Carlos Nevado vermisst beim Uhlenhorster HC vor dem Play-off-Halbfinale gegen den Club an der Alster die nötige Leidenschaft.

Hamburg. Es gibt Momente am Rande des Hockeyplatzes, in denen der neutrale Beobachter sich dabei ertappt, wie ihm der Mund offen steht vor Bewunderung. Neulich, am vergangenen Sonnabend im zweiten Viertelfinalspiel um die deutsche Feldmeisterschaft zwischen dem Uhlenhorster HC und dem Harvestehuder THC, war so einer. Der HTHC hatte einen Konter gestartet, als plötzlich ein Mann mit dunklem Haar ins Blickfeld preschte. Er rannte, bis er den ballführenden Gegner erreicht hatte, und spitzelte mit seinem Schläger den Ball ins Seitenaus. Konter abgefangen, Gefahr gebannt - Mission erfüllt.

Mission erfüllt? Carlos Nevado sitzt im Alex an der Binnenalster, und er sieht nicht aus wie einer, der auf dem Hockeyfeld bissig wie ein Pitbull agiert. Aber wer dem UHC-Routinier zuhört, der spürt schnell, dass ein gewonnener Zweikampf bei Weitem kein Grund für ihn ist, eine Mission als erfüllt anzusehen. Nevado, Sohn einer spanischen Mutter, eines Vaters aus Uruguay und deutscher Staatsbürger seit seinem 18. Geburtstag, führt dutzendfach Zweikämpfe in einem Hockeyspiel, und weil er die meisten davon gewinnt, ist er mit seinen 28 Jahren nicht nur wegen seiner Erfahrung unverzichtbar für das Team von Martin Schultze.

Um körperlich mit jüngeren Kontrahenten mithalten zu können, arbeitet der Offensivspieler akribisch an seiner Fitness. Der ehemalige Bundestrainer Bernhard Peters habe ihn gelehrt, dass Verzicht nötig ist, wenn man besser werden will als die Guten. "Ich tue mehr als andere für meine Fitness", sagt er. Es ist dieser hohe Grad an Eigenmotivation, der Nevado zum Weltmeister 2006 und Olympiasieger 2008 machte. Er zehrt dabei von seiner Zeit in der Sportfördergruppe der Bundeswehr. Geholfen habe zudem der Rücktritt aus dem Nationalteam 2008.

Seitdem kann sich Nevado auf den Verein konzentrieren. Ein Mentaltrainer hatte jedem Spieler eine Analyse mit Stärken und Schwächen vorgelegt. In Nevados Profil steht, dass er in Schwächephasen des Teams noch mehr Verantwortung übernehmen solle. Und weil der UHC zwar im Halbfinale um die Feldmeisterschaft steht, aber bislang in dieser Saison selten glänzte und die angepeilten Titel in der Halle und in der Euro Hockey League verpasste, sieht der leidenschaftliche Tänzer Bedarf, seine Kollegen vor dem ersten Spiel der Best-of-three-Halbfinalserie am Sonnabend (15.30 Uhr) beim Club an der Alster aufzurütteln.

"Ich spüre noch nicht bei allen, dass wir heiß sind auf den Titel", sagt er. Gerade gegen Alster, das dem UHC im Finale um die Hallenmeisterschaft und beim 0:5 zum Wiederbeginn der Feldsaison zwei Niederlagen zugefügt hatte, müsse das Team brennen. "Wer den größeren Willen hat, erreicht das Finale", sagt Nevado. Der deutsche Feldmeistertitel ist das wichtigste Saisonziel des UHC, weil die Herren diesen noch nie erringen kontnen. Nevado möchte seine Karriere in nicht allzu ferner Zeit beenden. Und auch wenn er sagt, dass er den Feldtitel nicht brauche, um mit dem Erreichten zufrieden zu sein, so ist eins klar: Wenn es bei der Endrunde in Mannheim am 25./26. Juni klappt, wäre seine Mission erfüllt.