Valletta. In Leeuwarden gibt es unter anderem eine Ausstellung über die Spionin Mata Hari. In Valletta wird bereits ein großes Feuerwerk vorbereitet.

Am Ende des verschlungenen Sträßchens, ein ganzes Stück weg schon von der Kleinstadt Zurrieq, kann man sich diesen ­Besuch ein letztes Mal überlegen. Das Gelände da vorn ist umzäunt, rote Flaggen wehen und warnen, denn dies ist, wenn man so sagen darf, eine Feuerwerksfabrik für Freizeitzündler: 35 Männer oder auch 40 aus dem Musikverein der Stadt, die in ihrer Freizeit nicht nur singen, sondern auch entschlossen mit Sprengstoff hantieren.

In einer einfachen Hütte, deren Dach aus naheliegenden Gründen leicht wegfliegen können muss, steht beispielsweise der Rentner Charlie Seisun (69) und füllt mit Messlöffel und Trichter Farben und Pulver in Sprengkörper. In 55 Jahren ist ihm sein Hobby dreimal um die Ohren geflogen, wie Narben an den Beinen und am Bauch bezeugen; aber das ist natürlich kein Grund, die Kartusche an den Nagel zu hängen.

Und schon gar nicht jetzt. Denn die Männer müssen die Raketen bauen, die sie selbst dann auch ganz offiziell steigen lassen: sowohl zur Eröffnung der Kulturhauptstadt 2018 in Januar als auch zu Regatta und Hafenfest der Kulturhauptstadt im Juni.

Die Kulturhauptstadt ist, wie eigentlich alles auf Malta, praktischerweise nur wenige Kilometer von der Feuerwerksfabrik entfernt: Valletta, auch im Hauptberuf Hauptstadt, Inselhauptstadt. Praktisch komplett 16. Jahrhundert, sehr klein und doch sehr städtisch. Und noch recht britisch, wie der Linksverkehr beweist, die Landessprache Englisch – neben Maltesisch –, der eine oder andere Pub und die gebackenen Bohnen in Tomatensoße auf dem Frühstückstisch.

