Amateurfußball: Halstenbek demontiert „Raubvögel“ 5:0, HSV II schafft Regionalliga-Rekord, Piel bleibt auf der Bank, Kindler einfach unüberwindbar

HSV II zweistellig zum Herbstmeister. Einen neuen deutschen Regionalliga-Rekord stellte der HSV II im Auswärtsspiel bei FT Braunschweig auf. Die Mannschaft von Trainer Daniel Petrowsky siegte mit 10:0! Nils Brüning (14., 23., 57.), Dominik Jung (29.), Ahmet Arslan (53., 56., FE, 79.), Dominik Masek (76.) und Mohamed Gouaida (81., FE, 85.) schossen den HSV II in die Geschichtsbücher, zu 40 Punkten und damit zum Klassenerhalt – und auch gleich noch zur Herbstmeisterschaft. Der Vorsprung auf den Tabellenzweiten Werder Bremen II beträgt nun zwölf Zähler und 18 Tore. „Es klingt merkwürdig, aber FT Braunschweig hatte einige gute Möglichkeiten“, kommentierte HSV-II-Trainer Daniel Petrowsky das unglaubliche Geschehen im Stadion Prinzenpark. „Unser Torwart Alexander Brunst-Zöllner hat gut gehalten, unsere Chancen haben wir eiskalt verwertet.“ Nach dem diesmal besonders ausgiebigen Kabinenritual – pro Tor ruft ein Spieler des HSV II „Schuss“ und die ganze Mannschaft schreit „Tor“ – gab Petrowsky das nächste Zwischenziel aus: „Bis zum Winter möchten wir den Vorsprung auf Rang zwei halten.“

Bleiben alle da. Dem sonst so fröhlichen Trainer des SC Condor, Christian Woike, war nicht nach Lachen zumute: „Wir haben hier heute genau vier Minuten und 58 Sekunden ein richtig gutes Oberligaspiel gemacht. Für Minute fünf bis 90 möchte ich mich bei allen, die für den Verein Leidenschaft und Zeit opfern, entschuldigen. Das war nicht oberligawürdig, das war nicht würdig einer Mannschaft, die ich trainiere.“ Chancenlos ging sein Team bei Tabellenführer Halstenbek-Rellingen mit 0:5 unter. Der Überraschungs-Spitzenreiter baute seinen Vorsprung auf sechs Zähler aus. Aber viele HR-Leistungsträger sind aus Norderstedt ausgeliehen.

Wächst mit den starken Auftritten die Gefahr, dass eine Rückholaktion in der Winterpause stattfinden könnte? „Vertraglich wäre es möglich“, sagt Manager Detlef Kebbe. „Mündlich wurde uns versichert, dass das nicht passiert, solange Norderstedt in der Regionalliga spielt“, ergänzte Präsident Hans-Jürgen Stammer. Torschütze Ümit Karakaya unterstützte diese Sichtweise: „Das ist kein Thema. Natürlich würde ich mich freuen, wenn ein Regionalligist mich zurückhaben wollen würde, aber ich fühle mich hier wohl.“

Alles im Griff. Eine imposante Vorstellung bot der SC Victoria beim 5:0 im Oberligaspiel gegen den USC Paloma. Die Mannschaft von Lutz Göttling, in dieser Saison nur schwer in die Gänge gekommen, überzeugte mit viel Kreativität und Spielwitz gegen einen desaströs kickenden Aufsteiger. Weiterhin auf Victorias Bank mit dabei ist Manager Sven Piel. Nach dem Eklat vom letzten Wochenende in Pinneberg (das Abendblatt berichtete) hatte Piel bei Schiedsrichter Benjamin Stello und auf der Homepage des SC Victoria bereits am vergangenen Montag für seine Äußerungen um Entschuldigung gebeten. Stello bestätigte gegenüber dem Abendblatt, das Gespräch habe in freundschaftlicher Atmosphäre stattgefunden – und nahm die Entschuldigung an. „Natürlich wünsche ich mir, dass so etwas nicht wieder vorkommt und wir Schiedsrichter auch bei unpopulären Entscheidungen akzeptiert werden“, sagte Stello. Ein Rückzug auf die Tribüne kam für den ab und zu emotionalen Manager Piel, der die 90 Minuten entspannt und ruhig verbrachte, nach einem Prozess der Selbstreflektion nicht infrage. „Man macht sich Gedanken über seine Emotionen. Ich weiß, dass ich meine im Griff habe“, sagte Piel.

Teufelskerl Kindler. Eine beeindruckende Vorstellung bot auch Hammonia-Landesligist SV Lurup gegen Teutonia 05. Wie Victoria siegte Lurup mit 5:0 – und Lurups Torwart Marcel Kindler gewann das Duell gegen Teutonias Semir Svraka gefühlt sogar noch höher. Während Svraka nach einer Stunde das 4:0 von Kai-Uwe Steinhöfel ermöglichte, indem er einen Rückpass erst versehentlich zwei Meter hoch schoss und sich beim zweiten Versuch, den Ball mit dem Fuß zu treffen, auf den Hosenboden setzte, hielt Kindler trotz einer in der 50. Minute erlittenen Rückenverletzung durch – und parierte in der 83. Minute gar einen Elfmeter von Teutonias Dejan Glisovic mit einem Superreflex. Als Lohn stimmte die Luruper Fankurve lautstarke „Kindler für Deutschland“-Gesänge an.

„Das freut mich natürlich. Anerkennung ist doch immer schön“, sagte Kindler schmunzelnd – und litt ein wenig mit dem Unglücksraben Svraka auf der anderen Seite. „Ein Torhüter sieht bei so etwas halt blöd aus. Machen wir einen Fehler, ist der Ball drin. Ich muss auf meine Mannschaft gucken, aber ein bisschen Mitgefühl hat man da schon.“

Passende Veranstaltung. Unter dem Titel „Wetten, ... dass der Fußball Schaden nimmt?!“ findet am heutigen Montag im Hotel Le Royal Méridien um 19.30 Uhr der 9. Oddset-Talk statt. Thema sind verbotene Wetten im Amateurfußball (siehe auch Story). Zu Gast bei Sportredakteur Dieter Matz (Abendblatt) und Carsten Byernetzki (Pressesprecher Hamburger Fußball-Verband) ist unter anderen Dr. Rainer Koch, Vizepräsident des DFB.