Nach 13 Jahren verlässt Caro Sender die 1. Hockeydamen des Harvestehuder THC und sorgt sich um die Zukunft des Teams.

Hamburg. Es hätte alles so schön sein können. Am 13. Juni endet die Feldsaison in der Hockey-Bundesliga der Damen mit der Endrunde in Mannheim, und Caro Sender hätte gern an diesem Tag ihren Abschied vom aktiven Sport bekannt gegeben. Seit ihrem neunten Lebensjahr spielt die 28-Jährige für den Harvestehuder THC, 13 Jahre nun schon in der ersten Damenmannschaft. Doch weil die gelernte Großhandelskauffrau, die im fünften Semester Sozialökonomie studiert, zuletzt häufiger an ihre körperlichen und zeitlichen Grenzen gestoßen war, hatte sie vor dieser Saison beschlossen, im Sommer ihre Laufbahn zu beenden. Diesen Beschluss wollte sie nach der Saison dem Team mitteilen. Doch dann kam alles anders.

rAnfang Mai gab HTHC-Trainer-Urgestein Peter Krueger, 45, seinen Abschied bekannt. Das Urgestein, seit 40 Jahren Mitglied im Klub und seit 20 Jahren verantwortlich für die Ersten Damen, wechselt zum 1. Juli zum Lokalrivalen Klipper THC. Krueger sah sich in seiner Arbeit beim HTHC nicht mehr ausreichend unterstützt, ihm fehlten Vertrauen und Visionen. Seine Ankündigung sorgte im Team für Überraschung und Bestürzung. "Es waren nur ganz wenige eingeweiht, deshalb war es ein echter Schock", sagt Sender, die als Führungsspielerin von den Plänen des Trainers wusste. Die Innenverteidigerin hat nun die Aufgabe, eine Mannschaft auf Kurs zu halten und für die Zukunft zu begeistern, der sie selbst bald ebenso fehlen wird wie der Coach.

Kruegers Abschied sei so, als reiße man dem Team das Herz heraus. "Es kriegen ja nicht viele mit, was er alles für den HTHC leistet. Ihn zu ersetzen wird fast unmöglich sein", glaubt sie. Die Stimmung in der Mannschaft sei derzeit noch geprägt von einer "Jetzt erst recht"-Mentalität. In einem intensiven Gruppengespräch nach Kruegers Outing, in dem Sender ihren Abschied bekannt gab, habe man sich geschworen, die letzten gemeinsamen Spiele zu genießen und alles zu geben, um sportlich die Argumente zu liefern, die die Klubführung sucht, um die Nachfolge Kruegers ordentlich zu regeln. Dennoch sei die Sorge vor einem Zusammen- statt einem Umbruch vorhanden. "Keiner weiß, ob der Verein sich Leistungshockey auf unserem Niveau noch leisten will und kann", sagt Sender.

Sie selbst stünde als Betreuerin zur Verfügung, sie will den Kontakt zum Klub nicht verlieren. "Aber wenn wir auch im nächsten Jahr ambitioniert spielen wollen, brauchen wir einen guten Trainer und neue Spielerinnen. Die zu finden, war bislang Peters Aufgabe. Derzeit scheint sich darum niemand zu kümmern", sagt sie. Klar ist, dass neben ihr auch andere Routiniers wie Gylla Rau und Julia Boie ans Aufhören denken. Zudem wird die ukrainische Nationalspielerin Maryna Vynohradova aus Kostengründen nicht gehalten.

Die Grundlage für Bundesligahockey im HTHC müssen Kruegers Mädels indes selbst legen. Vier Partien vor Ende der Hauptrunde beträgt der Rückstand auf den vierten Tabellenrang, der zur Endrundenteilnahme genügt, bereits sieben Punkte. Siege in den Heimspielen gegen Klipper (Sa., 16 Uhr) und den Uhlenhorster HC (So., 12 Uhr, beide Barmbeker Straße) sind Pflicht, um den Traum von Mannheim zu erhalten. Andererseits wäre bei einer Niederlage gegen Klipper der Abstand auf den vorletzten Rang, der ein Abstiegs-Endspiel gegen den Zweitligazweiten nach sich zöge, auf drei Zähler geschmolzen. Dass also ausgerechnet Kruegers neues Team sein altes in arge Nöte bringen könnte, ist eine pikante Fußnote.

Über all diese Dinge versucht Caro Sender nicht nachzudenken. Da sie am letzten Hauptrunden-Wochenende privat verhindert ist, könnten die Partien gegen Klipper und den UHC bereits ihre letzten sein. Bei aller Wehmut will sie deshalb genießen, was kommt. Es kann ja auch alles noch schön werden.