Die besten Fotos des EyeEm-Wettbewerbs

Die kreative globale Community EyeEm mit Sitz in Berlin veranstaltet jährlich einen Fotowettbewerb. Dieses Jahr haben 88.000 Fotografen aus 150 Ländern über 590.000 Fotografien eingereicht. Wir stellen eine Auswahl der 100 Finalisten aus den Kategorien „The Portraitist“, „The Architect“, „The Great Outdoors“, „The Street Photographer“ und „The Photojournalist“ vor.
Die kreative globale Community EyeEm mit Sitz in Berlin veranstaltet jährlich einen Fotowettbewerb. Dieses Jahr haben 88.000 Fotografen aus 150 Ländern über 590.000 Fotografien eingereicht. Wir stellen eine Auswahl der 100 Finalisten aus den Kategorien „The Portraitist“, „The Architect“, „The Great Outdoors“, „The Street Photographer“ und „The Photojournalist“ vor. © Adeolu Osibodu | EyeEm
Dieses Porträt stammt aus der Serie „Greenvoe“ von der englischen Fotografin Joanne Coates. Sie erzählt vom Leben auf dem zu Schottland gehörenden Archipel Orkney.
Dieses Porträt stammt aus der Serie „Greenvoe“ von der englischen Fotografin Joanne Coates. Sie erzählt vom Leben auf dem zu Schottland gehörenden Archipel Orkney. © Joanne Coates | EyeEm
Schwarz-weiß-Aufnahme einer Geisha im japanischen Kyoto. Aufgenommen und eingereicht in der Kategorie „The Portraitist“ von Patrick Wendt.
Schwarz-weiß-Aufnahme einer Geisha im japanischen Kyoto. Aufgenommen und eingereicht in der Kategorie „The Portraitist“ von Patrick Wendt. © Patrick Wendt | EyeEm
Vom 15. bis 17. Juni werden  die besten fünf Motive der jeweiligen Kategorien beim EyeEm Photography Festival & Awards ausgestellt. Das jeweilige Gewinnerfoto wird am 16. September gekürt.
Vom 15. bis 17. Juni werden die besten fünf Motive der jeweiligen Kategorien beim EyeEm Photography Festival & Awards ausgestellt. Das jeweilige Gewinnerfoto wird am 16. September gekürt. © Banar Ardhi | EyeEm
Zuckerwatten-Porträt.
Zuckerwatten-Porträt. © Gilberto Gennero | EyeEm
Grafischer geht es nicht. Die griechische Fotografin Ioanna Malkogianni reichte diese Aufnahme eines Gebäudes in Valletta auf Malta ein. Kategorie: „The Architect“.
Grafischer geht es nicht. Die griechische Fotografin Ioanna Malkogianni reichte diese Aufnahme eines Gebäudes in Valletta auf Malta ein. Kategorie: „The Architect“. © Ioanna Malkogianni | EyeEm
Ein weiteres Beispiel aus der Kategorie „The Architect“.
Ein weiteres Beispiel aus der Kategorie „The Architect“. © JF Monom | EyeEm
Auch Paul Crudgington schaffte es mit seiner Architekturaufnahme unter die 100 Finalisten.
Auch Paul Crudgington schaffte es mit seiner Architekturaufnahme unter die 100 Finalisten. © Paul Crudgington | EyeEm
Aus der Kategorie „The Archiect“. Weitere eingereichte Fotografien sind unter folgendem link zu finden: <a href=https://www.eyeem.com/awards/finalists " title="Aus der Kategorie „The Archiect“. Weitere eingereichte Fotografien sind unter folgendem link zu finden: https://www.eyeem.com/awards/finalists " loading="lazy" />
Aus der Kategorie „The Archiect“. Weitere eingereichte Fotografien sind unter folgendem link zu finden: https://www.eyeem.com/awards/finalists © Rosley Majid | EyeEm
Guiga Pirá hat es ebenfalls mit seiner Aufnahme in die Kategorie „The Great Outdoors“ zu den Finalisten geschafft. Zu sehen ist ein Schiff im Golf von Kalifornien, dass er mit einer Drohne aufgenommen hat. Der Fotograf gehörte zur Besatzung des abgebildeten Schiffes, die sich für den Schutz gefährdeten Meereslebens einsetzt. Der Einsatz der Drohnen diente der Lokalisierung und Dokumentation von illegalen Fischereitätigkeiten.
Guiga Pirá hat es ebenfalls mit seiner Aufnahme in die Kategorie „The Great Outdoors“ zu den Finalisten geschafft. Zu sehen ist ein Schiff im Golf von Kalifornien, dass er mit einer Drohne aufgenommen hat. Der Fotograf gehörte zur Besatzung des abgebildeten Schiffes, die sich für den Schutz gefährdeten Meereslebens einsetzt. Der Einsatz der Drohnen diente der Lokalisierung und Dokumentation von illegalen Fischereitätigkeiten. © Guiga Pirá | EyeEm
