Flensburg ist trotz der hier beheimateten Verkehrsünderkartei eine liebenswerte Stadt. Glücksburg lockt mit seinem weißen Prunkschloß und die verträumte Schleilandschaft mit malerischen Orten wie Arnis, Brodersby und Kappeln. Schleswig war einst bedeutende Wikingerstadt, später schrieben hier die schleswig-holsteinischen Herzöge auf Schloß Gottorf Landesgeschichte

Flensburg - Dänische Einflüsse, schöner Hafen und viel Rum

Es heißt Flensburg habe eine hyggelige Atmosphäre, damit ist heimelig gemeint und das mag überraschen, verbinden doch viele mit dieser Stadt allerhöchstens ihre Punkte in der Verkehrs-Sünderkartei. Dabei ist eine ausgesprochen reizvolle Stadt, die immer wieder den Weg ganz hoch in den Norden lohnt. 700 Jahre Handel und Hafen haben Flensburg und die Landschaft an der 34 km langen Flensburger Förde geprägt. Deutschlands nördlichste Stadt wurde über 400 Jahre von der dänischen Krone regiert, und auch heute noch ist sie kulturell und wirtschaftlich eng mit den Dänen verbunden.

So gibt es eine zweisprachige Zeitung zu kaufen (Flensborg Avis) und in vielen Geschäften hört man das Dänische. Auch die Häuserzeilen erinnern an das Bild dänischer Städte. Besonders reizvoll sind die vielen lauschigen Innenhöfe. Die leckeren Hotdogs mit den roten Würstchen dürfen natürlich auch nicht fehlen.

Heute strahlt Flensburg eine charmante Atmosphäre aus. Das Nebeneinander von alten, hervorragend sanierten Bauten, mittelalterlichen Häusern, modernen Geschäften und dem lebhaften Hafen machen die Fördestadt liebens- und besuchenswert. Schön restaurierte Kaufmannshöfe und steile Gassen liegen inmitten der Stadt. Rumstadt Flensburg war einmal, von den ehemals 200 Brennereien existieren heutzutage nur noch wenige. Dagegen hat das Flensburger Pils mit seinem charakteristischen Plopp landesweit für Furore gesorgt nicht zuletzt dank einer beinharten Comicfigur und den Bierwerbungen mit kauzigen Fischern und liebenswert schrulligen Plattsnackern.

Glücksburg - Gebärfreudige Fürstenhäuser

GGGMF - "Gott gebe Glück mit Frieden" steht es über dem Portal des Märchenschlosses in Glücksburg. Das strahlend weiße Schloss mit den achteckigen Türmen wurde von dem Herzog Hans der Jüngere im 16. Jh. aus den Resten eines Zisterzienserklosters erbaut, bis es 1854 an die dänische Krone zurückgegeben und als Sommerresidenz genutzt wurde. Ob die Gemäuer Glück brachten, wer weiß. Auf jeden Fall gesegnete Geburten. Gleich die erste Generation kam zahlreich in den Schlossmauern zur Welt, der Bauherr des Renaissanceschlosses brachte es mit seinen zwei Frauen auf insgesamt elf Söhne und zwölf Töchter.

Die romantische Schlosskapelle beliebt für Trauungen und Taufen und ein Teil der Räume (nur in gigantischen Filzpantoffeln) können besichtigt werden. Im Rosarium warten im Sommer ca. 400 verschiedene Rosenarten auf ihre Bewunderer, allein schon der Duft ist atemberaubend. Anschließend kann man sich in dem schön gestalteten Cafe mit - rosengeschmückter Terrasse - in der Sonne ausruhen. Fast gegenüber liegt das SommerSchloss Gravenstein. Wie im Märchen ist der Wald nicht weit - auch noch im heutigen Seeheilbad. Zudem lockt der Badestrand von Sandwig, an dessen Ende Boote vertäut sind.

