Las Palmas. Noch immer ist die spanische Insel im Atlantik ein Domizil für Badegäste. Aber sie entwickelt sich zunehmend zum Ziel für Wanderer.

Angelika Höfling begrüßt ihre Gäste mit einem lockeren Spruch. „Ab 1000 Meter Höhe duzen wir uns“, sagt die Reiseführerin – und ignoriert den Satz, sowie sie ihn ausgesprochen hat. Bereits auf der Busfahrt von Playa del Ingles hinauf in die Berge von Gran Canaria sind alle Gäste per du. Es herrscht eine familiäre Atmosphäre in der kleinen Gruppe, die sich für den Ausflug hinauf zum Wahr­zeichen der Insel zusammenfand: dem Roque Nublo, einem 65 Meter hohen Felsen auf einem Gipfel der 1800 Meter hohen Hügel der Gemeinde Tejeda.

Angelika Höfling kommt ursprünglich aus Hamburg. Mit 22 Jahren wanderte sie auf die Kanaren aus. Heute, mit 51 Jahren, ist das Wandern wieder ihr großes Thema. Gemeinsam mit zwei Freunden gründete sie vor einigen Jahren die Agentur „Hiking World Gran Canaria. Bis zu fünfmal in der Woche führt sie seitdem Gäste in die Berge der Insel. „Wandern wird hier immer beliebter“, sagt Angelika Höfling, während sie mit ihrer Gruppe von den farblosen Orten im Süden in das Hochplateau abbiegt.

Mit jeder Kurve – und davon gibt es auf dem Weg nach oben einige – wird es bunter. Es sind auch die Farben der Blüten, die viele Wanderer hier herzieht. Ein Kontrast, den man nicht erwartet, wenn man von den Stränden in die Berge blickt. Noch immer ist die kanarische Insel ein Domizil für Badeurlauber. Doch seit die Regierung vor rund 20 Jahren angefangen hat, Fußwege in den Bergen auszubauen und zu beschildern, wird Gran Canaria auch bei Wanderern immer populärer. „In den vergangenen 20 Jahren hat sich der Wandertourismus stark verändert“, sagt Angelika Höfling.

Im Oktober beginnt auf der Kanareninsel die Wanderzeit

Rund 30 Touren hat sie mit ihrem Team um Manfred Ritsch mittlerweile erschlossen. Am Lomo Aserrador startet Höflings Lieblingsstrecke. Rund eine Stunde geht es hinauf zum Roque Nublo. Ein vielfältiger Pfad, der geprägt wird durch die Pinienbäume am Wegesrand. Sie werfen nicht nur angenehm-kühle Schatten, ihr Duft erinnert zudem für immer wieder aufblitzende Momente an die französische Atlantikküste. Auf den Wegen trifft man zwar häufig auch Einheimische in Flipflops – für die mitunter steinige Strecke sind gut besohlte Wanderschuhe aber empfohlen.

Wegkreuzungen machen deutlich, dass die Strecken um die Gipfel gut erschlossen sind. Wanderer ohne Reisebetreuung finden viele Möglichkeiten, durch die Berge zu ziehen. Während man die Gegend in den heißen Sommermonaten von Juni bis September aufgrund der Hitze eher meiden sollte, beginnt im Oktober die schönste Wanderzeit. Anhänger der Berge, die in der kalten Jahreszeit nach Alternativen zu Österreich oder Frankreich suchen, werden auf Gran Canaria fündig.

„Am schönsten ist es im Januar und Februar“, sagt Angelika. Dann ist auf Gran Canaria die Zeit der Mandelblüte. Aber auch in den anderen Monaten kommen Freunde von Flora und Fauna auf ihre Kosten. Der Ginster glänzt an jeder Ecke, auch die spanische Taibaba-Pflanze sieht man immer wieder. Auf Wildtiere am Boden muss man nicht achten, dafür kann man Wildvögel entdecken: Turmfalken, Adler oder Bussarde fliegen gerne mal über die Bergregion.

Größte Herausforderung auf der Insel ist der Wassermangel

Wer mit der Reisegruppe unterwegs ist, lernt einiges über das Inselleben. Größte Herausforderung auf Gran Canaria: der Wassermangel. Besonders in den Bergen ist die Dürre ein Problem. In diesem Jahr kam es hier zu einem großen Brand. Schuld daran ist das Klima. Die Kanaren haben die zwei trockensten Winter der vergangenen 25 Jahre hinter sich. Zwei Drittel der Quellen auf der Insel sind ausgetrocknet.

Im Schnitt kommt es zu nur zehn Regentagen pro Jahr. Aber auch die Abholzung und der Wasserverbrauch in den Hotelhochburgen an den Küsten tragen ihren Teil zum Wasserproblem bei. 63 Stauseen haben die Canarios bis heute gebaut. Entsalzungsanlagen sollen das Problem lösen. Für die Insel ist das wichtig, denn die regionale Wirtschaft verschiebt sich immer mehr zum Tourismus.

Die hiesigen Bananen erfüllen nicht die EU-Norm

Auf dem Weg in die Berge sieht man, dass die Produktion in den Gewächshäusern, mit denen Einheimische früher viel Geld verdient haben, deutlich zurückgegangen ist. Viele Obst- und Gemüseplantagen liegen brach. Früher haben Engländer auf Gran Canaria vor allem Tomaten angebaut. Die Landwirtschaft verminderte sich aber um 75 Prozent. Bananen, die hier angebaut werden, schmecken zwar besser als die aus deutschen Supermärkten, sie erfüllen aber weder die EU-Norm von 24 Zentimetern Länge noch den vorgesehenen Krümmungsgrad. Sie sind daher bei uns nur vereinzelt in kleinen Bioläden zu finden.

Auf welchen Wegen der Handel einst betrieben wurde, kann man auf der Wanderung rund um den Roque Nublo zurückverfolgen. Die Camino Reales, die alten Königswege, sind heute große Teile der Wanderstrecken. Ihr Ausbau sorgte dafür, dass Gran Canaria im Wandertourismus mit den Nachbarn Teneriffa und La Palma konkurrieren kann. Auch bei jüngeren Menschen, deren Motto ist: Laufen statt liegen und Fotos vom Pool posten. Fotos vom Roque Noblu landen zwar auch im Netz, ein Wanderstrecken-Wlan gibt es aber zum Glück noch nicht.

Tipps & Informationen

Anreise Von Berlin fliegen unter anderem Germania, Condor oder Ryanair nach Las Palmas. Von Hamburg geht es nonstop mit Ryanair und Norwegian Air.

Pauschal z. B. im Sunprime Atlantic View in Maspalomas (adults only, www.ving.se): Sieben Übernachtungen im Studio, all-inclusive, mit Flug und Transfers ab
879 Euro, über Thomas Cook Signature, Tel. 0234/96 10 36 49.

Aktivitäten Geführte Wanderung zum Roque Nublo (55 Euro p. P.): www.hikingworldgrancanaria.com; Katamarantour (85 Euro), buchbar über www.canaryboattrips.com

Auskunft: www.spain.info

(Die Reise wurde unterstützt durch Thomas Cook Signature.)