Teures Mobil-Internet im Ausland: Anbieter haben bereits Wege gefunden, eine neue EU-Vorschrift zu umgehen

Die Mails checken, Musik downloaden, bei Ebay stöbern: Für viele gehört das längst zum Alltag. Den modernen Mobiltelefonen sei's gedankt. Doch im Ausland heißt es aufpassen. Wer dort mit Handy oder Mobil-Stick surft, dem kann es passieren, dass er dafür mehr zahlen muss als für Flug und Hotel zusammen. Seit März gilt zwar eine neue EU-Vorschrift, wonach sich die Kosten begrenzen lassen müssen. Doch die Anbieter haben Mittel und Wege gefunden, weiter abzukassieren.

Bis Ende Juni bleibt die neue EU-Vorschrift ohnehin ein zahnloser Tiger. Nur der Handykunde, der von sich aus aktiv wird und das Limit bei der Kundenhotline seines Anbieters beantragt, wird nach 47,60 versurften Euro per SMS benachrichtigt. Nach 59,50 verbrauchten Euro wird die Verbindung gekappt. Wer sich nicht meldet und beispielsweise zu Pfingsten in einem EU-Land das mobile Internet nutzt, dem kann es gehen wie dem Franzosen, der im vergangenen Jahr eine Handyrechnung über 46 000 Euro erhielt. Er hatte in Grenznähe einen Film heruntergeladen, während er ins nahe gelegene belgische Mobilfunknetz eingebucht war.

Auch ab 1. Juli besteht ein Restrisiko. Dann müssen die Provider zwar im EU-Ausland den sogenannten Kostenfallschirm von 50 Euro aufspannen. Aber beispielsweise T-Mobile wird die Internetverbindungen bei Erreichen der Gebührengrenze nicht mehr automatisch unterbrechen.

Vielmehr wird der Kunde auf eine Internetseite geleitet, wo er sich entscheiden kann, ob er weitersurfen will. Diese Kostenfunktion heißt "Nutzungskontrolle Dataroaming EU" und erfüllt die Brüsseler Vorschrift. Denn dort hat man den Telefongesellschaften nur befohlen, dass sie ihren Kunden die Möglichkeit einer Kostendeckelung geben. Ganz ähnlich hat Konkurrent Vodafone die Kostenbremse umgesetzt. Dort heißt die Funktion "Data Roaming Limit". Wird die Nutzungsgrenze erstmals erreicht, informiert Vodafone darüber per SMS und fragt, ob man die Datendienste weiter nutzen will. Wer "Ja" antwortet, der surft wie eh und je ohne Netz und doppelten Boden.

Auch beim Mobilfunk-Netzbetreiber E-Plus wird zum 1. Juli die Grenze von 59,50 Euro eingerichtet. E-Plus bietet den Kunden aber an, den Kostendeckel anzuheben. Wer will, kann vor dem Urlaub das monatliche Limit auf 100 oder 150 Euro festsetzen oder die Schutzfunktion deaktivieren.

Denn trotz der Gebührengrenzen ist das Internet-Surfen im Ausland nicht billiger geworden. Nur O2 berechnet ab erreichten 59,50 Euro keinen Aufpreis mehr, reduziert dafür ab dieser Grenze die Übertragungsgeschwindigkeit drastisch auf maximal 64 kBit/s.

Wer sein Smartphone im Urlaub ausgiebig nutzen will, sollte dort eine lokale Prepaidkarte kaufen. Mobile Internet-Flatrates gibt es ab drei Euro pro Woche - und beim Telefonieren spart man mit diesen Karten auch noch.