Patrick Breitenstein, Hockey-Abwehrchef des UHC, spricht im Interview mit dem Abendblatt über das Europacup-Duell gegen Bloemendaal.

Hamburg. Die Euro Hockey League (EHL), die Königsklasse des Herrenhockeys, erlebt ihre vierte Saison. Dreimal stand der Uhlenhorster HC im Endspiel, 2008 und 2010 gewann er, 2009 scheiterten die Hamburger an Hollands Topteam HC Bloemendaal. Im vergangenen Jahr gab es im Viertelfinale die erfolgreiche Revanche, und am Ostersonnabend (14.30 Uhr) kommt es nun zur Neuauflage - im EHL-Achtelfinale in Bloemendaal. UHC-Abwehrchef Patrick Breitenstein, 30, ordnet den Klassiker ein.

Abendblatt: Herr Breitenstein, Sie spielen seit zwölf Jahren im UHC-Bundesligateam, haben einige historische Spiele erlebt. Wo ordnen Sie das Duell mit dem Dauerrivalen aus Bloemendaal ein?

Patrick Breitenstein: Für mich ist es kein so wichtiges Spiel wie die vielen Finals, die ich spielen durfte. Es ist ein reines Genuss-Spiel. Gegen eine der besten Mannschaften der Welt vor deren fantastischem Publikum zu spielen, das muss man genießen. Ich verspüre auch keinerlei Druck, denn mein Fokus liegt ganz klar auf dem nationalen Titel.

Die deutsche Meisterschaft konnte der UHC noch nie gewinnen, die EHL bereits zweimal. Ist allen Spielern im Team damit der nationale Titel wichtiger?

Breitenstein: Nein, wir haben ja viele junge Spieler, für die die EHL ein überragendes und teilweise neues Erlebnis ist. Die werden sicherlich anders darüber denken als ich. Und unser Trainerteam hat uns auch sehr gezielt auf Bloemendaal eingestellt, darauf lag in der Winterpause der Fokus. Insofern ist es wohl richtig zu sagen, dass wir beides gewinnen wollen. Wenn das klappt, wäre es unbeschreiblich. Wenn ein Titel herausspringt, wäre es auch toll.

Und wenn am Ende nichts bleibt?

Breitenstein: Das wäre selbstverständlich eine große Enttäuschung, schließlich haben wir in den vergangenen Jahren in allen wichtigen Endspielen gestanden und auch einige gewonnen. Unser Anspruchsdenken ist entsprechend hoch. Andererseits sind Carlos Nevado mit 28 und ich mit meinen 30 Jahren mit Abstand die ältesten Spieler des Teams. Das heißt, dass dem UHC die Zukunft gehört und auch ein Jahr ohne Titel kein Weltuntergang wäre.

Ende Januar haben Sie das Endspiel in der Halle gegen den Club an der Alster im Siebenmeterschießen verloren. Was hat das bei Ihnen und im Team bewirkt?

Breitenstein: Ich hatte daran sehr lange zu knabbern, denn die Enttäuschung war immens groß. Wir haben über die Saison das beste Hockey gespielt, hatten im Halbfinale Rot-Weiß Köln geschlagen und haben dann das Finale gegen eine taktisch perfekt eingestellte, aber limitiertere Mannschaft verloren. So etwas ist für mich schwer zu verkraften. Aber wir haben schnell umgeschaltet und an die nächsten Titel gedacht.

Ihre Mannschaft zeichnet es aus, dass sie in jedem Spiel Vollgas gibt und die Gegner mit Offensivkraft zu erdrücken versucht. Wie ist es da, als Abwehrchef für die Defensivaufgaben zuständig zu sein?

Breitenstein: Unheimlich schwer, nicht nur für mich, sondern auch für unseren Torwart. Bei uns definieren sich 24 Spieler nur darüber, dass sie aktiv nach vorn spielen wollen. Der Spruch, dass die Offensive Spiele gewinnt, aber die Defensive Meisterschaften, stimmt bei uns. Leider. Wenigstens national. Wir waren in vielen Finalspielen das bessere Team und haben dann wegen Nachlässigkeiten in der Defensive doch noch verloren. Auch in dieser Saison haben wir noch zu viele Höhen und Tiefen. In Hochphasen sind wir besser als alle anderen in Europa, aber in Tiefs können wir gegen jeden verlieren, wie das 0:5 Anfang April gegen Alster gezeigt hat.

Sie sind 30, stehen mitten im Berufsleben. Wäre der deutsche Meistertitel nicht die beste Gelegenheit, abzutreten?

Breitenstein: Wenn wir Meister werden, gäbe es für mich wirklich nichts mehr im Sport, für das ich mich noch motivieren könnte. Aber bis dahin liegt noch ein langer und sehr harter Weg vor uns.