Kopenhagens Vergnügungspark ist das fröhliche Herz der Stadt: liebenswert-altmodisch und zugleich doch ganz auf der Höhe der Zeit.

Kopenhagen. Es ist ein großes Königreich im kleinen Königreich: ein schier grenzenloses Land der Fantasie, ein sinnenfroher Park romantischer Gefühle, eine Bühne, auf der Rockmusiker toben und königlich-dänische Volksmusik geboten wird. Am 12. April beginnt in dieser heiteren Welt, die nicht aus der Mode zu bringen ist, die neue Saison.

Seit 1843 amüsieren sich hier die Majestäten und ihr Volk gleichermaßen königlich. Mehr als 3,6 Millionen Besucher aus aller Welt sind im vergangenen Jahr Karussell oder Achterbahn gefahren, haben Softeis, rote Würstchen und Gourmet-Spezialitäten vom Feinsten gegessen, sich in den Orient und nach Fernost verzaubern lassen oder sich an kleinen Seen und in lauschigen Pavillons ihre Treue geschworen.

Georg Carstensen, der Gründer, war Offizier und Schöngeist, Zeitungsverleger, Erfinder, Filou und Lebemann. Mit Geld konnte er nicht besonders gut umgehen, zwei andere Etablissements gingen pleite, immerhin fuhr die auch von ihm entworfene Straßenbahn erfolgreich in die Zukunft. Carstensen, dessen Denkmal in der Mitte des Vergnügungsparks steht, hatte Visionen und Fantasie wie kein anderer. Er, der in Algier geboren wurde und später wie auf einem fliegenden Teppich durch die ganze Welt reiste, brachte Klischees der entlegenen Welten nach Kopenhagen, die noch immer die Besucher träumen lassen.

Hans Christian Andersen, der Märchendichter, bewunderte den Mann, der die Kunst, sich seine Kindheit zu bewahren, dem Publikum von heute vererbt hat: "Wer hält wie du den Zauberstab der Freude?" Getreu einem Motto des Gründers bleibt im Park alles, was erhaltens- und liebenswert ist, wie es ist. Und zugleich muss sich das Märchenland fast jedes Jahr ein kleines Stück neu erfinden. Carstensen hat es schon vor fast 170 Jahren geahnt - und wohl auch so gewollt: "Das Tivoli wird nie vollendet werden."

So sieht es auch Ellen Dahl, die Event- und Pressemanagerin des weltberühmten Vergnügungsparks: "Es ist ein Spagat, den wir immer wieder machen müssen: einerseits die Stammkunden halten, die unsere zeitlos-gemütliche Atmosphäre lieben, andererseits die Jugend in den Park ziehen, der das alte Kettenkarussell nicht mehr genügt - auch wenn es eines der größten der Welt ist." Also gibt es nun auch den rasanten Odin Ekspressen und ein verrücktes Looping-Flugzeug für die ganz Standfesten, aber eben nach wie vor auch die Rutschebanen von 1914, in der Kleinkinder mit ihren Großeltern sitzen, die dort schon vor 70 Jahren gesessen haben.

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Beim Tivoli Festival, Skandinaviens größtem Klassik-Spektakel, werden auch in diesem Jahr wieder Orchester und Solisten auftreten, die zu den besten der Welt gehören: Opernstars von der Met in New York wie Joseph Calleja, Ekaterina Siurina und Charles Castronovo, Pianisten wie András Schiff, Tenöre wie Lawrence Brownlee. Aber es werden auch die Fans anderer Musikrichtungen "bedient": So rockt zum Beispiel halb Kopenhagen jeden Freitagabend auf der Open-Air-Bühne im Tivoli ab. Was Ellen Dahl den Versuch einer "tricky Balance" nennt, scheint zu gelingen. Und schon jetzt weiß man, weil der Vorverkauf wieder gut gelaufen ist, dass auch die Halloween-Woche ein Erfolg wird. Zehn Tage lang, vom 14. bis zum 23. Oktober, wird es hyggelig uhyggelig - gemütlich-ungemütlich. Da tanzen die Hexen, da steppen die Magier, da leuchten die Kürbisköpfe - mehr als 15 000, die extra für das Tivoli auf der Kattegat-Insel Samsø angepflanzt wurden.

Ob jetzt im Vorfrühling oder spät im Herbst: Spaß muss sein - und zwar für alle. Hier die Gespenster, die auf fröhliche Weise das Fürchten lehren, dort Harlekin, Pierrot und Columbine, die an die wunderbare Commedia-dell'Arte-Tradition anknüpfen. Natürlich gehören auch alle 25 Fahrgeschäfte zum Tivoli-Vergnügen, das vielfach ausgezeichnete Sterne-Lokal Nimb lässt sich fast täglich neue Kreationen einfallen, und die Mehrheit wird dennoch eher Schlange stehen an der Eisbude und am Würstchenwagen. Das Tivoli lebt fröhlich weiter, auch in diesem Jahr: 300 000 Stammgäste haben schon vor Monaten ihre Abonnements für 2012 verlängert!