Getestet: Unsere Zeitung nimmt den Glinder Elektroroller unter die Lupe

Leise sause ich über den Marktplatz. Blicke verfolgen mich - das liegt allerdings nur an meinem fahrbaren Untersatz, dem Scuddy. Der Elektroroller, an dessen Produktion die Glinder Schorisch Unternehmensgruppe beteiligt ist, erregt Aufsehen. Und das Fahren mit dem dreirädrigen, wendigen, kleinen Flitzer macht einfach Spaß. Wir haben ihn getestet.

Auf dem Markt ist nicht viel los. Zum Glück: Ich kann Gas geben und somit den rechten Griff auch mal ein bisschen aufdrehen und auf 30 Stundenkilometer beschleunigen - an die möglichen 35 traue ich mich noch nicht heran. Dann drossele ich das Tempo ein bisschen, fahre in einer großzügigen Acht über den Platz. Tatsächlich: Das Herumkurven macht richtig gute Laune. Das liegt daran, dass man sich wie auf einem Skateboard so richtig in die Kurve legen kann. Meine Kurven werden enger.

Tim Ascheberg, der den Roller gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Jörn Jacobi ausgetüftelt und produziert hat, wird ständig von Passanten angesprochen. Schon flitzt ein Glinder mit dem zweiten Roller über den Platz - mit breitem Grinsen im Gesicht.

"Wir haben bisher etwa 30 Stück verkauft", erzählt Ascheberg. "Unsere Kunden haben oft Erfahrungen mit Motorrädern aufzuweisen." Darunter ist auch der älteste Kunde mit 72 Jahren. Das Gefühl für die richtige Balance und die richtigen Handgriffe bringen diese Fahrer gleich mit. "Unser Scuddy ist ein sportliches, dynamisches Fahrzeug", betont der Unternehmer.

Außerdem soll das Elektrofahrzeug auch ein täglicher Begleiter für die Stadt sein. Dafür haben Ascheberg und Jacobi den Scuddy so konstruiert, dass man ihn zuerst so zusammenlegen kann, dass er sich wie eine Sackkarre ziehen lässt und dass man ihn sogar komplett wie ein Paket zusammenfalten kann. Deshalb ist er auch unter Seglern und Campern beliebt. Steckt man den abnehmbaren Sitz mit Fahrradsattel ein, fährt er sich fast wie ein Motorroller.

Uns zieht es jetzt erst einmal auf die Straße. Dafür hat Ascheberg den Eco-Modus meines Scooters umgestellt in den Performance-Modus.

Oha! Jetzt beschleunigt er plötzlich doppelt so schnell. Wir fahren auf die Möllner Landstraße und biegen über den Fußweg hinter dem Aldi-Markt ins Neubaugebiet Alte Wache ein. Von dort rollen wir auf die Straßen Schoolmestersbagen und Am alten Gleis. Aus den Gärten gucken uns die Glinder hinterher.

Weiter geht es über die Buernstraat auf die Kaposvar-Spange Richtung Wiesenfeld. Ich genieße den Fahrtwind. Ups, der Kreisel! Ich bremse abrupt, klammere mich unglücklich an den rechten Griff und gebe leider Gas: Prompt holpere ich auf die Straße und lege mich fast hin. Meine wenigen Mofa-Erlebnisse sind wohl doch zu lange her, schießt es mir durch den Kopf. "Am besten bremst man links mit der Hinterbremse", empfiehlt Ascheberg. Dann komme man mit dem Gas nicht durcheinander.

Jetzt fahre ich wieder vorsichtiger und komme mir auf dem Oher Weg doch eher wie ein Verkehrshindernis vor. Ohne Probleme rolle ich über die Bodenschwellen vor den Zebrastreifen. Ein Fahrschulauto überholt mich. Die Autofahrer haben offenbar Probleme, unser Tempo einzuschätzen. Ein Polizeibeamter in der Ausfahrt der Dienststelle guckt forschend aus seinem Wagen, sagt aber nichts.

Wir biegen wieder auf den Parkplatz vor dem Markt ein. Fazit: ein spaßiges Schönwetter-Fahrzeug. Ich brauche allerdings noch etwas Übung.

Das Zusammenlegen ist mit wenigen Handgriffen getan. Allerdings ist mir der Scuddy mit seinen 27 Kilogramm zum Heben noch zu schwer. Ihn als Trolley hinter mir herzuziehen, kann ich mir schon eher vorstellen. "In der Szene ist 'scudden' schon ein Begriff", erzählt Tim Ascheberg stolz - bis in den Duden hat es das Wort es allerdings nicht geschafft - noch nicht.

www.scuddy.de