Als Basketballer hat Shaquille O'Neal alles gewonnen. Nebenbei hat er sich weitergebildet und ist nun Doktor. Doch das soll's nicht gewesen sein.

Boston. „Shaq“ ist out, „Dr. O'Neal“ ist in. Shaquille O'Neal, der jahrelang gefürchtete Koloss unter den Körben der amerikanischen Basketball-Liga NBA, ist seit kurzem Doktor der Pädagogik. „Nur die Kinder dürfen noch Shaq zu mir sagen. Die Erwachsenen müssen mich Dr. O'Neal nennen“, meinte der 40-jährige Spaßvogel mit seinem typisch breiten Grinsen bei seiner Promotion an der Barry University in Miami. Nach 19 Jahren und vier NBA-Meisterschaften hatte der Center im Vorjahr seine beeindruckende Karriere beendet. Seit Dezember sitzt O'Neal als TV-Experte bei „TNT“ unter anderem neben Charles Barkley in der mehrfach mit dem Emmy Award preisgekrönten Show „Inside the NBA“. Er analysiert, kritisiert – und liefert sich mit „Sir“ Charles gerne so manche Frotzelei.

Doch so sehr O'Neal Basketball liebt: die Bildung war für ihn schon immer genauso wichtig, wie ein Dunk oder Rebound. Damit unterscheidet sich der 2,16 Meter Mann, der in seiner Laufbahn allein knapp 300 Millionen Dollar an Gehalt verdient hat, von vielen ehemaligen Kollegen. Nur 21 Prozent aller NBA-Profis haben einen Studien-Abschluss.

Als die Orlando Magic O'Neal im Frühjahr 1992 in die NBA lockten, versprach der Koloss seiner Mutter, seinen Bachelor später nachzuholen. Drei Jahre lang hatte er bis dahin Business an der Louisiana State University studiert. Das Versprechen an Lucille O'Neal erfüllte „Shaq“ 2000, als er seinen Abschluss in Allgemeinbildung machte. Fünf Jahre nach dem Bachelor folgte der Master und nun der Doktor. „Ich wollte mich weiterbilden und mich einfach selbst herausfordern“, betont O'Neal.

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Seine Doktorarbeit zum Thema „Wie Anführer Humor oder Aggression in ihren Führungsstilen nutzen“ war genauso maßgeschneidert für ihn wie früher die Rolle als Center. Denn O'Neal bezeichnet sich selbst als „natürliches Leittier, das gerne lacht.“ Einen Beweis dafür lieferte er Anfang Mai, als er zusammen mit weiteren Absolventen seinen Doktor-Titel verliehen bekam. O'Neal trug wie alle stolz ein rotes Graduation-Gewand – eine Sonderanfertigung Größe XXXL – und den typischen schwarzen Hut. Als sein Professor, David Kopp, ihm auf der Bühne ein hellblaues Tuch als Symbol seiner Promotion um den Hals legte, hob O'Neal den Gelehrten unter dem Jubel der Menge spielerisch mit beiden Armen in die Höhe.

Seine Mutter ist stolz, dass sie ihren Sohn jetzt „Dr. O'Neal nennen kann.“ Und womöglich kommt bald noch ein Titel hinzu. Die vor einer Woche aufkommenden Gerüchte, O'Neal könne neuer Manager der Orlando Magic werden, beendete er selbst mit einem klaren „kein Interesse.“ Stattdessen will O'Neal als Motivationsredner auftreten und demnächst ein Jura-Studium aufnehmen. (dpa/abendblatt.de)