Berlin. Im Dezember 2015 hat sich die Fotografin selbstständig gemacht – und sich mit ihrer kleinen Firma den schönen Dingen des Lebens verschrieben.

Vor Kurzem war Anne Klein mit einer Kundin im Volkspark Friedrichshain unterwegs. Am Märchenbrunnen hat sie sie inmitten von Aschenputtel, Dornröschen und gestiefeltem Kater in Szene gesetzt. „Das war ein sehr schönes Shooting“, erzählt die Fotografin. „Ich mag das Natürliche und das Arbeiten mit Tageslicht.“

Die 26-Jährige hat sich im Dezember 2015 selbstständig gemacht. Sie fotografiert Hochzeiten, Verlobungen, werdende Eltern, Babys mit Müttern und Vätern, Junggesellenabschiede, und sie macht Porträts. „Immer mehr Kunden möchten moderne Bewerbungsfotos haben“, erzählt Klein. „Solche, die nicht im Studio gemacht sind und die gerade nicht den verstaubten Standards entsprechen.“

Welche Aufträge sie am liebsten mag? Schwer zu sagen, findet sie. Babys zu fotografieren sei zwar besonders schön – „einfach weil die Eltern so happy sind“, erzählt sie. „Aber jeder andere Bereich hat auch etwas.“

Lockere Atmosphäre sorgt für bessere Fotos

Damit sie ein Gefühl für die jeweilige Person bekommt, gehört für Anne Klein ein Treffen, ein Telefonat oder mindestens ein intensiver Mail-Kontakt zum festen Prozedere vor einem Shooting. Je besser man sich schon kennengelernt hat, umso entspannter ist die Stimmung später beim Fototermin, findet sie. „Darüber hinaus versuche ich, beim Shooting einfach locker rüberzukommen“, erzählt sie.

Genug Erfahrung hat sie dafür. „Schon mit 14 wusste ich, dass ich in die Medienbranche will“, sagt Anne Klein. Schon damals arbeitete sie an Zeitschriften und Internetseiten mit, die sich an junge Leser richteten. Zum Bachelorstudium schrieb sich Klein in Halle/Saale für Politik und Geschichte ein. Fürs Masterprogramm Journalistik ging sie anschließend nach Leipzig. Dort belegte sie auch Seminare und Workshops in Fotografie.

Parallel zum Studium arbeitete Anne Klein zwei Jahre lang als Redaktionsassistentin bei der Abendschau des rbb. Zwei Monate war sie auch für ein deutschsprachiges Magazin in Dubai tätig, und sie begann schon damals mit der Hochzeitsfotografie. „Das Studium selbst war mir aber zu theoretisch“, erzählt sie. Also stieg sie aus.

Übers Praktikum zu einer Filmproduktionsfirma

Mit 22 Jahren brannte Anne Klein darauf, endlich „richtig“ zu arbeiten. Über ein Praktikum kam sie zu einer Berliner Filmproduktionsfirma, die unter anderem fürs ZDF Lebensmittelreportagen mit dem Koch Nelson Müller drehte. Klein plante die Aufnahmeorte, organisierte Gesprächspartner und recherchierte passende Rezepte fürs jeweilige Thema.

Ein stressiger Job, ja, doch das habe sie nicht schlimm gefunden. „Ich habe immer viel parallel gemacht“, sagt sie. „Ich mag es, viel zu tun zu haben.“ Aber die Arbeit sei ihr nicht kreativ genug gewesen. „Ich wollte eigene Projekte umsetzen.“

Als ihr befristeter Vertrag auslief, hatte Klein ihren Businessplan ausgearbeitet – und war bereit für die Selbstständigkeit. Ihren Start hat die aus dem Harz stammende Fotografin mit einem Gründungszuschuss der Arbeitsagentur finanziert. „Sechs Monate lang unterstützt zu werden war super für den Einstieg“, erzählt Anne Klein.

Sie wirbt für sich mit der Webseite annekleinfotografie.de und ist mit Hochzeitsveranstaltern, Messeausrichtern und anderen Anbietern vernetzt, bei denen es um Paare, Familien und deren Events geht. „Das funktioniert auch alles gut“, erzählt die 26-Jährige. „Aber persönliche Empfehlungen sind doch immer noch die beste Werbung für meine Arbeit.“

Sie bloggt über Essen, Wohnen und Reisen

Parallel betreibt Anne Klein seit 2013 ihren Blog für Food & Lifestyle namens „Frisch Verliebt“ (frischverliebt.net). Sie hat daraus ein zweites berufliches Standbein entwickelt. „Damals hätte ich nicht gedacht, dass die Welt noch einen Blog braucht“, sagt die Gründerin lachend. Ein Teil der Welt offenbar doch: Ihre Rezepte und persönlichen Erfahrungen rund ums Essen, Wohnen und Reisen werden monatlich 25.000 Mal geklickt.

Auch beim Fotografieren von Gerichten ist ihr Natürlichkeit wichtig. „In der Werbung werden Lebensmittel oft mit Kleber fixiert oder eingesprüht“, erzählt die 26-Jährige. „Oder es wird gleich künstlicher Salat genommen.“ Das kommt für sie nicht infrage.

„Mir ist wichtig, dass man das anschließend auch noch essen kann.“ Nahrungsmittel lecker vor die Linse zu bekommen, sei eine ganz andere Herausforderung, als Menschen zu fotografieren, sagt Anne Klein. „Es ist keinesfalls einfacher, wie man vielleicht denken könnte.“

Keine Schleichwerbung für die Auftraggeber

Über das anfangs private Food-Bloggen kam Anne Klein mit Restaurants, Hotels und Nahrungsmittelproduzenten in Kontakt. Für sie fotografiert sie inzwischen professionell und entwickelt in deren Auftrag Rezepte. Schleichwerbung lehnt sie ausdrücklich ab. „Ich kennzeichne alles, was ich in Zusammenarbeit mit Unternehmen auf die Seite stelle“, betont sie. „Es ist mir wichtig, authentisch zu sein.“

Ihre Leser sollen die Gerichte leicht nachmachen können. Dementsprechend sei ihre eigene Küche gar nicht so top ausgestattet, wie man meinen könnte, erzählt sie. „Auf jeden Fall können auch Leute, die einfach nur ein gutes Messer und einen Pürierstab haben, meine Rezepte nachkochen.“

Dass sie in jedem Restaurant erst einmal ihr Essen fotografiert, gehört für sie zum Job. Sitzt sie mit anderen Food-Bloggern zusammen, täten das ohnehin alle, erzählt Anne Klein. „Aber wenn ich mit meiner Familie unterwegs bin, bekomme ich schon mal zu hören: Können wir langsam anfangen, das Essen wird kalt!“