Dokumentation von Elbkick.TV befeuert Debatte. Bramfeld gegen Schnelsen angeblich manipuliert

Hamburg. Gerüchte um verschobene Spiele wabern schon lange durch die Hamburger Amateurfußballszene. Nun bekommen sie neue Nahrung. In einer Dokumentation des Hamburger Web-TV-Senders Elbkick.TV behauptet ein Informant, die Oberliga Hamburg, die bei einigen Wettanbietern auf dem Tippzettel steht, stecke im Wettsumpf. Der Informant wird als Oberligaspieler dargestellt, der Insiderkenntnisse über die Spielmanipulationen besitzt.

Ein Spiel benennt er: Das 4:3 des Bramfelder SV gegen Schnelsen am 32. Spieltag der vergangenen Saison. Die Quote für einen Bramfelder Sieg habe bei 10,0 gelegen. Der Informant wörtlich: „Da haben sie das Spiel verkauft.“

Brisant: Schnelsens Ex-Trainer Florian Gossow sieht es ebenfalls so. Drei seiner Akteure hätten weder beim 3:3-Ausgleich für Schnelsen gejubelt noch beim 4:3 für Bramfeld in der 90. Minute Gegenwehr gezeigt. „Am ganzen Verhalten habe ich gemerkt, dass diese drei Jungs das Spiel absichtlich verlieren wollten“, so Gossow. „Daher habe ich zwei von ihnen im kommenden Spiel gegen den SC Alstertal/Langenhorn nicht eingesetzt. Einen musste ich spielen lassen, weil wir zu dünn besetzt waren.“ Gefolgt sei ein Treffen, in dem Gossow den Spielern mitteilte, ihre Verträge würden nicht verlängert, obwohl dies eigentlich vorgesehen war.

Allerdings ohne ihnen die wahren Gründe zu nennen. „Schließlich“, erklärt Gossow, „hatte ich keine Beweise in der Hand.“ Wie Spieler Stephan Rahn gegenüber der „Bild“-Zeitung bestätigte, hätten sich einige Schnelsener Spieler „nicht ans Wettverbot gehalten“.

Ein solches hatte der Hamburger Fußball-Verband im Januar in seine Durchführungsbestimmungen aufgenommen. Gossow hofft nun auf „ein totales Wettverbot bei Oberliga- und A-Jugend-Bundesliga-Spielen“. Das schnelle Geld sei eine große Gefahr für den Amateurfußball. Doch eine rasche politische Lösung im Umgang mit Wettanbietern in der Grauzone ist im Hickhack um den Glücksspielstaatsvertrag nicht in Sicht. Gossow will das Problem weiter ansprechen. Auf die Oberligabühne kehrt er zurück. Elmshorn verpflichtete ihn gestern Abend.