Der Oldesloer Claas Schmolke vom Oberalster VfW wird in Bad Dürkheim deutscher Senioren-Meister im Florettfechten.

Reinfeld. "Der Schmolke hat den Europameister Peter Marduchajew aus dem Turnier geworfen" - Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die kleine Sensation im Achtelfinale der Deutschen Senioren-Meisterschaften der Altersklasse 40 im Herrenflorett. Aufatmen bei den noch im Wettbewerb befindlichen Fechtern, sah sich doch der eine oder andere schon selbst mit dem Pokal in der Hand und dem Titel in der Tasche ganz oben auf dem Siegespodest stehen.

Kaum einer von ihnen hatte aber Claas Schmolke selbst so richtig auf dem Zettel, was sich natürlich änderte, als der 47-Jährige aus Bad Oldesloe bis ins Finale vorstieß. Der für den Hamburger Verein Oberalster VfW startende Diplom-Ingenieur setzte sich auch dort eindrucksvoll durch und brachte seinem Dauerkonkurrenten Reiner Kirschbaum (TG Tuttlingen) mit 10:4 eine empfindliche Niederlage bei.

"Mein Achtelfinalgegner Marduchajew, gegen den ich mit 10:6 gewonnen habe, kassierte in der gesamten Vorrunde nicht einen Treffer", sagt Schmolke, der selbst ein wenig überrascht war über seinen großen Erfolg in Bad Dürkheim. Hamburger Meister war er bisher schon mehrfach: Jeweils elfmal im Einzel- und Mannschaftswettbewerb.

Zusammen mit seiner Ehefrau Kerstin Dlugi gründete er vor 14 Jahren die Fechtsparte beim SV Preußen Reinfeld. Gemeinsam sind sie dort als Trainer aktiv. "Nur leider haben wir das Problem, dass die jugendlichen Fechter nach dem Abitur oder nach ihrer Ausbildung Reinfeld verlassen und woanders weiter fechten, deshalb haben wir bei den 20- bis 30-Jährigen zu wenig Aktive", so Dlugi, die sich nach einer Knieverletzung weitgehend aus dem Wettkampfsport zurückziehen musste, da sie nie wieder die nötige Stabilität in das Gelenk bekam.

Selbstredend, dass die beiden sich über den Fechtsport kennengelernt haben. Es war im Jahr 1989 beim Eimsbütteler TV in Hamburg. "Als Claas das erste Mal in die Sporthalle kam, dachte ich mir: was ist das denn für ein Angeber, kommt da ganz wichtig mit seinem eigenen Trainer aufgelaufen", erinnert sich Dlugi. Zudem habe er jedem erzählt, er wolle die 'Alte Salzstraße in Ratzeburg' gewinnen, das größte Fechtsportereignis in Norddeutschland.

Gesagt - getan: Einige Wochen später kehrte Schmolke mit dem Siegerpokal in der Tasche zurück an die alte Wirkungsstätte, dieses Mal bewogen ihn allerdings nicht nur sportliche Motive, auch eine junge Dame mit dem Vornamen Kerstin hatte mittlerweile sein Interesse geweckt.

In einer ruhigen Wohngegend mitten in Bad Oldesloe leben beide zusammen mit ihren Kindern Annabell, 12, und Frederic, 15. Zur Familie gehören auch die beiden Katzen Herr Solmeier und Fine. "Und 50.000 weitere Haustiere, das große Hobby meines Mannes", sagt Dlugi. Sie spricht damit die beiden Bienenvölker an, die sich im hinteren Teil des Gartens befinden, oder besser gesagt befanden, "Denn sie haben es leider nicht über den letzten Winter geschafft", so Schmolke. "Außerdem war es nicht von Anfang an mein Hobby, sondern das meines Sohnes und meiner Frau." Sohn Frederic interessierte sich schon länger für alles, was mit Bienen zu tun hatte.

Er war elf Jahre alt, als er seine Prüfung zum Imker ablegte und somit seinerzeit den inoffiziellen Titel 'jüngster Imker Stormarns' erhielt. "Schon einige Zeit vorher haben wir auf sein Drängen zwei Bienenvölker angeschafft. Und wie es der Zufall wollte, fielen kurz darauf mein Sohn und meine Frau für die Betreuung aus, also blieb wieder einmal alles an mir hängen", erzählt Schmolke. Frederic sei gleich von einer Biene ins Auge gestochen worden, Kerstin habe sich bei einem Waldspaziergang einen Kreuzbandriss zugezogen. Wenigstens für Frederic hatte der schmerzhafte Zwischenfall noch positive Folgen: von der Lehrerin auf sein dickes Auge angesprochen, durfte er gleich ein paar Tage später ein Referat über sein Lieblingsthema Bienen halten.

Auch wenn die Überleitung von einem Bienenstich zum Fechtsport ein wenig holprig erscheint, gerade im Florettfechten werden Treffer durch blitzschnelles Zustoßen auf den Körper des Gegners erzielt. "Für mich ist Fechten ein sehr spannender Sport. Auf jeden Gegner muss man sich immer wieder neu einstellen. Es ist zudem ein schneller Sport, der hohe Ansprüche an Technik und Taktik stellt", sagt Schmolke. Dabei käme es immer wieder darauf an, den Kontrahenten so zu locken, dass man ihn auf dem falschen Fuß erwischt.

Der 47-Jährige bevorzugt den etwas klassischeren Stil, hält dabei die Spitze seines Floretts relativ weit nach vorn, sodass sich die Spitze immer in Nähe der Trefferfläche des Gegners befindet: "Durch diese Stellung kann ich die Schnelligkeit und Dynamik meines Kontrahenten besser kontrollieren und auch auskontern, seine Angriffsbemühungen zum eigenen Vorteil nutzen."

"Er hatte diesen Stil für sich selbst schon fast perfektioniert", sagt Dlugi, "Und nebenbei hat er dabei ein Tempogefühl entwickelt, das jeden Gegner schnell zur Weisglut bringen kann."

Und es ist genau dieser Stil, der Schmolke nicht nur seinen größten Triumph bescherte, sondern ihn auch bei Freundschaftsturnieren gegen doch nicht unwesentlich jüngere Fechter bestehen lässt.