Gelting - Traumhafte Halbinsel

Daran anschließend breitet sich die traumhafte Naturlandschaft Gelting mit Salzwiesen, Naturschutzgebieten und Feldern aus. Der Gutshof Gelting wurde ehemals von einem zu Reichtum gelangten Dithmarschener erworben und besonders der Mittelteil des Hofes aufwendig instand gesetzt damit gab der ehemalige Barbierlehrling sein kleines Vermögen, das er im Ost-Indienhandel gemacht hatte, fast vollständig wieder aus zum Dank wurde er später immerhin zum Baron und Freiherr erhoben. Auf der noch ruhigen und ursprünglichen, 400 ha großen Halbinsel Holnis nordöstlich von Glücksburg fühlen sich Wanderer, Surfer, Naturfreunde und FKK-Anhänger wohl. Ausgiebige Spaziergänge kann man am schönen Natur- und Kurstrand von Holnis sowie auf der Steilküste Holnis Kliff unternehmen, wo der Blick bis zur dänischen Küste reicht.

Schleswig - Drehkreuz der Wikinger

Schleswig liegt inmitten der idyllischen Schlei-Landschaft und ist Schleswig-Holsteins älteste Stadt. 804 wurde sie erstmals erwähnt, hieß zunächst noch Haitabu und war von Wikingern gegründet worden. Dank ihrer verkehrsgünstigen Lage stieg sie zum bedeutendsten Handelszentrum Nordeuropas auf, bis sie 1066 von den Wenden völlig zerstört wurde. Besonderes überregionales Ansehen erlangte Schleswig erst wieder im 16. Jh., als die Gottorfer Herzöge dem Fürstensitz zu neuem Glanz verhalfen und sich die Stadt zum geistigen und künstlerischen Mittelpunktes des Landes entwickelte. Heute sind in dem Gottorfer Schloss, das sich unweit des Burgsees erhebt, gleich mehrere spannende Museen, wie das Landes-, archäologische und Kunstmuseum, untergebracht.

Sehr empfehlenswert ist ein Besuch der Fischersiedlung Holm , die zu den ältesten Stadtteilen Schleswigs gehört. Ein Gang durch die alten, schmalen Kopfsteinpflastergassen, vorbei an rosenumrankten Häuserfassaden bis zum St. Johannis-Kloster mit seinem idyllischen Garten, versetzt den idealerweise zu Fuß gehenden Besucher in vergangene Epochen. In der parallel zur Süderdomstraße verlaufenen Pastorenstraße, im Haus Nr. 1, übernachtete im Jahre 1714 der russische Zar Peter der Große.

Die aus dem Dänischen stammende Bezeichnung Holm bedeutet vom Wasser umgeben. Dieser Stadtteil war bis 1935 eine Insel in der Schlei nur durch die Fischbrückstraße mit der Stadt verbunden - und war wahrscheinlich schon im 11. Jahrhundert bewohnt. Heute leben in den kleinen, einstöckigen Häusern, die sich um den Holmer Friedhof und die Kapelle aus dem Jahr 1876 gruppieren, rund 300 Menschen.

Jahrhundertelang war der Fischfang die Haupteinnahmequelle der Holmer Familien; heute jedoch gehen nur noch wenige Männer diesem Gewerbe nach. Der lindenumsäumte Friedhof ist Eigentum der Holmer Beliebung, einer im Jahr 1650 gegründeten Totengilde.

Haitabu

Die Schlei mit ihren vielen Buchten war einst bevorzugtes Versteck der Wikinger. Am äußerten Ende der Schlei bauten sie 804 die Siedlung Haithabu (Heidedorf). Dieser Ort war mit Bedacht gewählt worden, denn er lag an einem äußert verkehrsgünstigen Fadenkreuz. Von Haitabu sind es nur wenige Kilometer bis zur schiffbaren Treene, die in die Eider mündet, von wo aus es dann ruckzuck in die Nordsee geht. Damit sparten sich die findigen Wikinger den Weg rund um Skagen, der rau, lang und gefährlich war. Was später durch Kanäle überwunden wurde, machte die Wikinger anders wieder wett. Entweder sie brachten ihre Waren von Haitabu aus mit Pferd und Wagen nach Hollingstedt an die Treene oder sie wählten eine ungewöhnliche Methode und rollten ihre beladenen Schiffe mittels Holzstangen ans Wasser. Die Wikinger dachten mit dem diesem Verkehrsweg den heutigen Nord-Ostsee-Kanal voraus.