In Island ist Zane Jēkabsone diese Aufnahme aus der Kategorie „The Great Outdoors“ gelungen. Zu sehen ist unter anderem das Flugzeugwrack Douglas Super DC-3 der US-Navy inmitten einer kargen Sandwüste. Die Maschine musste 1973 auf dem Weg nach Europa auf dem schwarzen Sandstrand der Sólheimasandur notlanden.
In Island ist Zane Jēkabsone diese Aufnahme aus der Kategorie „The Great Outdoors“ gelungen. Zu sehen ist unter anderem das Flugzeugwrack Douglas Super DC-3 der US-Navy inmitten einer kargen Sandwüste. Die Maschine musste 1973 auf dem Weg nach Europa auf dem schwarzen Sandstrand der Sólheimasandur notlanden. © Zane Jēkabsone | EyeEm
Stimmungsvolles Camping auf dem japanischen Berg Mount Tsubakuro bei Nacht.
Stimmungsvolles Camping auf dem japanischen Berg Mount Tsubakuro bei Nacht. © Masaki Sato | EyeEm
Die Aufnahme von Michael Lynch zeigt eindrucksvoll die schneebedeckte Bingham Canyon Mine südwestlich von Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah.
Die Aufnahme von Michael Lynch zeigt eindrucksvoll die schneebedeckte Bingham Canyon Mine südwestlich von Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah. © Michael Lynch | EyeEm
Mensch inmitten überwältigender Naturlandschaft auf den Feröer Inseln.
Mensch inmitten überwältigender Naturlandschaft auf den Feröer Inseln. © Nils Leithold | EyeEm
Unter dem Sternenhimmel von Oaha, Hawai.
Unter dem Sternenhimmel von Oaha, Hawai. © Anthony Castro | EyeEm
Marc Leppin hat sich mit seiner Kamera in den Harz begeben. Und später am Computer gab es noch den Feinschliff.
Marc Leppin hat sich mit seiner Kamera in den Harz begeben. Und später am Computer gab es noch den Feinschliff. © Marc Leppin | EyeEm
Zur Kategorie „The Street Photographer“ gehört dieser in der Nacht aufgenommene Moment von Fotograf Junhan F. aus Melbourne.
Zur Kategorie „The Street Photographer“ gehört dieser in der Nacht aufgenommene Moment von Fotograf Junhan F. aus Melbourne. © Junhan | EyeEm
Straßenfotografie von Tomaso Baldessarini.
Straßenfotografie von Tomaso Baldessarini. © Tomaso Baldessarini | EyeEm
Zum Schmunzeln lädt die Aufnahme „Miyoshi City“ des Pakistaners Mubariz Khan ein.
Zum Schmunzeln lädt die Aufnahme „Miyoshi City“ des Pakistaners Mubariz Khan ein. © Mubariz Khan | EyeEm
Freizeitspaß inmitten von Wohnhaussiedlungen – gesehen und festgehalten von Julie Hrudova. Die Aufnahme ist Teil ihrer Serie „Leisure“.
Freizeitspaß inmitten von Wohnhaussiedlungen – gesehen und festgehalten von Julie Hrudova. Die Aufnahme ist Teil ihrer Serie „Leisure“. © Julie Hrudova | EyeEm
Wieviele Vögel sind zu sehen? Ein weiteres Foto zum Thema „Street“ – entstanden in London.
Wieviele Vögel sind zu sehen? Ein weiteres Foto zum Thema „Street“ – entstanden in London. © Paul Buscató | EyeEm
Es könnte sich um ein inszeniertes Filmstill handeln. Doch Francis Malapris hat durch sensibles Beobachten diesen Moment in Frankreichs Hauptstadt Paris vorgefunden und im richtigen Moment den Auslöser gedrückt.
Es könnte sich um ein inszeniertes Filmstill handeln. Doch Francis Malapris hat durch sensibles Beobachten diesen Moment in Frankreichs Hauptstadt Paris vorgefunden und im richtigen Moment den Auslöser gedrückt. © Francis Malapris | EyeEm
Und auch diese Situation ist nicht gestellt – eingereicht von Jutharat Pinyodoonyachet.
Und auch diese Situation ist nicht gestellt – eingereicht von Jutharat Pinyodoonyachet. © Jutharat Pinyodoonyachet | EyeEm
Skurril: Diese Straßenszene fand der amerikanischen Fotograf F.D. Walker an der russischen Peter-und-Paul-Festung in Sankt Petersburg vor. Eingereicht für die Kategorie „The Street Photographer“.
Skurril: Diese Straßenszene fand der amerikanischen Fotograf F.D. Walker an der russischen Peter-und-Paul-Festung in Sankt Petersburg vor. Eingereicht für die Kategorie „The Street Photographer“. © F.D. Walker | EyeEm
Auch diese Straßen-Aufnahme schaffte es unter die besten 100.
Auch diese Straßen-Aufnahme schaffte es unter die besten 100. © Angkul Sungthong | EyeEm
