Spieler haben sich ausgesprochen und sind um ein gutes Betriebsklima bemüht. Der gesamte Trainerstab lobte Gravgaard beim Montags-Training, wenn ihm die eine oder andere Aktion besonders gelungen war.

Mehr als zehn Spiele mit Gravgaard hatte der HSV beobachten lassen, bevor er den Dänen vom FC Nantes auslieh. Es waren Begegnungen mit seinem ehemaligen Klub FC Kopenhagen dabei, aber auch Länderspiele (Gravgaard hat 18 Einsätze für Dänemark). Der HSV wusste also genau, was dieser Abwehrspieler kann, der den verletzten Bastian Reinhardt (Mittelfußbruch) ersetzen soll.

"Michael ist ein guter, zuverlässiger und sicherer Abwehrspieler", sagt der dänische Fußball-Journalist Klaus Eglund und führt an: "2008 war er allerdings oft verletzt, hatte auch einen Rippenbruch. Vielleicht lief es deswegen in Nantes nicht so optimal." Eglund weiter: "Ich halte Gravgaard für den perfekten Reinhardt-Ersatz, er ist auch mental stark genug, den ersten misslungenen Auftritt zu überstehen - wenn er gegen Bielefeld wieder spielen darf."

Einer, der stark davon ausgeht, ist Reinhardt selbst. Der Innenverteidiger sah das KSC-Spiel live im Fernsehen und gibt zu: "Mir tat Michael schon leid. Dabei hat er für mich nur einen Fehler begangen, dem vor dem 1:2, die anderen Gegentore wurden durch unglückliche Umstände begünstigt." Dann bricht Reinhardt eine Lanze für seinen Nachfolger: "Nun über ihn herzufallen ist ungerecht. Michael ist ein netter Kerl, ein Super-Typ - und ganz sicher ein viel besserer Fußballer, als er es in Karlsruhe zeigen konnte."

So sieht es auch Ivan Klasnic (früher Werder und St. Pauli), der in Nantes Kollege von Gravgaard war: "Ein wirklich guter Abwehrspieler, der in Nantes nur viel Pech gehabt hat. Wenn wir verloren hatten, dann waren immer Klasnic und Gravgaard schuld."

So soll es mit dem dänischen Nationalspieler aber in Hamburg nicht wieder werden. Er hat eine besondere Methode dafür entdeckt: "Immer schön locker bleiben." So, das haben ihm Freunde gesagt, würden es die Deutschen sagen.