Oetz. Das Ehepaar Petra und Kay Tofern hat sein Leben in Hamburg aufgegeben und betreibt nun ein Apartmenthaus in den Ötztaler Alpen.

Viel haben Petra und Kay Tofern hinter sich gelassen. Ihr Haus, ihren Job, Freunde und Verwandte. Nur den FC St. Pauli nicht. Zwei Trikots mit den Unterschriften der gesamten Mannschaft hängen in ihrem neuen Zuhause, ein Bierdeckel aus unverwüstlichem Kunststoff liegt griffbereit hinter dem Tresen ihres neuen Stammlokals. Spiele live über Sky schauen sie sich ohnehin fast alle an.

Damals, in einem anderen Leben, hat Kay Tofern, der in der Hamburger Neustadt eine Firma für Werbegestaltung betrieb, ein spektakuläres Banner für seinen Verein entworfen – 110 m lang und vier Meter hoch – mit den Konterfeis der Jahrhundert-Elf. 2010 war das.

Vier Jahre später tauschen die Fans die Weltstadt Hamburg ein gegen einen Tiroler Bergort mit rund 2300 Einwohnern, den FC St. Pauli gegen den SV Ötz – ein mutiger Schritt!

Ein Schritt, mit Herzblut vollzogen. Genauso haben sie ihr Apartmenthaus in Oetz genannt, das sie gekauft und mit viel Liebe zum Detail eingerichtet haben. Für sich selber und für Urlauber. „Irgendwann“, sagt der 56-Jährige, „habe ich gespürt, dass ich im Hamsterrad laufe und gesundheitlich die Reißleine ziehen muss. Hier nehme ich zwar auch noch Aufträge an, aber ohne permanenten Termindruck. Trotz zusätzlicher körperlicher Arbeit fühle ich mich überhaupt nicht erschöpft – im Gegenteil.“ Auch Petra führt als gelernte Kosmetikerin jetzt mit viel mehr Spaß Behandlungen im „Herzblut“-eigenen Studio durch.

In Oetz erlebt das Ehepaar gelebte Gastfreundschaft

„Vor dem Umzug haben wir schon viele Urlaube in Oetz verbracht, zum Wandern und Golfspielen im Sommer, zum Skilaufen in der familiären Wintersportregion Hochoetz“, erklärt die italienisch stämmige Petra. „In anderen Skiorten lernt man außer dem Hotelier keinen Menschen kennen. Hier wird man schon nach einem Tag vom halben Ort mit Namen begrüßt. Gelebte Gastfreundschaft!“

Nach einigen Aufenthalten kaufen sich die Toferns eine Ferienwohnung, die sie 2014 gegen das neue, endgültige Domizil eintauschen. Ein seit langem leerstehendes Haus am Hang, zugewachsen wie ein Dornröschenschloss. Eine ehemalige Pension mit Interieur aus den 70er Jahren. Monatelang werkeln die beiden, tonnenweise transportieren sie Bauschutt, Sperrmüll und Altholz ab. Sieben Ferienwohnungen vom Feinsten richten sie ein. Stylisch, mit einem Schuss trendigem Lokalkolorits. Als Grafikdesigner hat Kay ein Händchen für die Gestaltung, zum Beispiel mit riesigen Landschaftsfotos in Schwarz-Weiß. Petra ist für die italienischen Momente zuständig, setzt weitere Akzente. Das grandiose Breitwandpanorama der umliegenden Bergriesen – ein Gastgeschenk der Ötztaler Alpen.

Ihre alte Hamburger Heimat erleben sie nun bewusster als früher

Als gelegentliche Besucher genießen sie jetzt ihre alte Heimat viel bewusster als früher. Machen eine Hafenrundfahrt in Hamburg, besteigen den Michel, gehen ins Museum. Eine Ferienappartement als Nabelschnur besitzen sie jetzt in ihrem ehemaligen Wohnort Escheburg, Herzogtum Lauenburg. Doch nach dem Urlaub im Flachland kehren sie gern wieder in die Berge zurück.

Sie haben sich eingelebt in der Tiroler Gemeinde, in der es zahlreiche Vereine gibt, lebendiges Brauchtum und einen schmucken alten Ortskern. Sie bringen sich ein, feiern mit bei den vielen Festen, gehen mal zum Essen ins 400 Jahre alte „Posthotel Kassl“ oder zu einem Feierabend- „Pfiff“ – 0,2 Liter Bier - im Gasthof Stern, einem der schönsten und ältesten Wirtshäuser Tirols. Tauchen ab in den verwunschenen Piburger See, üben den Einkehrschwung in die urige Bielefelder Hütte.

„Der Standort ist perfekt“ bestätigen sie unisono. „In einer halben Stunde sind wir in Innsbruck, in 90 Minuten in München, in zweieinhalb Stunden am Gardasee.“ Nur der Bronzematrose Günter im Garten schaut noch sehnsüchtig nach Norden.

www.herzblut-oetz.at