Feuerwehrleute bei der Arbeit in Manila.
Feuerwehrleute bei der Arbeit in Manila. © Ateneo Sta. Ines | EyeEm
Auf den thailändischen Straßen von Nonthaburi geht es gespenstisch zu.
Auf den thailändischen Straßen von Nonthaburi geht es gespenstisch zu. © Jatuporn Pateepaparnee | EyeEm
Ein perfekter Zufall?
Ein perfekter Zufall? © Raffaele De Vivo | EyeEm
Dramatische Hochwasser-Situation in der Slowakei im April 2017. Die Aufnahme wurde in der Kategorie „The Photojournalist“ eingereicht.
Dramatische Hochwasser-Situation in der Slowakei im April 2017. Die Aufnahme wurde in der Kategorie „The Photojournalist“ eingereicht. © Slawomir Olzacki | EyeEm
Ebenfalls ein Beispiel aus der Kategorie „The Photojournalist“ ist die schwarz-weiß-Aufnahme einer hinduistischen Braut kurz vor ihrer Heirat im indischen Etawah. Traditionell verlässt die Braut das Haus der Eltern, um mit der Familie ihres zukünftigen Mannes zu leben.
Ebenfalls ein Beispiel aus der Kategorie „The Photojournalist“ ist die schwarz-weiß-Aufnahme einer hinduistischen Braut kurz vor ihrer Heirat im indischen Etawah. Traditionell verlässt die Braut das Haus der Eltern, um mit der Familie ihres zukünftigen Mannes zu leben. © Mayank Gautam | EyeEm
Aus der Kategorie „The Photojournalist“: Löscharbeiten des Schiffes „Griffon“. Aufgenommen am 19. April 2017 im Kreuzfahrthafen Port Louis, der Hauptstadt der Insel Mauritius.
Aus der Kategorie „The Photojournalist“: Löscharbeiten des Schiffes „Griffon“. Aufgenommen am 19. April 2017 im Kreuzfahrthafen Port Louis, der Hauptstadt der Insel Mauritius. © Daren Mauree | EyeEm
Fotograf Ritesh Shukla hat in Indien Rupesh Kumar mit seiner Kamera begleitet. Er leidet an dem Hutchison-Gilford-Syndrom – eine Erkrankung, die zu einem sehr früh einsetzenden Alterungsprozess in frühster Kindheit führt. Rupesh altert acht mal schneller als gesunde Menschen. Rupesh ist auf dem Foto 21 Jahre alt. Die meisten Erkrankten sterben im Alter zwischen 13 bis 15 Jahren.
Fotograf Ritesh Shukla hat in Indien Rupesh Kumar mit seiner Kamera begleitet. Er leidet an dem Hutchison-Gilford-Syndrom – eine Erkrankung, die zu einem sehr früh einsetzenden Alterungsprozess in frühster Kindheit führt. Rupesh altert acht mal schneller als gesunde Menschen. Rupesh ist auf dem Foto 21 Jahre alt. Die meisten Erkrankten sterben im Alter zwischen 13 bis 15 Jahren. © Ritesh Shukla | EyeEm
Kimberly de la Cruz hat den trauernden 16 Jahre alten AJ aufgenommen – an dem Ort, wo sein Nachbar Antonio Perez am 3. Januar 2017 in Pasay City (Manila) erschossen wurde.
Kimberly de la Cruz hat den trauernden 16 Jahre alten AJ aufgenommen – an dem Ort, wo sein Nachbar Antonio Perez am 3. Januar 2017 in Pasay City (Manila) erschossen wurde. © Kimberly de la Cruz | EyeEm
Überfüllter Zug im indischen Bangladesch.
Überfüllter Zug im indischen Bangladesch. © Md. Enamul Kabir | EyeEm
Kategorie „The Photojournalist“: Der philippinische Fotograf Linus Guardian hat als Teil eines Langzeitprojektes über den Drogenkrieg auf den Philippinen Gefängnisinsassen fotografiert. Das Gefängnis ist überfüllt. Zum Schlafen legen sich die Insassen auf den nackten Zementboden eines Basketballplatzes außerhalb ihrer Zellen.
Kategorie „The Photojournalist“: Der philippinische Fotograf Linus Guardian hat als Teil eines Langzeitprojektes über den Drogenkrieg auf den Philippinen Gefängnisinsassen fotografiert. Das Gefängnis ist überfüllt. Zum Schlafen legen sich die Insassen auf den nackten Zementboden eines Basketballplatzes außerhalb ihrer Zellen. © Linus Guardian | EyeEm
Momentaufnahme während der Proteste gegen die Fußball-WM 2014 in Brasilien – eingefangen in einer Metro-Station in São Paulo.
Momentaufnahme während der Proteste gegen die Fußball-WM 2014 in Brasilien – eingefangen in einer Metro-Station in São Paulo. © Bernardo Guerreiro | EyeEm
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Erst in den letzten Jahren stieg die Besucherzahl auf Malta