Da die Siedlung auch für den Nord-Südhandel günstig lag, entstand in Haitabu eine Warendrehscheibe von europäischer Bedeutung. Dies weckte wiederum die Begehrlichkeiten anderer. Zu ihrem Schutz bauten die Wikinger einen Verteidigungswall, den sogenannten Plankenwall. Dieser wurde sogar 1864 im preußischen Krieg wieder aktiviert, den Wikingern selbst konnte er aber keinen endgültigen Schutz garantieren. Die Angriffe der Norweger machten ihnen schwer zu schaffen, aber erst die Wenden 1066 versetzten Haitabu einen tödlichen Stoß, der Ort wurde komplett zerstört. Die Stadt wurde zwar wieder aufgebaut, aber Slesuiic (Schleswig) wie sie auch genannt wurde, brauchte Jahrhunderte um wieder zur neuen Größe zu gelangen.

Die Schlei Die Schlei schlängelt sich auf einer Strecke von über 40 km von Schleswig zur engsten Stelle bei Missunde bis nach Schleimünde. Sie fließt vorbei an romantischen Buchten und einer liebreizenden Landschaft mit Wiesen, Weiden und fruchtbaren Äckern. Der Fluss trennt das von Gutshäusern und weiten landwirtschaftlichen Flächen geprägte Schwansen im Süden und das hügelige Bauernland Angeln mit den zahlreichen Feldsteinkirchen am Nordufer wie z. B. in Brodersby. Am anderen Ufer in Missunde ist ein Großsteingrab aus der Zeit von fast 3000 v. Chr. zu besichtigen.

In Lindau steht nicht nur eine funktionstüchtige Holländermühle, sondern auch der hübsche Lindauhof, in dem "Der Landarzt" aus gleichnamiger Serie tatkräftig die Not von Vieh und Mensch linderte. In Sieseby ein Kilometer südlich liegt zudem der Marienhof. Dieser soll allerdings nichts mit irgendwie gearteten Fernsehserien zu tun haben. Sieseby besticht durch vielen schön gestalteten Häuser, viele Rohr-gedeckt. Ebenfalls unter dickem Reet liegt ein sehr empfehlenswertes Hotel - der "Schlie-Krog" mit guter Küche und Terrasse mit Schleiblick, gleich neben der weiß verputzten, trutzig wirkenden Siesebyer Kirche.

Das beschauliche und liebenswerte Bad Arnis verdankt seine Gründung mehreren mutigen Kappeler Familien, die der Leibeigenschaft eines gewissen Detlev v. Rumohr, eines Herrn mit schlechtem Ruf, entgehen wollten. Besonderheit: Jedes Grundstück in Bad Arnis verfügt über einen Bootsanleger. Von Sieseby kommend kann man als Auto-, Fahrradfahrer oder Fußgänger selbst ein wenig "Schleiluft" schnuppern: Eine kleine Fähre bringt einen innerhalb kürzester Zeit über den Fluss, Autofahrer müssen drei Euro entlöhnen.

Nur 3 km entfernt liegt Kappeln am Ende der Schlei. Schon von weitem sieht man die markante St.-Nikolai-Kirche und die 32 m hohe Holländer-Windmühle Amanda (erbaut 1888). Haupteinnahmequelle der Kappeler war der Heringsfang. Dazu bedienten sie sich einer ausgeklügelten Methode, der Heringszäune, die guten Fang einbrachte. Doch im Laufe der Zeit verirrten sich immer weniger Heringe in die Region und so ist in Kappeln nur noch eine Heringsfalle übrig geblieben. Diese ist als schwimmende Antiquität in der Schlei zu begutachten.

An der Hafenmole reihen sich zahlreiche urige Restaurants, die vom malerischen Blick auf ruhig dahingleitende Boote profitieren. In der Fußgängerzone beim Rathausmarkt, in der Schmiedestraße und in der Jöns-Hof-Passage kann man gut bummeln und einkaufen. Im Stadtkern stehen noch einige gut erhaltene Fachwerk- und Giebelhäuser. Wo früher die Fähre fuhr, verbindet nun eine Drehbrücke die beiden Ufer der Schlei. Nicht nur bei Kindern ist es ein beliebtes Spektakel, wenn sich zu festgelegter Zeit die beiden Straßenabschnitte majestätisch in die Luft erheben und die im Sommer zahlreich heransegelnden Boote durch die aufgeklappte Brücke hindurchgleiten.

Unterwegs rund um Flensburg

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