Carsten-Otto Nagel aus Wedel triumphiert zum zweiten Mal im deutschen Springderby - erstmals seit 2002 gab es keinen Nullfehler-Ritt

Hamburg. Mit der ARD sollten die Nullen kommen. Fernsehmacher, Veranstalter und Zuschauer hofften dies in Klein Flottbek gleichermaßen und meinten damit selbstverständlich keine öffentlich-rechtlichen Mitarbeiter. Fehlerlose Ritte wurden am Sonntag beim 81. Deutschen Springderby herbeigesehnt, nachdem in der regionalen Sendezeit des NDR die Hindernisse reihenweise abgeräumt worden waren. Damit möglichst viele Reiter sich noch vor nationalem TV-Publikum beweisen konnten, ließ die ARD, die traditionell in der entscheidenden Phase die Übertragung übernimmt, sogar eine zehnminütige Kunstpause einstreuen. An den Ergebnissen änderte dies alles nichts. Selbst die verblieben acht Favoriten brachten keine Null zustande. Ein ungewöhnlicher Ausgang, den es zuletzt im Jahr 2002 gab.

Freuen durften sich vier Reiter, die sich im regulären Umlauf einen Abwurf erlaubt hatten und nun ins Stechen einzogen. Nachdem sich auf dem stark verkürzten und von den schwierigsten Hindernissen befreiten Parcours der Mecklenburger Heiko Schmidt und der Brasilianer Bernardo Alves schadlos gehalten hatten, ritt Lokalmatador Carsten-Otto Nagel als letzter Starter ins ausverkaufte Stadion ein. Der Wedeler war zuvor am berühmten und in diesem Jahr noch einmal verschärften Pulvermanns Grab gescheitert, doch jetzt ließ er sich auf Lex Lugar nicht mehr aufhalten. In 51,63 Sekunden war der Pferdewirtschaftsmeister vom Stall Moorhof fast eine Sekunde schneller als der am Ende zweitplatzierte Schmidt und feierte seinen zweiten Derbysieg nach 1999, als er auf Wienerwirbel triumphiert hatte.

"Ich bin mächtig stolz, es noch einmal geschafft zu haben", sagte er. Wie der 47-Jährige der Nationalhymne lauschte, sich den Kranz aus Eichenlaub und die Schärpe umlegen ließ, die schwarze Kappe schwenkte, während er drei Ehrenrunden vor den begeisterten Zuschauern drehte, sprach für sich. Auch weil die vergangenen Turniertage eher durchwachsen für Nagel gewesen waren und die Vorbereitung ebenfalls nicht gut lief, war die Begeisterung beim Riders-Tour-Sieger von 2008 besonders groß. "Das ist einfach die Krönung", sagte Nagel. "Wie das hier gelaufen ist, ist einfach unglaublich."

Mit dem Briten Guy Williams hatte sich der Sieger der beiden Derby-Qualifikationen mit acht Fehlerpunkten in Durchgang eins verabschiedet, bis auf Schmidt leisteten sich auch die starken Mecklenburger zu viele Abwürfe.

Blieb also Nagel. Es sei ein Bauchgefühl gewesen, dass er sich kurzfristig für Lex Lugar und nicht für sein anderes Derbypferd Calle Cool entschieden habe, erklärte der mit 35000 Euro belohnte Sieger, der auch mit dem Sonderpreis für den besten Stil ausgezeichnet wurde.

Stilistisch herausragend war auch die Leistung von Falk Rosenbauer, Carola Koppelmann und Oliver Luze, die sich im mit Pferdewechsel ausgetragenen Finale des 50. Deutschen Dressur-Derbys maßen. Jeder Reiter musste auch mit den Pferden der Kontrahenten im Viereck bestehen. Am besten gelang dies dem aus Lütjensee (Kreis Stormarn) stammenden Rosenbauer, der erst durch den Rückzug der Belgierin Vicky Smits-Vanderhasselt ins Finale eingezogen war. "Ich bin einfach froh, dass ich dabei war", sagte Rosenbauer. "Das ist allein wegen der Tradition ein besonderer Erfolg."

69 500 Zuschauer zählten die Veranstalter an den vier offiziellen Derbytagen, noch einmal 500 mehr als beim bisherigen Rekordbesuch im vergangenen Jahr. "Der Wettergott ist ein Hamburger", meinte Sportchef Paul Schockemöhle angesichts des weitgehend ausgebliebenen Regens an den Vortagen und dem Sonnenschein zum gestrigen Finale. Ein Rahmen, der auch der ARD gefallen haben dürfte. Auch ohne viele Nullen.