Der Abschied von Lukas Podolski wird zum Chaos. Der 1. FC Köln steigt ab, Fans zünden Rauchbomben und randalieren im Stadion. Schiedsrichter warnt Spieler.

Köln. Es waren Szenen mit Symbolkraft, die sich am Sonnabendnachmittag im Kölner Stadion abspielten. Dichte schwarze Rauchwolken waberten kurz vor dem Schlusspfiff der Begegnung zwischen dem 1. FC Köln und Bayern München (1:4) aus Richtung der Südtribüne über das Feld. Der Abstieg des Kölner Klubs war besiegelt, die Profis verließen fluchtartig den Platz. Aufgebrachte Anhänger versuchten, das Chaos zu nutzen, um das Spielfeld zu stürmen. "Es war uns allen bewusst, dass wir die Beine in die Hand nehmen mussten“, sagte Bayerns Nationalspieler Toni Kroos hinterher. Nur ein Großaufgebot der Polizei verhinderte eine Eskalation.

Die Selbstzerfleischung des 1. FC Köln hatte nach Abpfiff des letzten Saisonspiels ihren Tiefpunkt erreicht. Der neue Präsident Werner Spinner, angetreten, um den Klub zu einen, fand klare Worte: "Was nach dem Spiel passiert ist, ist nicht zu akzeptieren. Wir müssen die Gewalt aus dem Stadion kriegen.“

Schon vor dem Abpfiff hatte sich das Szenario angedeutet. Als der Abstieg immer näherrückte, stieg die Wut bei einigen Hundert Anhängern im Kölner Block. Die Sicherheitskräfte bezogen frühzeitig rund um die Südtribüne Stellung. Bayerns Thomas Müller fand alles "ein bisschen unheimlich. Wir haben das gesehen und den Schiedsrichter gefragt, ob er nicht ein paar Sekunden früher abpfeifen könne“. Florian Meyer tat dies, kurz zuvor informierte er die Spieler. "Er kam zu mir und sagte: 'Seht zu, dass ihr gleich schnell in die Kabine kommt'“, erinnerte sich Philipp Lahm.

Im Stadion blieb der große Knall aus - das war vor allem Polizei und Sicherheitsdienst zu verdanken. "Die Ordnungskräfte waren sehr gut organisiert“, sagte auch Müller. Der 1. FC Köln hat bei seinem Abschied aus der Bundesliga dennoch einen bleibend schlechten Eindruck hinterlassen.

Der Ticker zum Abstieg des 1. FC Köln:

Vor dem Anpfiff des 34. Spieltags hat der 1. FC Köln (gegen Bayern München) mit 30 Punkten auf dem 16. Tabellenplatz die bessere Ausgangslage als der Tabellenvorletzte Hertha BSC (gegen 1899 Hoffenheim). Die Berliner haben zwei Zähler weniger auf dem Konto als die Rheinländer.

15.20 Uhr: In Köln wird Lukas Podolski verabschiedet, der zur kommenden Saison zum FC Arsenal nach England wechselt. Der Nationalspieler hat sich nach seinem Magen-Darm-Infekt unter der Woche für das wichtige Spiel gegen die Bayern fit gemeldet.

15.30 Uhr: Der Georgier Lewan Kobiaschwili stellt aufseiten der Berliner den Rekord des Brasilianers Ze Roberto ein. Der Hertha-Kapitän bestreitet zum Saisonfinale sein 336. Bundesliga-Spiel und ist damit gemeinsam mit Ze Roberto der Ausländer mit den meisten Bundesligaeinsätzen.

15.44 Uhr: Jubel in Berlin, Entsetzen in Köln. Die Hertha geht durch einen Freistoß von Änis Ben-Hatira in Führung. Hertha ist bei diesem Spielstand in der Relegation, Köln abgestiegen.

15.59 Uhr: Podolski hat die große Möglichkeit zur Kölner Führung, ihm versagen aber aus 12 Metern offenbar die Nerven.

16.03 Uhr: Große Ausgleichschance für Hoffenheim, aber Hertha-Verteidiger Roman Hubnik rettet in letzter Sekunde gegen Sven Schipplock für seinen bereits geschlagenen Torwart Thomas Kraft.

16.05 Uhr: Die Chancen auf die Relegation schwinden für Köln immer mehr. WM-Torschützenkönig Thomas Müller sorgt für das verdiente 1:0 der Bayern und damit zugleich Grabesstimmung im RheinEnergieStadion.

16.13 Uhr: In Berlin erhält der Hoffenheimer Ryan Babel nach unsportlichen Verhaltens die Gelb-Rote Karte. Der Platzverweis spielt den Berlinern noch mehr in die Karten.

16.17 Uhr: Halbzeit in Köln, die Bayern führen 1:0. Köln ist in der 2. Liga.

16.18 Uhr: Halbzeit in Berlin, die Hertha führt 1:0. Berlin ist in der Relegation gegen den Dritten der 2. Liga.

16.32 Uhr: In Berlin geht es mit unverändertem Personal weiter.

16.33 Uhr: In Köln geht es nach der Pause mit zwei Stürmern weiter. Milivoje Novakovic soll Podolski unterstützen.

16.41 Uhr: Jetzt kommt es für Köln knüppeldick. Pedro Geromel unterläuft ein Eigentor zum 0:2.

16.43 Uhr: Keine 120 Sekunden später erhöht Arjen Robben für den Champions-League- und DFB-Pokal-Finalisten auf 3:0.

16.45 Uhr: Pierre-Michel Lasogga und Ronny vergeben innerhalb von Sekunden für Berlin beste Chancen zum 2:0.

16.52 Uhr: Novakovic verkürzt für Köln auf 1:3.

17.06 Uhr: Ben-Hatira lässt Hertha mit dem 2:0 erneut jubeln, in Köln herrscht Weltuntergangsstimmung.

17.13 Uhr: Marvin Compper gelingt in Unterzahl aus heiterem Himmel der Anschlusstreffer für Hoffenheim.

17.14 Uhr: Müller erhöht auf 4:1 für München.

17:19 Uhr: Köln weint - der fünfte Bundesliga-Abstieg der Geißböcke ist perfekt.

17.22 Uhr: Raffael erzielt das 3:1 für Berlin.

17.23 Uhr: Jubel im Olympiastadion. Berlin hat sein Minimalziel ereicht und bestreitet am 10. und 15. Mai die beiden Relegationsspiele gegen den Dritten der 2. Liga, der erst am Sonntag zwischen Fortuna Düsseldorf, dem SC Paderborn und dem FC St. Pauli ermittelt wird.

(abendblatt.de/sid)