Der wegen einer Verletzung lange vermisste Hamburger Führungsspieler über Tore, Transfers und charakterlose Teamkollegen.

Hamburg. Nach über neun Monaten Pause wegen eines Oberschenkelbruchs kehrte Stürmer Alexander Barta Anfang Januar ins Team der Hamburg Freezers zurück. Mit dem gebürtigen Berliner, der am Montag 26 Jahre alt wird, schafften die "Eisschränke" sechs Siege in acht Spielen und wahrten so die Chance auf den Einzug in die Play-offs der Deutschen Eishockey-Liga. Heute (19.30 Uhr) tritt Barta mit dem Tabellenzehnten beim -siebten Nürnberg Ice Tigers an.


Abendblatt:

Herr Barta, wie fühlt man sich als Heilsbringer?

Alexander Barta:

Ich habe sicher zum Aufschwung beigetragen, aber als Heilsbringer würde ich mich nicht sehen. Ein Spieler allein kann nie der Grund sein.



Abendblatt:

Vier Tore und acht Vorlagen sprechen für sich. Haben Sie sich Ihr Comeback so vorgestellt?

Barta:

Dass es so gut laufen würde, konnte ich nicht erwarten. Hannovers Trainer Hans Zach hat mir mal gesagt, dass man genauso lang braucht, wie man verletzt war, um zu alter Stärke zurückzukehren. Das hat mir schon Angst gemacht. Ich hoffe jetzt, dass ich das Niveau halten kann.



Abendblatt:

Angst musste man zwischenzeitlich auch um die Freezers haben. Wird jetzt doch wieder alles gut?

Barta:

Wir erleben es jetzt das dritte Mal in Folge, dass wir eine Saison eigentlich schon an die Wand gefahren haben und erst dann versuchen, sie rumzureißen. Auch nach den letzten Siegen ist nicht plötzlich alles toll.



Abendblatt:

Aber nehmen wir mal an, Sie schaffen es wie in den letzten Spielzeiten in die Relegation für die Play-offs. Dann ist doch noch alles drin...

Barta:

Sicher. Theoretisch kann man dann noch weit kommen. Aber davon will ich nicht reden, wir stehen schließlich gerade mal seit ein paar Tagen auf Platz zehn (berechtigt zur Teilnahme an der Relegation, die Red.) . Man darf nicht vergessen, was in den letzten Monaten passiert ist.



Abendblatt:

Welche Konsequenzen würden Sie aus der langen Misere ziehen?

Barta:

Es muss nach der Saison an einigen Stellen einen Schnitt geben. Zwischenzeitlich dachte ich, dass wir vielleicht vom Potenzial her doch nicht so gut sind, wie wir meinten. Mittlerweile glaube ich wieder, dass der Charakter und die Einstellung einiger Spieler das Problem sind.



Abendblatt:

Warum gelingt es bei den Freezers nicht, ein Team aufs Eis zu stellen, das über die gesamte Saison konstant gute Leistungen bringt?

Barta:

Wenn man das wüsste, hätte man wahrscheinlich darauf reagiert. Ein Hauptgrund ist für mich, dass es bislang nicht gelungen ist, einen Stamm von Leistungsträgern zu finden, der über Jahre das Team führt. So wie in Berlin Denis Pederson und Steve Walker zum Beispiel.



Abendblatt:

Das würde für eine verfehlte Personalpolitik sprechen. Aus Berlin kamen zuletzt vermehrt kritische Töne von Freezers-Eigner Anschutz in Richtung der Hamburger Geschäftsführung. Bekommen Sie als Spieler davon etwas mit?

Barta:

Sicher kriegt man so etwas mit. Es ist doch auch klar, dass ganz automatisch Kritik aufkommt, wenn es nicht so läuft, wie man sich das vorstellt.



Abendblatt:

Von Spielerseite ist häufiger zu hören, dass einige Profis wegen der Freezers-Führung um Boris Capla gar nicht erst nach Hamburg wechseln.

Barta:

Das sind für mich Ausreden. Von denen, die da sind, kann jedenfalls keiner behaupten, dass er hier schlecht behandelt wird. Es ist schade, dass sich das zu selten auf dem Eis widerspiegelt. Dann wäre mit den Voraussetzungen hier in Hamburg vieles einfacher.



Abendblatt:

Neben Ihrer Person werden als Gründe für die Rückkehr des Erfolgs häufig Trainer Paul Gardner und die bessere Stimmung im Team aufgeführt. Haben auch zusätzliche Prämien dazu beigetragen?

Barta:

Nein, die gibt es nicht. Ich persönlich würde so etwas in unserer Situation auch nicht erwarten. Und wenn ein anderer Spieler mich bitten würde, darüber mit der Geschäftsleitung zu verhandeln, würde ich ihn fragen, ob bei ihm noch alles okay ist. Der Klub hat genug getan.



Abendblatt:

Heute Abend geht es in Nürnberg um wichtige Punkte im Kampf um den Play-off-Einzug. Im Kader der Ice Tigers steht Ihr Bruder Björn, der mit den Freezers in Verbindung gebracht wird. Wird es das letzte Bruderduell der Bartas?

Barta:

Ich hoffe, dass es das letzte sein wird. Die Freezers-Geschäftsführung weiß, dass es mich riesig freuen würde, wenn mein Bruder künftig auch in Hamburg spielt. Sie wissen auch, dass Björn zu uns will. Für mich würde diese Kombination künftige Entscheidungen natürlich auch einfacher machen (Alexander Barta hat in Hamburg noch einen Vertrag bis 2010, die Red.) .



Abendblatt:

Einen Nationalspieler wie Sie würden die Freezers wohl nicht so gerne gehen lassen. In der kommenden Woche geht es für das deutsche Team um die Olympia-Qualifikation. Sind Sie in Hannover dabei?

Barta:

Ich gehöre zum erweiterten Kader von 33 Spielern, die der Bundestrainer nominiert hat. Am Wochenende erfahre ich endgültig von Uwe Krupp, ob ich dabei bin. Ich hoffe das natürlich, weil ich immer wieder stolz bin, für das Nationalteam zu spielen.



Abendblatt:

Gegner werden Japan, Österreich und Slowenien sein. Ein leichtes Los?

Barta:

Wir sind die Favoriten. Aber wer sich das leicht und locker vorstellt, hat verloren.



Abendblatt:

Kommt für die Freezers die mit dem Qualifikations-Turnier verbundene Auszeit im falschen Moment?

Barta:

Das würde ich nicht sagen. Sie gibt zum Beispiel unseren verletzten Spielern die Möglichkeit, wieder heranzukommen. Ich selbst bin allerdings froh, dass ich wahrscheinlich durchspielen kann. Denn Pause hatte ich wirklich lange genug.