Mit Leeuwarden in den Niederlanden ist Valletta also 2018 dran, und es bedarf nur einer mittleren hellseherischen Begabung, um zu prophezeien, dass die Stadt und die Insel im nächsten Jahr ein großes Reiseziel werden.

Bis dahin war es ein langer Weg: Vor einem halben Jahrhundert kamen allenfalls die Bräute oder Eltern englischer Soldaten in den Ferien her; dann kamen die Sprachschüler, angelockt von der ebenso reizvollen wie seltenen Kombination, Englisch im Warmen zu lernen; und erst in den letzten Jahren ging die jährliche Besucherzahl hoch auf zwei Millionen, die sich zum Teil für Strände begeistern und zum Teil für Kultur. Manche Fachleute sehen die kleine Insel Malta mit zwei Millionen Gästen am Rande ihrer überschaubaren Möglichkeiten angelangt, langfristig soll der Weg heißen: mehr Qualität. Mehr Suiten, mehr Luxus, mehr Butler.

„Wir brauchen die Kulturhauptstadt“

„Wir brauchen die Kulturhauptstadt, damit die kulturelle Infrastruktur einen Schub kriegt“, sagt Catherine Tabone in ihrem Büro, die Geschäftsführerin der Valletta-2018-Stiftung. Die bereitet das Jahr vor, das in der Szene nur noch „V18“ heißt: 400 Veranstaltungen füllen das Programm, 1000 Künstler „ohne all das, was Vereine und Initiativen auf die Beine stellen“. Schiffsparade und Eröffnungsfeier sind im offiziellen Programm dabei, zeitgenössische Oper und moderne bildende Kunst, ein Schwerpunkt bei Design.

Auch historische Reminiszenzen von beeindruckender Spannweite: An den Schiffbruch des Heiligen Paulus (60, also: im Jahr 60) wird ebenso gedacht wie an die türkische Belagerung von 1565, die deutsche Blockade bis 1943 und den Abzug der Briten 1979. Neben der üblichen Materialschlacht also kündigt Tabone auch an, kulturferne Menschen und benachteiligte Stadtteile einzubinden. Wie es an der Tür zu ihrem Büro steht: „Art can save you (probably)“ – „Kunst kann dich retten (wahrscheinlich)“. Aus dem aktuellem Anlass der Ermordung der Journalistin Caruana Galizia gibt es auch Stimmen, die von dem Jahr erhoffen, es verwische das frische Image eines Mafia-Staates.

