Alle 160 Ankünfte im Hafen auf einen Blick. Drittes Kreuzfahrtterminalan den Norderelbbrücken geplant. Hamburg arbeitet an Landstromversorgung.

Altona-Altstadt. Kurz nach Sonnenaufgang wird morgen früh gegen 6.30 Uhr die "Aidaluna" am Passagierterminal Altona anlegen: Das erste Schiff der neuen Kreuzfahrtsaison in Hamburg. Noch am Abend wird sie mit etwa 2000 Passagieren an Bord wieder für eine Nordseekreuzfahrt ablegen - 2000 Passagiere von rund 400 000, die in diesem Jahr in Hamburg erwartet werden. 161 Schiffsankünfte haben die Reedereien angemeldet (einschließlich der "Queen Elizabeth"-Visite im Januar), 43 mehr als im Vorjahr. "Ein neuer Rekord", freut sich die Hamburg Tourismus GmbH. Seit Jahren steigen die Zahlen, 2012 werden es den Schätzungen zufolge gut 85 500 Menschen mehr sein, die per Schiff nach oder von Hamburg reisen - und in der Stadt die Kassen vieler Geschäfte füllen. Etwa 100 Euro lässt jeder Kreuzfahrer hier.

Kaum verwunderlich, dass die Hamburger Wirtschaft neue Rekorde der Branche begrüßt. "Die Kreuzfahrten haben einen hohen Stellenwert, vor allem durch das kaufkräftige Klientel", sagt Malte Heyne von der Handelskammer. Allein 2011 nahmen Einzelhandel und Gastronomie 27,5 Millionen Euro durch Passagiere, Crewmitglieder und auch Tagestouristen ein, die zu Events wie den Hamburg Cruise Days gekommen waren. Und nicht nur Einzelhandel und Gastronomie profitieren von der Kreuzfahrt, auch Unternehmen, die der Branche zuliefern, machen Gewinn. Laut Handelskammer waren es vergangenes Jahr 167 Millionen Euro. Zahlen, die die Hamburger Wirtschaftsbehörde mittlerweile zu der Überzeugung gebracht haben, neben den bereits bestehenden Terminals HafenCity und Altona am Überseezentrum an den Norderelbbrücken ein drittes Kreuzfahrtterminal zu planen.

Doch während Wirtschaftsverbände die Hamburger Kreuzfahrt-Rekorde begrüßen, sehen Naturschützer die angekündigten Anläufe kritisch: Auch während der Liegezeiten produzieren diese schwimmenden Kleinstädte Strom und Wärme mit eigenen Maschinen. Dazu wird, oft ohne Filtertechnik, ein Treibstoff verfeuert, der deutlich schwefelhaltiger ist als Lkw-Diesel. Ein hoher Schadstoffausstoß ist die Folge. Seit Jahren fordern Naturschutzverbände wie der Nabu daher eine saubere Landstromversorgung für die Schiffe an den beiden Terminals. Im April will der Senat nun dazu sein neues Konzept vorstellen, das zum einen auf Strom setzt, der in "sauberen" Landkraftwerken produziert wird. Zum anderen sollen auch schwimmende Schuten, sogenannte Power-Barges, zum Einsatz kommen: Dabei wird mit verflüssigtem Erdgas (LNG) umweltfreundlich Strom produziert und mobil an ein Schiff geliefert.

+++ Kreuzfahrten trotz Costa-Unfällen beliebt +++

+++"Queen Mary 2": Gefühlter Heimathafen Hamburg+++

Einen konkreten Schritt zur Umsetzung dieser LNG-Technik haben jetzt schon das Hafenunternehmen Eckelmann und die Hamburger Kreuzfahrt-Reederei TUICruises unternommen. 2013 will Eckelmann für 15 Millionen Euro unter dem Projektnamen "e-power-barge" eine solches, gut 80 Meter langes Versorgungsschiff bauen, das mit LNG ausreichend Strom für ein großes Kreuzfahrtschiff erzeugen kann. Möglich sei der Einsatz auch bei anderen Schiffen. Der so erzeugte Strom würde den Kohlendioxid-Ausstoß im Vergleich zur schiffseigenen Produktion um 25 Prozent mindern. Schwefel, gefährliche Stickoxide und Rußpartikel würden vollständig verhindert. TUI Cruises wird dabei der erste Partner der Eckelmann-Gruppe sein. Beide Unternehmen haben dazu eine Vereinbarung unterzeichnet, um das Projekt weiter voranzubringen.

Neue Wege in der Stromversorgung von Kreuzfahrtschiffen dürfte die Popularität der Branche weiter beflügeln. Immer wieder kommen viele Schaulustige in den Hafen, wenn die großen Passagierschiffe die Stadt anlaufen. Und für die Besucher wird es wohl auch 2012 wieder einige besondere Termine während der Kreuzfahrtsaison geben, sagt Nadine Palatz vom Hamburg Cruise Center (HCC). Vor allem der Hafengeburtstag vom 11. bis 13. Mai, die Hamburg Cruise Days vom 17. bis 19. August und die Besuche der "Queen Mary 2" werden Höhepunkte der Saison sein. Mit 345 Metern Länge und 3780 Passagiere an Bord ist die "Queen Mary 2" das größte Hamburg anlaufende Kreuzfahrtschiff. Mehr als 20-mal ist der legendäre Luxusliner schon in der Hansestadt gewesen. In der Vergangenheit erwies sich das Schiff stets als Publikumsmagnet - bei seinem ersten Besuch sahen sich 400 000 Menschen die "Queen Mary 2" an. Die MSC "Lirica" ist kein solcher Publikumsmagnet, aber dennoch eine Besonderheit für Hamburg. Das Passagierschiff der MSC Cruises wird 25-mal den Hafen anlaufen, so häufig wie kein anderes Schiff. Dabei wird es auch auf Minikreuzfahrten nach Helgoland und wieder zurückfahren. Durch diese Kurzkreuzfahrten sollen die Passagier "auf den Geschmack" gebracht werden, sagt Palatz. Wenn es nach dem HCC geht, am besten so sehr, dass es gar kein Saisonende mehr geben wird. "Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Kreuzfahrtschiffe ganzjährig in Hamburg sein werden", sagt Palatz.