Erfahrungsbericht: Lautlos und rasant - Elektroauto “Smart electric drive“ stellt sich dem Alltagstest

Er sieht aus wie ein richtiges Auto. Der erste Eindruck vom Elektro-Smart der Stadtwerke Geesthacht ist positiv. Mit vorsintflutlichen E-Mobilen zum Hineinlegen oder gewollt futuristischen Auto-Studien hat dieses E-Mobil nichts gemein. Außer dass dem Smart ebenfalls der Auspuff fehlt und sich ein Stecker unterm Tankdeckel befindet. Verbrannt wird unter der Motorhaube dagegen nichts mehr, getankt wird Strom aus der Steckdose.

"Wir merken immer wieder, dass es noch Vorbehalte gegen die Technik gibt. Einigen ist das mit dem Kabel offenbar nicht geheuer", sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Markus Prang. Anlass genug für unsere Zeitung, den weißen E-Smart auf Alltagstauglichkeit zu testen.

Ganz ohne Vorbehalte drehe ich den Schlüssel um, und es passiert - nichts. Doch wie mir das Display verrät: Der Motor läuft, völlig geräuschlos. E-Autos klingen anders.

Daran ändert sich auch beim Tritt aufs Gaspedal nichts: Der Smart schnurrt lautlos durch Geesthacht. Eine schöne Vorstellung, dass der Durchbruch der Elektromobilität irgendwann den Verkehrslärm besiegen könnte. Doch das ist Zukunftsmusik, in der Gegenwart sorgt das geräuschlose Auto für unerwartete Tücken: Fußgänger, die sich aufs Gehör verlassen, laufen ohne zu gucken direkt vor den Smart. Wer elektrisch fährt, muss aufmerksam sein - das lernt man schnell.

Apropos schnell: Was tatsächlich in so einer E-Karosse steckt, spürt der Fahrer, wenn er beherzt das Gaspedal bis zum Anschlag durchtritt. Mit einer nie gekannten Beschleunigung zieht der kleine Smart ab und drückt die Insassen (ungelogen!) in die Sitze - trotz seiner lediglich 27 kW. Auch hier spielt der Elektromotor seinen Vorteil voll aus: Gänge sind ihm fremd, bei diesem Auto steht das volle Drehmoment ab dem Start zur Verfügung. Da hängt man so manchen Benziner beim Start locker ab.

Allerdings ist bei 130 km/h Schluss. Und das muss so sein, denn je ausgiebiger ich das Gaspedal trete, umso mehr rutscht die Verbrauchsanzeige in den roten Bereich - und das lässt die Akku-Energie rasant schwinden. 120 Kilometer reicht der Strom, vorausgesetzt, man ist sparsam. Die Fahrt von Geesthacht nach Bergedorf über die Autobahn beansprucht den Stromspeicher doppelt stark wie die gleiche Strecke über die B 5. Auch die Klimaanlage und das laute Radio lassen den Zeiger, der den Füllstand des Akkus immer präsent macht, schnell auf unter 50 Prozent rutschen.

Wird der Akku knapp, hilft nur eines: schnell an die Steckdose. Dank eines handelsüblichen Steckers geht das theoretisch überall - aber wo kann man sein Auto acht Stunden in Ruhe aufladen? Eine eigene Garage ist also Pflicht, denn Verlängerungskabel sind tabu.

Fazit: Ja, der E-Smart ist ein richtiges Auto. Auch im Alltag. Und die Fahrt mit dem kleinen Flitzer macht Spaß und schont die Umwelt. Aber: Wer längere Strecken fährt oder spontan einen Umweg einlegen muss, kommt schnell an die Grenzen, wenn das E-Mobil an die Steckdose muss, denn die ist beileibe nicht überall verfügbar. Auch Familien sind mit einem Hybrid-Auto besser beraten. Wer jeden Tag von A nach B fährt und über Nacht die Akkus laden kann, wird mit dem Stromauto dagegen seine Freude haben - wenn er bereit ist, mindestens 19 000 Euro für den E-Smart plus monatlich 65 Euro Miete für den Akku zu investieren. Wer vorher einmal Probe fahren will: Das Elektroauto steht zum Ausprobieren am Stand der Stadtwerke auf der Messe "Schaufenster Geesthacht" am 10. und 11. August auf dem Menzer-Werft-Platz bereit.