Friesland ist die eigenständigste der zwölf niederländischen Provinzen

Jenseits der Tür von Catherine Tabone steht man dann wieder in der Stadt Valletta in ihrer – jetzt langsam abnehmenden – Gestalt als Baustelle. Bohrmaschinen dröhnen, Planen flattern vor Fassaden, und Rohre schlagen gegeneinander, wo Arbeiter neue Gerüste hochziehen. Viele Fassaden Vallettas, die ein bisschen schlierig geworden waren in den letzten Jahren, sind nun wieder auf’s Schönste sandsteingelb.

Doch zurück noch mal nach Zurrieq, zu den Männern des Musik- und Explosionsvereins Santa Katarina. Die Kracher und Raketen für ihr Dorffest im September 2018 bauen sie nämlich auch schon. Denn eine Woche vor dem Fest wird die Heilige Katarina schon durch den Ort getragen, mittags, und dazu knallt es bereits. Zu Ehren der Heiligen natürlich; aber im feierfreudigen Malta zeigt der ferne Lärm auch den Nachbardörfern an, wo die nächste Fete steigt.

Ganz anders, und doch verbunden durch den gemeinsamen Titel, ist die friesische Stadt Leeuwarden in den Niederlanden. Friesland ist zwar nicht gerade das Katalonien der Niederlande, aber doch die eigenständigste der zwölf Provinzen unserer Nachbarn. Die Region hat viel Nordseeufer, aber kaum Strände, die grünen Wiesen fransen beinahe direkt ins Wattenmeer aus.

Deshalb lockt der Landstrich weit weniger Badegäste als die Westküste. Hier kommen die Belgier hin, denen die eigene Nordseeküste zu verbaut ist, und Deutsche, die eine Alternative zu Ostfriesland mit hübscheren Häusern suchen. Aber Friesen sind sie hier auch durch und durch, Friesisch ist Amtssprache in „Fryslân“, wie es auf Friesisch heißt, das heutzutage von immerhin noch 350.000 Menschen gesprochen wird.

Ehe für alle - jetzt auch auf Malta

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    Halb Leeuwarden ist noch eine Baustelle

    Als sich Leeuwarden 2013 in den Niederlanden beim Rennen um den Kulturhauptstadt-Titel gegen die Konkurrenz der klassischen Kulturstädte Den Haag, Eindhoven, Utrecht und Maastricht durchsetzte, waren nicht wenige Beobachter überrascht. Aber Leeuwarden hatte sich Essen und das Ruhrgebiet zum Vorbild genommen, als man sich 2008 an die Bewerbung machte: eine ganze Region mit einer Stadt als Fahnenträger vorneweg. Die Klammer der gesamten Bewerbung war die friesische Kultur und Eigenständigkeit. Und das Programm sollte von unten herauf ­erarbeitet werden, mit den Kulturschaffenden vor Ort und nicht von oben verordnet. So jedenfalls, wie im Revier, der hehre Vorsatz.

    Aber wie in so vielen Kulturhauptstädten Europas wird jetzt, kurz vor dem offiziellen Eröffnungswochenende am 26. und 27. Januar, doch die Zeit ein wenig knapp. Halb Leeuwarden ist nämlich noch eine Baustelle, vor dem Bahnhof, an der Nieuwestad-Gracht, überall sind Straßen und Pflaster der 100.000-Einwohner-Stadt aufgerissen – man will sich ja extrafein machen für das nächste Jahr.

    In Mini-Amsterdam

    Leeuwarden ist eine Art Mini-Amsterdam, mit Grachten und den typisch holländischen Stadthäusern. In den Erdgeschossen viele schnuckelige Ladenlokale, von denen allerdings auch hier wechsel- und konjunkturbedingt rund jedes zehnte leer steht oder umgebaut wird.

