Historie: Mitten im Peenestrom steht eine alte Hubbrücke, die 1933 eröffnet wurde

Pack die Badehose ein und dann nichts wie ab zum Bahnhof. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt Usedom als die Badewanne Berlins. Innerhalb weniger Jahre waren die Fischerdörfer zu mondänen Urlaubsorten geworden, und plötzlich reiste die halbe Stadt auf eigens verlegten Bahngleisen an die Pommersche Riviera. Heute erinnert eine Art Skelett an diese Zeit. Es ist aus Stahl und gleichzeitig magnetisch, denn es zieht Tausende von Besuchern jedes Jahr in den Usedomer Winkel nach Karnin. Dort steht mitten im Peenestrom eine alte Hubbrücke. Das Gerüst (35 Meter hoch und 52 Meter lang) war einst Teil der modernsten Eisenbahnbrücke Europas. Das Funktionsprinzip der 1933 eröffneten Hubbrücke wurde als genial gefeiert: Vorrichtungen konnten per Elektromotor einen Abschnitt des Schienenstrangs heben, um die Durchfahrt von Schiffen zu ermöglichen. 1945 wurde die wichtigste Verkehrsanbindung an das Festland bei der Flucht vor den Russen gesprengt, heute steht nur noch das Mittelfundament. Allein die beiden Gegengewichte wiegen 132 Tonnen, dennoch wirken die Überreste der Brücke filigran.

Das 1990 zum technischen Denkmal ernannte Bauwerk ist heute beliebter denn je. Viele Usedomer wünschen sich, dass wieder Züge über diese Brücke fahren, und fordern den Wiederaufbau. "Im Sommer kommen einfach zu viele Autos auf die Insel", sagt Michael Roth Kaiser Spa Hotel zur Post und Unterstützer des Aktionsbündnisses Karniner Brücke. Um die Bundesregierung und die Deutsche Bahn davon zu überzeugen, die direkte Verbindung zwischen Berlin und Usedom wieder aufzunehmen, werden Unterschriften gesammelt ( www.karninerbruecke.eu ). "Die Deutschen haben das Wunderwerk selbst gebaut und selbst zerstört. Also sollten wir es auch selbst wieder aufbauen", sagt Roth.