Cusco. Der Rainbow Mountain bei Cusco ist Perus neueste Attraktion und macht sogar Machu Picchu Konkurrenz. Doch der Hype hat einen Haken.

Es war einmal eine Zeit, da erzählten sich Reisende in Peru von einem geheimen Ort. Von einem Berg, dessen Gipfel in verschiedenen Farben glänzt. Genauer gesagt, in sieben Farben. Ein Berg, den sie Montaña de los siete Colores nannten. Gerade mal drei Jahre ist diese Zeit her. Drei Jahre, in denen sich der geheime Berg zu einem der beliebtesten Ausflugsziele Südamerikas entwickeln sollte.

Heute ist besagter Berg, mit Originalnamen Apu Vinicunca, Reisenden als Rainbow Mountain bekannt. Den Tourismus im peruanischen Cusco hat er in den vergangenen drei Jahren mächtig aufgemischt. Zog die alte Kolonialstadt bis dahin Besucher aus aller Welt an, die das berühmte Machu Picchu besichtigen wollten, hat Cusco nun einen zweiten Touristenmagneten.

Soziale Netzwerke trugen stark zum Hype bei

„Machu Picchu, Rainbow Mountain“, ertönt es aus allen Ecken, wenn man das Zentrum von Cusco erreicht. Schon bei der Einfahrt in die Stadt versuchen zahlreiche Reiseveranstalter, die Touristen einzufangen und für ihre Tour zu gewinnen. „Die Zahl der Anbieter ist in den vergangenen zwei Jahren rasant gestiegen“, sagt Paolo Fernandez. Der Reiseführer gehört zu einer von etwa 30 Agenturen, die den Rainbow Mountain ins Programm aufnahmen. Mittlerweile nehmen rund 700 Touristen täglich den Weg auf sich, teilt die Tourismusbehörde in Cusco mit.

Dass ihre Anzahl so stark angestiegen ist, verdanken die Reiseanbieter vor allem den sozialen Netzwerken. Insbesondere über Instagram haben sich Fotos des farbigen Berges weltweit verbreitet und Touristen angelockt. Doch an dieser Stelle hat die Geschichte einen bunten Haken. Nicht nur die Bilder der Reiseagenturen, auch die Fotos im Netz sind mitunter stark bearbeitet und die Farbregler so weit aufgedreht, dass ein falscher Eindruck entstehen kann. Doch dazu später mehr.

Nachts um drei startet die Bergtour

Weil die Wahrscheinlichkeit vormittags am höchsten ist, den Rainbow Mountain im Sonnenlicht zu erleben, starten viele Anbieter ihre Tour um drei Uhr nachts. So auch unsere Gruppe. Bis alle Gäste an ihren Unterkünften abgeholt sind und man die Stadt verlässt, kann bereits eine Stunde vergehen.

Es folgt eine rund dreistündige Fahrt auf teils schottriger Piste durch die Berglandschaft im Süden Cuscos, durch ein langes Tal bis hinauf in die peruanischen Anden. Nach einem Frühstück in einer Gaststätte erreicht man – noch immer frühmorgens – den Ausgangspunkt der Wanderung im Bergdorf Quechuyno.

Hier ist zu spüren, dass der Tourismus zum Rainbow Mountain noch in den Anfängen steckt. „Einheimische legen Wert darauf, dass nicht viel verändert wird“, sagt unser Guide Paolo. Dixi-Klos statt Restauranttoiletten, Pferde statt Taxis erwarten Besucher auf einer Höhe von 4480 Metern. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es keine, Camping ist verboten. Den Touristen bleibt kaum eine Wahl, als Ausflüge mit Guides zu buchen. Die erzählen von der alten und gleichsam noch so jungen Geschichte des Berges.

Das Besondere an dem Berg ist die außergewöhnliche Anordnung der far­bigen Sedimente. Vergleichbare Berge gibt es auf der Erde nur im chinesischen Zhangye-Danxia-Geopark und im Norden von Argentinien. In Peru wurde das Naturphänomen für die Einheimischen erst vor rund vier Jahren sichtbar, nachdem die Eisdecke nach Tausenden von Jahren abgeschmolzen war.

Es war die späte Geburt des Regenbogenberges und der Beginn einer ungewöhnlichen Tourismus-Entwicklung. Der Rainbow Mountain dürfte einer der ersten Touristenmagneten sein, der über Facebook und Instagram bekannt wurde. Kaum ein Cusco-Tourist verlässt die Stadt ohne die Wanderung zum Apu Vinicunca.

Gegen dünne Höhenluft helfen Kokablätter nur wenig

Der Eintritt in den Nationalpark ist mit 15 Soles (knapp vier Euro) günstig. Der Preis dürfte sich aber bald erhöhen. Auch Einheimische mit Pferden warten hier auf die Besucher. Wer ein Pferd mietet, zahlt rund 20 Euro für beide Strecken. Viele Wanderer steigen während des rund dreistündigen Weges auf das Pferd um, denn die Höhe hat es in sich: Das Ziel, das man zwischen 10 und 11 Uhr erreicht, liegt auf 5200 Metern.

Gegen dünne Höhenluft hilft auch das Kauen der Kokablätter nur wenig, die man sich beim Frühstück für die Tour einpacken kann. Es lohnt sich, langsam zu wandern und mehrere Pausen einzulegen. Nicht selten kehren Reisende mit der Höhenkrankheit zurück.

Der Rainbow Mountain selbst darf nicht betreten werden. Vom Nachbarhügel stammt das beliebte Bild, das man aus den Netzwerken kennt. „Spiegel Online“ beschrieb den Rainbow Mountain kürzlich als „wohl fotogensten Berg der Welt“. Eine Zuschreibung, die viele Touristen teilen – liest man in die Bewertungen von Trip­advisor.

Wer Pech hat, sieht nur Nebel

Für manche, die mit hohen Erwartungen anreisen, kann sich der Anblick aber als Enttäuschung entpuppen. Vor allem, wenn die Sonne nicht auf den Berg scheint. „Die beste Reisezeit ist zwischen Mai und Oktober“, sagt Tourguide Paolo. Wer Pech hat, verbringt eine Stunde auf dem Gipfel ganz in Nebel gehüllt. Auch bei Sonnenschein sehen die Farben nicht so bunt aus wie auf vielen Bildern. Manipulierte Fotos entpuppen sich sozusagen als Touristenfalle.

Über das einzigartige Panorama der Bergkette lässt sich aber nicht streiten. Die durch Eisenoxid, Magnesium und Kupfer verfärbten Berge, vor denen Lamas und Alpakas grasen, schaffen einen Ausblick, der die Wanderung zum besonderen Erlebnis macht. Ein Geheimtipp ist dies nicht mehr, doch hinter dem Rainbow Mountain liegen weitere Erhebungen. Vielleicht erzählen sich Reisende in Cusco schon bald neue Geschichten von geheimen Wegen hinter dem Berg der sieben Farben.

Tipps & Informationen

Anreise ab Berlin z. B. mit Air France und Avianca über Paris und Lima nach Cusco.

Übernachtung In Cusco z. B. im Plaza de Armas, DZ/Frühstück ab ca. 50 Euro, www.cuscoplazadearmas.com, oder im Belmond Monasterio, DZ/Frühstück
ab ca. 160 Euro, www.belmond.com

Rainbow-Mountain-Tour Ganztägige Tour inkl. Frühstück für ca. 25 Euro, buchbar über www.rasgosdelperu.com