    Als Sitz der Provinzverwaltung ist Leeuwarden eine Stadt der Angestellten und Beamten, aber auch der Studenten – 15.000 besuchen die hiesigen Fachhochschulen, und schon die enorme Zahl der Plattenläden links und rechts der Grachten deutet auf eine recht ­junge Stadt, die sich im Umbau befindet: Aus dem alten Postamt ist das ­nobel-schicke Post Plaza Hotel geworden, aus dem alten Gefängnis in der Stadtmitte wird ein Kulturzentrum, das coole Szene-Restaurant dazu (Proefverlof) mit ambitionierter Speisekarte ist schon fertig.

    Die Elf-Städte-Fahrt findet statt, wenn alles gefroren ist

    Das 302 Jahre alte Rathaus ist allerdings noch in Gebrauch, und Bürgermeister Ferdinandus Crone von der Arbeitspartei, den hier alle nur Ferd nennen, sagt stolz: „Ich arbeite immer noch in dem originalen Amtszimmer, das ist Nachhaltigkeit!“ Leeuwarden eine der vielen Stadtgründungen des Mittelalters in Friesland, das mit Fischerei und Seehandel einst so sehr prosperierte, dass es zeitweilig der Sitz des Königshauses war. Irgendwann ging allerdings der ­Zugang zum heute gut zwölf Kilometer entfernten Meer verloren. Was blieb, war das ausgeprägte Selbstvertrauen der Menschen hier.

    So arbeitet man denn auch recht ­offensiv mit der Tatsache, dass die als Tänzerin und Spionin sagenumwobene Mata Hari in Leeuwarden 1876 als Margaretha Zelle das Licht der Welt erblickte, und dass auch der begnadete Zeichner von Vexierbildern Maurits Cornelis („M. C.“) Escher hier zur Welt kam. Beiden widmet das Friesland-Museum am zentralen Marktplatz, das vor 140 Jahren gegründet wurde, die größte Regionalsammlung der Niederlande besitzt und vor vier Jahren für 18 Millionen Euro einen spektakulär schönen, lichten Neubau bekam, je eine Ausstellung.

    Noch bekannter ist die „Elfstedentocht“, die Elf-Städte-Fahrt durch Friesland, die immer dann stattfindet, wenn die Kanäle so zufrieren, dass man mit Schlittschuhen darüberfahren kann. Die letzte Elfstedentocht fand 1997 statt, und da es in Zeiten des Klimawandels sein kann, dass es tatsächlich die letzte Elfstedentocht bleibt, werden die Städte der Rundfahrt im Kulturhauptstadt-Jahr durch eine weitere Gemeinsamkeit verbunden: Sie alle bekommen einen Brunnen, den jeweils ein international renommierter Künstler gestaltet hat. Jaume Plensas Nebel-Brunnen wird in Leeuwarden die Kulturhauptstadt-Gäste am Bahnhof empfangen.

    Tipps & Informationen

    Anreise nach Malta z. B. mit Air Malta ab Hamburg.

    Unterkunft z.B. Hotel Interconti-nental Malta, Wintersaison eine Woche mit Frühstück inklusive Flug, Rail&Fly-Tickets sowie Transfers ab 540 Euro pro Person im DZ, im Sommer ohne Frühstück ab 695 Euro.

    Pauschal Buchungen Hotels, Ausflüge oder Rundreisen bietet u.a. FTI Touristik an, auch im Paket mit Flug, www.fti.de

    Programm unter valletta2018.org

    (Die Reise wurde unterstützt von FTI Touristik und Air Malta.)

    Anreise nach Leeuwarden z. B. mit KLM nach Amsterdam. Weiter per Mietwagen über die A 5/A 10/ A 7/A 31 bis Leeuwarden. Mit dem Auto von Hamburg über Leer und Groningen (A 1/A 28/E22/N 31). Mit der Bahn über Osnabrück, Deventer und Zwolle.

    Unterkünfte Vom Businesshotel bis zum Bed und Breakfast gibt es ein breites Angebot. Doppelzimmer kosten zwischen 80 und 150 Euro.

    Programm www.friesland.nl/de/ kulturhauptstad-2018

    (Die Reise wurde unterstützt vom Niederländischen Büro für Tourismus.)