Obwohl die EU eine Kostendeckelung für mobiles Surfen im Ausland vorschreibt, sind Verbraucher keineswegs sicher vor hohen Preisen.

Hamburg. Die neue Preisobergrenze für Internetnutzung per Handy auf Auslandsreisen in der EU schützt Verbraucher nach Angaben von Mobilfunkexperten nicht grundsätzlich vor hohen Kosten. Die neue Regelung sieht eine Kostenobergrenze für das Daten-Roaming von 59,50 Euro vor, sofern der Verbraucher kein anderes Limit mit dem Anbieter vereinbart hat. Sind 80 Prozent der Deckelung erreicht, ist der Betreiber dazu verpflichtet, dem Nutzer eine Warnung zu schicken. Nur auf ausdrücklichen Wunsch des Kunden können Daten-Roaming-Dienste über das Limit hinaus genutzt werden.

Allerdings unterscheiden sich trotz dieser Kostengrenze die Preise unter den vier deutschen Mobilfunk-Netzbetreibern innerhalb der EU um teils mehr als vier Euro pro Megabyte, wie das Online-Tarifportal Check24 in München mitteilte. Außerhalb der EU, wo die Kostengrenze nicht gilt, lägen die Preisunterschiede pro Dateneinheit noch weitaus höher. Beim Surfen in der Türkei etwa unterschieden sich die Kosten zwischen den Anbietern um teils mehr als zwölf Euro je Megabyte. Noch größer ist die Preisdifferenz zwischen den Ländern, in denen Mobiles Internet genutzt wird. Während o2-Kunden in Europa mit ihrem Prepaid-Tarif (Smartphone oder Surfstick) 5 Euro pro MB zahlen, sind es in Ägypten 19 Euro pro MB.

Verbraucher sollten daher auf niedrige Preise für Megabyte-Einheiten achten sowie auf eine günstige Taktung, für die kleinere Einheiten als ein Megabyte berechnet werden, empfiehlt Check24. Die Preise pro MB geben Verbrauchern die Möglichkeit, die Angebote der Provider miteinander zu vergleichen. Doch viele Surfer wissen nicht, welche Kosten konkret auf sie zukommen, wenn sie zum Beispiel ihre Mails checken möchten.

Einige Beispiele für die EU: Bei 3,40 Euro pro MB und einer 50 kB-Taktung zahlen Verbraucher 1,70 Euro für das Lesen von drei Mails. Eine Google-Suche kostet 0,51 Euro, das Laden der Startseite z.B. von mobil.abendblatt.de 3,40 Euro. Für 30 Minuten Surfen (bei einer durchschnittlichen Downloadrate von 0,15 MB/Min.) wird der Verbraucher mit 15,30 Euro zur Kasse gebeten, für ein YouTube-Video von zehn Minuten Länge bezahlt er sogar 34 Euro.

Roaming-Kosten für Mobiles Internet - einige Beispiele als PDF zum Herunterladen: Hier klicken

Der Branchenverband Bitkom rät Verbrauchern auch dazu, günstigere Alternativen fürs Internetsurfen im Ausland im Blick zu behalten, etwa die möglicherweise sogar kostenlosen Funknetzwerke in Hotels oder Cafés sowie die Nutzung von Internetcafés. Allerdings sollten Verbraucher speziell in Internetcafés auch auch ihre Datensicherheit achten. Für Langzeiturlauber könne es sich auch lohnen, Mobilfunkkarten von ausländischen Anbietern zu kaufen - egal ob für die Internetnutzung oder fürs Handytelefonieren, erklärte Bitkom.

Auch deutsche Anbieter haben zum Teil Sonderkonditionen für das Surfen im Ausland, die allerdings rechtzeitig vor der Reise gebucht werden müssen.

Übrigens: Auch in Deutschland können hohe Roaming-Gebühren anfallen. Mit insgesamt neun Nachbarstaaten gibt es in Deutschland an vielen Ecken Grenzgebiete. Dort können beim Telefonieren mit dem Handy Roaming-Gebühren entstehen. Denn wer beispielsweise am Bodensee, im Bayerischen Wald oder dem Zittauer Gebirge dem Handy die automatische Netzsuche gestattet, kann sich aus Versehen in ein Netz des Nachbarlandes einbuchen und so Roaming-Gebühren verursachen. Da Handys keine Grenzen kennen, richten sie sich bei der automatischen Netzwahl immer nach dem stärksten Signal. "Wer verhindern möchte, dass sich sein Handy in Grenzgebieten in ausländische Netze einwählt, sollte im Menü die manuelle Netzwahl aktivieren und das deutsche Netz fest einstellen", rät Martin Müller vom Onlinemagazin www.teltarif.de .