Der neue HSV-Däne Michael Gravgaard sollte den verletzten Bastian Reinhardt ersetzen und war prompt an allen drei Gegentreffern beteiligt. Das Abendblatt unterzog ihn einer schonungslosen Analyse.

Karlsruhe. Es war ein Häufchen Elend, das dort nach 91 Spielminuten am Spielfeldrand stand und sein erstes Premiere-Interview gab. "Ich habe Karlsruhe zurück ins Spiel gesetzt", sagte Michael Gravgaard. Der dänische Neuling des HSV konnte es offenbar noch immer nicht fassen. Viel schlimmer hätte seine Premiere im Trikot der "Rothosen" nicht laufen können. "Ich hoffe, ich kann ihn wieder aufrichten. Er war irgendwie bei allen drei Gegentoren dabei. Ich würde sagen: 'Willkommen in der Bundesliga'", kommentierte Jol die Vorstellung des dänischen Nationalverteidigers, der nach dem Abpfiff wenigstens seine eigene Leistung richtig einzuordnen wusste: "Ich übernehme dafür die Verantwortung."

Das Abendblatt nahm Gravgaard über die gesamte Spielzeit besonders unter die Lupe. Lesen Sie hier die schonungslose Analyse seines Debüts.

Die Anfangsphase Gravgaard orientierte sich an Abwehrchef Joris Mathijsen und strahlte weitgehend Ruhe gegen ein völlig verunsichertes KSC-Team aus. Die einzige KSC-Spitze, Freis, bereitete der Hamburger Abwehr kaum Probleme. Nur im Aufbauspiel merkte man Gravgaards Nervosität und mangelnde Integration ins HSV-Spiel. Statt gezielter Pässe ins Mittelfeld oder über die Außenbahnspieler bevorzugte der Däne, der aus Nantes an die Elbe gekommen war, meist lange "Sicherheitsschläge".

Die zweite Hälfte Eigentlich deutete alles auf eine Fortsetzung der ersten Hälfte hin. Gravgaard und seine Nebenleute wurden selten vor unlösbare Probleme gestellt. Linksverteidiger Marcell Jansen wirkte instabiler als der neue HSV-Däne - bis zu der folgenschweren Szene vor dem ersten KSC-Treffer. Bei der Görlitz-Hereingabe von rechts stand Gravgaard in Höhe des ersten Pfostens acht Meter vor dem Tor gut, sein Versuch eines Befreiungsschlags war allerdings eklatant schwach und endete mit einer unfreiwilligen Direktvorlage für den Torschützen Freis. Das war die Wende im Spiel - und Gravgaard wirkte minutenlang wie ein Nervenbündel. Sein Passspiel war fortan von Unsicherheit geprägt.

Beim Tor zum 2:2 war der Däne auch direkt beteiligt, weil er Federicos Schuss per Grätsche noch leicht, aber entscheidend abfälschte. Allerdings traf Abwehrchef Mathijsen in diesem Fall noch eine etwas größere Schuld. Er hatte den Abstand zum eigentlich richtig postierten Gravgaard zu groß werden lassen und konnte beim Zuspiel auf den ihm näheren Federico nicht entscheidend eingreifen.

Die Schlussphase Nach den Platzverweisen wirkte Gravgaard wieder stabiler. Er beschränkte sich auf einfache und risikoarme Balleroberungen und versuchte die gewonnenen Bälle an die Mittelfeldspieler weiterzugeben. In der Nachspielzeit rückte er nach einem KSC-Vorstoß über die rechte Offensivseite aus dem Zentrum und produzierte links hinten gegen Freis einen mehr als umstrittenen Freistoß, der schließlich den KSC-Sieg einleitete.