Wie 2006 trifft Dirk Nowitzki mit Dallas im NBA-Finale auf Miami. Im Halbfinale setzten sich Wayde, James & Co mit 4:1 gegen Chicago Bulls durch.

Chicago/Dallas/Hamburg. Deutschlands Basketball-Superstar Dirk Nowitzki erhält die Chance zur Revanche: Einen Tag nach dem Finaleinzug der Dallas Mavericks zog auch Miami Heat ins Endspiel der nordamerikanischen Profiliga NBA ein. Der Meister von 2006 löste das Finalticket durch ein 83:80 bei den Chicago Bulls, womit das Starteam aus Florida den entscheidenden Sieg zum 4:1-Gesamterfolg in der Endspielserie der Eastern Conference (best of seven) feierte.

Matchwinner für die Miami Heat waren die Großen Drei. LeBron James kam auf 28 Punkte und 11 Rebounds, Chris Bosh wies eine Bilanz von 20 Punkten und 10 Rebounds auf und Dwyane Wade erzielte 21 Punkte. Chicago und ihr Star Derrick Rose gaben dabei eine 12-Punkte-Führung in Schlussphase noch aus der Hand. Dank eines 18:3-Endspurts konnte Heat in den Schlussminuten die Partie noch drehen.

Miami hat damit zum zweiten Mal das Finale der NBA erreicht und trifft dort wie im Meisterjahr auf Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks. Die Texaner hatten sich in der Western Conference-Finale ebenfalls in fünf Partien gegen Oklahoma City Thunder durchgesetzt. Vor fünf Jahren hatte Dallas in der Serie gegen Miami bereits 2:0 geführt, waren dann aber eingebrochen und kassierten vier Niederlagen in Folge.

"Das Finale wird eine ganz neue Herausforderung“, sagte Miamis Trainer Erik Spoelstra. Dwyane Wade pflichtet bei: "Wir werden auf eine starke Mannschaft der Mavericks treffen. Sie wollen genau so gewinnen wie wir.“

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Die Endspielserie beginnt mit zwei Heimspielen der Heat am Dienstag, 31. Mai, und Donnerstag, 2. Juni, ehe es zu zwei Begegnungen nach Dallas geht. Ein entscheidendes siebtes Spiel würde in Florida stattfinden. In der regulären Saison hat Dallas beide Partien gegen Miami gewonnen.

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Der beste Nowitzki aller Zeiten

Die Zeit schien stillzustehen, als Dirk Nowitzki gut eine Minute vor Spielende aus dem Stand in die Luft hüpfte und den Ball auf seine weite Reise in Richtung Korb schickte. Der deutsche Basketballstar war dabei weiter als 7,23 Meter von der Reuse entfernt, ein Treffer hätte drei Punkte und die erste Führung in der zweiten Hälfte gegen die Oklahoma City Thunder bedeutet. Doch der Ball prallte vom Korbring zurück ins Feld, die siegessicheren 20 051 Zuschauer erstarrten im Angesicht der drohenden Niederlage.

Nowitzkis Teamkollege Shawn Marion ergatterte jedoch den Rebound, legte wiederum zurück auf den 32-Jährigen, der aus identischer Position zum zweiten Mal binnen fünf Sekunden warf - und diesmal traf. Es waren die entscheidenden Punkte in der Partie, die Dallas wenig später 100:96 gewann. Die Stimmung in der Halle erreichte ihren Höhepunkt, die Moral der Gäste war gebrochen, und Dallas steht zum ersten Mal seit 2006 wieder im Finale der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA. "Ich hatte schon beim ersten Versuch ein gutes Gefühl. Doch dank meiner Mitspieler hatte ich noch einen zweiten. Da hab ich gedacht: Jetzt oder nie - und ich konnte den Wurf dann verwandeln", sagte Nowitzki.

Diese Szene 74 Sekunden vor der Schlusssirene zeigt, worin die neue Qualität der Dallas Mavericks besteht. Die Teams der vergangenen Jahre hätten aufgegeben und sich mit dem Gedanken getröstet, noch in zwei weiteren Spielen die Chance auf den Finaleinzug zu haben. Doch in diesem Jahr kämpfte Marion verbissen um den Ball und behielt trotzdem die Übersicht, und Nowitzkis Nervenstärke paarte sich mit einem riesigen - und berechtigten - Vertrauen in die eigene Qualität. Am Mittwoch erzielte er wie selbstverständlich 26 Punkte, sein Durchschnitt im diesjährigen Play-off liegt mit 28,6 Zählern pro Spiel so hoch wie nie. In dieser Verfassung war Dallas zu stark für Oklahoma, wenngleich die Duelle stets spannend waren. Die Mavericks und im Besonderen ihr Anführer Nowitzki waren dabei immer in der Lage, sich im Schlussviertel zu steigern. Bei drei ihrer vier Siege über Oklahoma gelang es ihnen, die Thunder mit einem Endspurt zu überflügeln und das Ergebnis zu ihren Gunsten zu drehen. "Es ist großartig, endlich wieder im Finale zu stehen. Ich hoffe nur, dass wir dieses Mal unsere Arbeit zu Ende bringen", sagte Nowitzki, nachdem ihm die Trophäe für den Gewinn der Western Conference überreicht worden war.

Der Würzburger, der vor der Saison gesagt hatte, "im Prinzip nur noch für diesen Titel zu spielen", wirkt weiterhin fokussiert wie selten. "Irgendwie wird er immer noch besser und besser", lobhudelte die "Dallas Morning News". In zahlreichen US-Medien wird der Deutsche bereits mit dem legendären Larry Bird von den Boston Celtics verglichen. Bundestrainer Dirk Bauermann sagte: "Er ist einfach ein toller Junge und absoluter Vorzeigeprofi. Alle wünschen ihm, dass er in dieser Saison seinen Traum wahr machen kann." Bauermanns Euphorie überflügelt dabei sogar seine konkreter werdende Sorge, dass Nowitzki bei der EM in Litauen Ende August nicht für die deutsche Auswahl spielen wird: "Er vertritt unser Land überragend."

Im Endspiel treffen die Mavericks entweder auf die Chicago Bulls oder die Miami Heat (Stand: 1:3, Partie fünf endete nach Redaktionsschluss), was eine Neuauflage des Finals von 2006 bedeuten würde. Damals erlebte Nowitzki in den Endspielen seine bisher bitterste Niederlage. Nach einer 2:0-Führung verlor Dallas die Serie mit 2:4 gegen die Miami Heat. 2007 flogen die Mavericks dann in der ersten Play-off-Runde raus - trotz 70 Vorrundensiegen. "Seitdem wollte ich auf die Finalbühne zurück", sagte Nowitzki.

Dallas wird die ersten beiden Spiele auswärts absolvieren müssen, ehe die Partien drei und vier im heimischen America-Airlines-Center steigen. Tickets für die Duelle gibt es in Dallas ab Sonnabendmorgen. Schon am Freitagabend werden die Imbissverkäufer vor den Verkaufsschaltern ihren Dienst aufnehmen. Damit die campierenden Fans nicht hungern müssen.

Mit Material von sid und dpa