Elektroautos: ADAC spricht von Hemmschwelle - Anschaffung scheitert an Preis und Reichweite

Das Ziel ist ehrgeizig: Bis 2020 sollen eine Million Elektromobile auf unseren Straßen rollen. So will es Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Doch in der Praxis sind die E-Mobile immer noch Exoten, vergangenes Jahr waren deutschlandweit gerade einmal 5000 E-Autos zugelassen - im Herzogtum Lauenburg rollen derzeit lediglich zehn Stromautos. "Es gibt eine große Hemmschwelle vor der neuen Technologie", bestätigt Christian Hieff, Sprecher des ADAC Hansa in Hamburg.

Die Energiewende auf der Straße stockt vor allem am Preis, hat der ADAC beobachtet. Zwar sind E-Smart und E-Mini äußerst sparsam und kosten mit 1,50 Euro auf 100 Kilometer ein Drittel bis ein Viertel ihrer benzingetriebenen Verwandten. Nur die Anschaffung ist leider noch viel zu teuer. "Für den Preis eines E-Smarts bekommt man ein Mittelklassefahrzeug, das wesentlich weniger Einschränkungen verlangt", sagt Hieff. So muss der Fahrer eines Elektroautos zurzeit mit einer maximalen Reichweite von etwa 150 Kilometern auskommen, zudem sei das Netz an öffentlichen Ladestationen noch zu dünn, kritisiert der ADAC. "Sinn machen die E-Autos deshalb nur für Nutzer mit einem genau vorgegebenen Nutzungsprofil, wie Behörden, Firmen oder Fahrer, die ausschließlich im urbanen Bereich unterwegs sind", sagt Hieff.

So treibt die Stadt Hamburg mit dem Projekt "Wirtschaft am Strom" den Ausbau der E-Flotte voran, sind seit 2011 sieben Leasing-Fahrzeuge unterwegs, seit September 2012 ist ein Kontingent von 120 Fahrzeugen zur Erprobung vorgesehen: "81 Leasing-Fahrzeuge sind bereits im Einsatz oder wurden geordert, drei davon nutzt das Bezirksamt Bergedorf", sagt Daniel Stricker. Der Sprecher der Finanzbehörde schwärmt von der "umweltfreundlichen, sparsamen und zuverlässigen Zukunftstechnologie", will den Einsatz von E-Autos 2014 weiter intensivieren.

Auch im Bezirksamt Bergedorf wird verstärkt über Elektromobilität nachgedacht: "Wahrscheinlich bekomme ich 2014 ein Elektro-Auto zur Probe. Aber hoffentlich wird es kein Smart, da mach ich nicht mit", sagt Torsten Schmidt entschieden. Er arbeitet seit 1993 als Fahrer und chauffiert nun den bekanntlich hochgewachsenen Bezirksamtsleiter Arne Dornquast.

Was im Stadtstaat funktioniert, stellt die Kommunen im Flächenland Schleswig-Holstein dagegen vor Probleme: "Unser Dienstwagen ist in die Jahre gekommen, bei der anstehenden Neubeschaffung wird auch Erdgas, Strom oder Hybrid ein Thema sein", sagt Torben Heuer, Sprecher der Stadt Geesthacht. Ob der Stadtwagen künftig an der Steckdose getankt wird, ist aber eher fraglich. "Für innerstädtische Fahrten würde Strom sicher Sinn machen. Aber der Dienstwagen wird auch für längere Fahrten in Schleswig-Holstein benötigt, da brauchen wir entsprechende Reichweite." Ähnlich im Kreis Herzogtum Lauenburg, wo das Thema Elektromobilität stets geprüft wird, wenn Leasing-Verträge auslaufen. Bislang scheiterte die Anschaffung aber auch hier an der geringen Reichweite.

Die hohen Investitionen einiger Hersteller lassen jedoch auf Fortschritte hoffen, gerade bei den Akku-Kapazitäten. Der zunehmende Gebrauch von Elektrofahrzeuge bei Car-Sharing-Anbietern wie in Hamburg bei "Car2go" hilft laut ADAC zudem, die Akzeptanz zu erhöhen. "Berührungsängste und Vorurteile können so abgebaut werden", sagt Hieff. Allerdings werde es ohne umfangreiche Subventionen kaum zu schaffen sein, eine Millionen E-Fahrzeuge auf deutsche Straßen zu bringen.

Wie alltagstauglich ein Elektroauto ist, hat unsere Zeitung vier Tage lang getestet.