Grüne Überzeugung: Bürgermeister Bernd Evers versucht im Boddendorf Wieck, Natur, Landwirtschaft und Tourismus in Balance zu bringen.

So wie er da vor dem Naturschutzhaus "Darßer Arche" im kleinen Boddendorf Wieck steht, verschmitzt lächelnd, eher zurückhaltend als draufgängerisch, wirkt er wie ein Ranger, einer dieser Männer, denen man sich auf dem Weg durch die Wildnis gerne anvertraut. Aber Bernd Evers ist ein Hotelier, Besitzer des Hotels Haferland auf der Boddenseite der Halbinsel Darß. Außerdem ist er seit drei Jahren Bürgermeister eines Dorfes, das dabei ist, sich mehr als nur einen zeitgeistigen grünen Anstrich zu geben. Ganz verkehrt ist der Ranger-Eindruck aber nicht: Der studierte Jurist aus Niedersachsen bemüht sich in seinem Betrieb und in seinem Dorf intensiv und erfolgreich um den Ausgleich zwischen Umwelt und Tourismus, zwischen Landschaft und Landwirtschaft.

In Vechta, ein Zentrum der grausamen Massentierhaltung, aufgewachsen, Wehrdienst in Hamburg-Rahlstedt, Studium in Münster, Referendarzeit in Göttingen, Anwaltstätigkeit, zeitweise Chef eines Naturkostladens. Das war sein Leben, bevor er vor gut 20 Jahren mit Frau und Kindern an die mecklenburgische Ostseeküste kam und blieb. Es war Liebe auf den ersten Blick. Der Darß, den bis zur Wende nur DDR-Leute als Ferienparadies kannten, wurde seine neue Heimat. Ende 1994 eröffnete er am Rande des idyllischen Dorfes Wieck das reetgedeckte Hotel Haferland, in dem bis heute neben 40 Mitarbeitern auch seine Frau Martina und die erwachsenen Kinder zur Wohlfühl-Atmosphäre beitragen.

Bernd Evers lebt seine grünen Überzeugungen undogmatisch, dennoch so kompromisslos wie möglich. Das funktioniert im eigenen Hotel und weitgehend auch im Gemeinderat. Im Haferland hat er über dem Lokal Gute Stube, das regionale Spezialitäten von Boddenzander bis Lamm aus der Nachbarschaft anbietet, das vegetarische Restaurant Bajazzo eingerichtet. Der Name soll ausdrücken, dass fleischloser Genuss so lustvoll sein kann wie jede andere Gourmetrichtung.

Schon früh hat Evers über den Teller- und den Gartenrand hinausgeschaut und sich in den Gemeinderat wählen lassen. Seit Evers Bürgermeister ist, versucht er mit seinen Mitstreitern und unterstützt von der Mehrheit der Einwohner, das Dorf nicht nur schöner, sondern vor allem "grüner" zu machen: noch mehr Rad- und Wanderwege, noch mehr Gastronomie, die mit seriösen Partnern wie Ländlichfein und Bioland zusammenarbeitet, attraktivere Ausstellungen und Veranstaltungen in der "Arche", Umwidmung alter, nahezu verfallener Bauernstellen zum Beispiel in Hofcafés, Marmeladenküchen und Edeldestillen.

Sein Lebenswerk aber soll ein Großprojekt krönen, das dem naturnahen Qualitätstourismus auf der stillen Seite vom Darß über die Grenzen von Wieck hinaus Aufmerksamkeit bringen wird: die Wiedervernässung eines großen Moorgebietes. Sogar eine Solarfähre, die den Prerowstrom zwischen Darß und Zingst überqueren könnte, ist im Gespräch. Noch muss vieles geklärt werden, vor allem, ob bei der Renaturierung der Grundwasserspiegel stabil bleibt; noch wird regional und überregional nachgedacht, woher die Millionen kommen sollen, die so ein Projekt kosten würde. Aber Bernd Evers bleibt Optimist und, wie immer, Visionär und Realist zugleich: "Wir bohren dicke Bretter. Und es sind nicht zuletzt die Feriengäste, die uns dabei Mut machen."

Gemeinde Wieck, Kur- und Tourist GmbH, Tel. 038233/703 80, www.erholungsort-wieck-darss.de

Hotel Haferland, Bauernreihe 5a, Tel. 038233/680, www.hotelhaferland.de