Bargteheide . Brand in Emil-Nolde-Schule in Bargteheide richtete Schaden von rund einer halben Million Euro an. Schule bleibt vorerst geschlossen.

Nach einem Einbruch in die Emil-Nolde-Schule im Schulzentrum von Bargteheide ist es am Montagabend, 30. Januar, gegen 20.30 Uhr zu einem Brand gekommen. Direkt betroffen waren nach Abendblatt-Informationen der Lehrmittelraum im Obergeschoss sowie die angrenzende Schulbücherei und der Lagerraum für Musikinstrumente.

In einer gemeinsamen Mitteilung der Staatsanwaltschaft Lübeck und der Polizeidirektion Ratzeburg wird der entstandene Sachschaden auf 500.000 Euro geschätzt. „Ich bin geschockt über die Tat und deren Ausmaß“, erklärte Bürgermeisterin Gabriele Hettwer, die umgehend zum Brandort geeilt war, um sich persönlich über den Schaden und den Stand der Löscharbeiten zu informieren.

Feuer in Grundschule zerstört Bücher und Instrumente

Schulleiterin Andrea Aust holte gerade ihren Ehemann vom Airport Hamburg-Fuhlsbüttel ab, als sie die Schreckensnachricht erreichte. „Ich war erst ungläubig, dann fassungslos und schließlich tief traurig. Es fühlte sich an, als würde das eigene Wohnhaus brennen“, sagte Aust unserer Redaktion. Natürlich sei sie mit ihrem Mann sofort zur Schule gefahren, der unvermittelt zum Tatort geworden ist.

Dort habe sich ihr ein Bild der Verwüstung geboten. Aus geborstenen Scheiben quollen noch immer dicke Rauchschwaden. Zudem hatten die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren aus Bargteheide und Elmenhorst damit begonnen, brennende Bücher, Regale und Stühle aus dem Fenster zu werfen und vor der Schule abzulöschen.

Zwei Kriminalbeamtinnen sicherten Spuren am Seiteneingang der Grundschule, wo sich die Täter gewaltsam Einlass verschafft hatten.
Zwei Kriminalbeamtinnen sicherten Spuren am Seiteneingang der Grundschule, wo sich die Täter gewaltsam Einlass verschafft hatten. © Christoph Leimig | Christoph Leimig

„Mir hat das Herz geblutet, 100 Gedanken sind mir durch den Kopf geschossen“, sagt Andrea Aust. Neben vielen Büchern und anderen Lehrmitteln sei auch die Instrumentensammlung der Schule in Mitleidenschaft gezogen worden. „Noch haben wir keinen Überblick, was von unseren Trommeln, Gitarren, Xylophonen, Rasseln und dem Keyboard überhaupt noch verwendbar ist“, so die verzweifelte Schulleiterin.

Flammen haben auch Dachbalken entzündet

Immer wieder habe sie sich gefragt: „Wer tut so etwas und warum?“ Denn der Anschlag wird erhebliche Auswirkungen auf den Schulbetrieb in den kommenden Tagen haben. „In dieser Woche kann in unseren Räumen jedenfalls nicht mehr unterrichtet werden“, so Aust. Erst am Freitag wird die Feuerwehr erneut Messungen zur Rauchbelastung durchführen.

Ob die Schule dann wieder freigegeben werden kann, ist indes mehr als ungewiss. Da die Flammen nicht nur auf die Deckenverkleidung, sondern auch auf die Holzbalken übergegriffen haben, muss möglicherweise das Dach geöffnet und neu eingedeckt werden. Zudem müssen drei darunterliegende Räume im Erdgeschoss, darunter das Schulsekretariat vom Löschwasser getrocknet und wieder hergerichtet werden.

Polizei sucht nach Zeugen für zwei Einbrüche

Laut ersten Ermittlungen sind die bislang unbekannten Täter durch einen Seiteneingang gewaltsam in die Grundschule eingedrungen. Dort wurde eine Scheibe eingeschlagen und das Transponderschloss der Tür herausgebrochen. Dann haben sich die Täter offenbar ins Obergeschoss begeben und dort vermutlich bewusst ein Feuer gelegt. Wegen der Spurenlage ermittelt die Kriminalpolizei Ahrensburg nach nun wegen des Verdachts der Brandstiftung.

Ein Feuerwehrmann löscht vor der Schule Bücher und anderes Lehrmaterial.
Ein Feuerwehrmann löscht vor der Schule Bücher und anderes Lehrmaterial. © Christoph Leimig | Christoph Leimig

Die Motive sind bislang völlig unklar. Und ebenso, ob es einen direkten Zusammenhang mit einem Einbruch in der vorangegangenen Nacht zum 30. Januar gegen 3 Uhr gibt. Dabei war es bereits zu erheblichen Sachbeschädigungen in der Emil-Nolde-Schule gekommen. Feuerlöscher waren von der Wand gerissen und eine Schreibmaschine zerstört worden. Zudem wurde eine Hauswand des benachbarten Kopernikus-Gymnasiums von einem Molotowcocktail getroffen, der jedoch zu keinem Brand geführt hatte.

Notbetreuung im Ganztagszentrum organisiert

Für beide Taten suchen die Ermittler jetzt nach Zeugen. Wer in den genannten Tatzeiträumen am Montag gegen 3 und gegen 20.30 Uhr verdächtige Personen beobachtet hat oder sachdienliche Hinweise zu den Einbrüchen und dem Wurf des Molotowcocktails geben kann, sollte sich möglichst umgehend an die Kriminalpolizei Ahrensburg unter der Telefonnummer: 04102/80 90 wenden.

Aus dem Obergeschoss der Grundschule quollen dichte Rauchschwaden.
Aus dem Obergeschoss der Grundschule quollen dichte Rauchschwaden. © Christoph Leimig | Christoph Leimig

Unterdessen waren bereits am Montagabend über alle verfügbaren Kanäle Lehrer und Eltern über den Brand und dessen Auswirkungen informiert worden. „Wir haben sofort eine Notbetreuung im Ganztagszentrum für Schüler organisiert, die nicht zu Hause betreut werden konnten“, so Schulleiterin Andrea Aust. 20 Mädchen und Jungen sind dort am Dienstagvormittag umsorgt worden.

Benachbarte Schulen bieten Räume und Turnhallen

Inzwischen seien bereits viele Hilfsangebote der benachbarten Schulen und Kitas eingegangen, die für die Kinder der Emil-Nolde-Schule Räume und Sporthallen bereitstellen wollen. „Wir organisieren mit unserem Lehrerkollegium jetzt aber vorrangig den Distanzunterricht. Dann schauen wir, wie wir mit den angebotenen Raumkapazitäten weiterplanen können“, erklärte Andrea Aust.

Auch Bargteheides Bürgervorsteherin Cornelia Harmuth zeigte sich vom Brand im Schulzentrum betroffen. „Das erste Gefühl war unglaubliche Wut“, sagt sie. Für solch eine Tat gebe es keine Rechtfertigung. „Haben die Täter eigentlich mal daran gedacht, was solch ein Brand mit den Kindern macht, was das für Ängste schürt?“, fragt Harmuth. Die Schule sei gerade nach der langen Corona-Zeit zugleich wichtiger Anlaufpunkt für die Grundschüler, um sich wieder persönlich zu treffen und gemeinsam Spaß zu haben. „Das macht diese Tat umso unverständlicher und perfider“, kritisiert die Bürgervorsteherin.